Wenn Kindergartenkinder einen Ausflug machen, dann geht es meistens in den Wald oder anderswo in die Natur. Die Vorschulkinder des Musikkindergartens im Schanzenviertel haben in den letzten Tagen gleich zwei Ausflüge gemacht, allerdings mitten hinein in die städtische Kulturlandschaft, in einen von oben bis unten schwarz getünchten Raum. Sie waren mit ihren Erziehern in der Opera stabile, der kleinen Bühne der Hamburger Staatsoper.

Dort erwartete sie etwas, das sogar für noch etwas Jüngere ersonnen wurde, für Kinder von drei bis fünf Jahren. Die Produktion „Guten Abend, gut’ Nacht, kleine Wolke“, an deren Proben die Vorschulkinder teilnahmen und die am kommenden Sonntag ihre Premiere erlebt, wird dem fortschreitenden Durchschnittsalter des allgemeinen Opernpublikums statistisch erst mal noch nicht viel entgegensetzen können. Aber Oper für die ganz Kleinen – das ist eine neue, irgendwie bestrickende Idee. Ausgeheckt hat sie die Musiktheaterpädagogin Kathrin Barthels, die an der Staatsoper die „Musikkontakte“ verantwortet, ein vielfältig gegliedertes pädagogisches Programm, das sich bislang an Kinder ab acht Jahren richtete. Barthels erfand in groben Zügen auch die Geschichte, die den Dreikäsehochs in der halbstündigen Aufführung erzählt werden soll.

Das kleine Stück verflicht acht Kinderlieder und Zwischenmusiken für Klavier, Marimba, Vibrafon und Percussion zu einem Solo für eine Sängerin und ihr junges Publikum. Eine Wolke geht auf Reisen, denn sie will noch nicht ins Bett. Mal schwebt sie, mal ist sie dunkel und regenlustig. Sie begegnet einem Jäger, der längs des Weihers ging, einem Bauern, einem Bäcker, einem Seemann – eben all den Leuten, die in den Kinderliedern vorkommen.

„Wir arbeiten aber nicht so konkret“, sagt Barthels. Dinge stehen für etwas anderes, sie können sich verwandeln, „aus Spiel“, wie Kinder gerne sagen. Ein Regenschirm, auf- und zugezogen, wird zum atmenden Untier, durchsichtige Plastikbällchen stellen mal Regentropfen, mal Saatkörner, mal Hühnereier vor. Die Opernbühne wird zum Kinderzimmer der Erwachsenen.

Barthels stellte ein Team zusammen – die Sängerin, eine Regisseurin, eine Bühnenbildnerin, zwei Musiker –, und begann schon Anfang Februar damit, die etwa 20 Vorschulkinder anhand von „erfahrungsorientierten Methoden“ auf das Initiationserlebnis ihrer ersten Oper vorzubereiten. Sie sang mit ihnen, sie ließ sie in Körperübungen die Wolke sein, es entstanden sogar Entwürfe und Ideen für das Bühnenbild. Die intensive Zusammenarbeit mit dem Musikkindergarten bei diesem ersten Projekt soll sich über zwei Jahre erstrecken, vergleichbare Workshops sind aber auch mit weniger privilegierten Kindergärten geplant. „Dafür ist bei den Kindern keinerlei besondere Vorbildung nötig“, sagt Kathrin Barthels.

Nur zwei Aufführungen der ersten „Kleine Wolke“-Serie jetzt im März sind ausdrücklich offen für Familien, alle anderen Termine sind für Kindergärten und Schulklassen reserviert. Für die heutige 16-Uhr-Vorstellung gibt es noch Karten, Restplätze auch noch für die Premiere um 14 Uhr.

Barthels reichte ihr Konzept bei der Robert Bosch Stiftung ein, die unter dem Motto „Kunst und Spiele“ Kunstvermittlung für Kinder ab zwei Jahren fördert. 30.000 Euro wurden ihr für einen Zeitraum von zwei Jahren bewilligt – die Höchstsumme, die die Stiftung für derlei Projekte gibt. Neun weitere Kultureinrichtungen aus ganz Deutschland – Theater, Orchester, Museen – wurden ebenfalls gefördert.

Gute Abend, gut’ Nacht, kleine Wolke So 23.3. 14 und 16 Uhr Opera stabile, Kleine Theaterstraße, Karten 10, ermäßigt 5 Euro unter T. 35 68 68