„Opposition ist Mist“, lautete ein markanter Satz des früheren Vizekanzlers und SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering. „Die Opposition in diesem Land bin ich, keine Frage“, sagt hingegen Henning Venske. Und während Polit-Rentner „Münte“, von Venske mal süffisant für seine „Flachzangen-Rhetorik“ gescholten, längst deutsche Geschichte ist, wird der politische Kabarettist Venske auch in seinem 75. Lebensjahr nicht müde, den Finger in die aktuellen Wunden zu legen.

Egal ob in Zeiten einer rot-grünen, schwarz-gelben oder wieder mal Großen Koalition. Egal ob mit – eher selten – Tupfer oder – wie meistens – mit Skalpell: Seit Anfang 1997 seziert der Hamburger Satiriker in seinen Jahresrückblicken das bundesrepublikanische und globale System. Sein jüngster ist sein 79. Programm in Alma Hoppes Lustspielhaus, hat Venske selbst ausgerechnet. Seine dort im Herbst 1996 gestartete Reihe „Monats-Schauer“ hat er zwar auslaufen lassen, mit Frank Grischek bildet der Autor aber schon seit zwölf Jahren ein Duo, das nicht nur Hamburger Kabarett-Interessierte immer wieder an- und aufregt. Die beiden Freunde, in einer Art Vater-Sohn-Verhältnis verbunden, touren nach der Premiere erneut bis Ende Januar bundesweit. Am stets stummen Akkordeonvirtuosen Grischek, der bereits als Venskes Altenpfleger auf Ein-Euro-Basis, als Banker oder zuletzt als Grieche und „Gesicht der Krise“ herhalten musste, zieht Venske auch diesmal ein bestimmtes Thema auf. Welches, verrät er (noch) nicht. Venske drückt es so aus: „Mit seinem stoischen Gesichtsausdruck repräsentiert er die Boygroup für alle unterdrückten Minderheiten.“

Sicher ist jedoch, dass Venske das aufspießt und auf seine unbeugsame Art schonungslos analysiert, was in den vorschnell produzierten und versendeten Rückblicken der TV-Sender unter den Tisch gekehrt wird oder der Schere zum Opfer gefallen ist. „Ich muss mich gar nicht mehr groß ärgern“, erläutert Venske. „Ich bin nur ein Zeitzeuge, der so einiges mitbekommt.“ Als einen „Fool on the hill“ (Narren auf dem Hügel), der nur seinen Spaß haben wolle, sieht sich Venske inzwischen. Er, der sich mal als „gelernten Misanthropen“ bezeichnet hatte. Wird Venske etwa altersmilde? „Die Triebfeder des politischen Kabarettisten ist nicht der Menschenhass“, stellt er klar. „Es ist eher das Mitleid, um Zugang zu Menschen zu finden.“

Sein Mitleid mit den politischen Mandatsträgern hält sich naturgemäß in Grenzen. Und im Wahljahr 2013 hat der ausgebildete Schauspieler Venske ja erneut einige Polit-Darsteller überlebt, die er schon vor einem Jahr abgewatscht hatte. Steinbrück, na klar, aber auch Rösler und Claudia Roth: Der gescheiterte FDP-Chef und Vizekanzler war für Venske bereits im Rückblick auf 2012 ein Mann „mit dem Charme eines noch nicht missbrauchten Ministranten“, die Ex-Frontfrau Roth „Deutschlands aufdringlichste Grünpflanze“.

Als eine Verkörperung der Opposition galt sie Venske ohnehin nie. Sollten sich jedoch außerhalb des Parlaments weitere wahre Oppositionelle finden, hätte der ewige Mahner daran gewiss seine Freude.

Das war’s! War’s das? Fr 3.1., 20 Uhr, Lustspielhaus, Ludolfstraße 53, Karten von 9,50 bis 26,50 Euro unter T. 55 56 55 56, unter www.almahoppe.de oder an der Abendkasse; weitere Vorstellungen: 4./5., 7-12.1., jeweils 20 Uhr