Er ist ein Landei und er steht dazu. Moses Pendleton, Gründer der Tanztheatertruppe Momix, ist auf einer Farm im US-Bundesstaat Vermont aufgewachsen, umgeben von einer Herde schwarz-weißer Holsteiner Kühe. Einmal im Jahr wurden die Tiere auf dem Markt in Caledonia County ausgestellt. Geschniegelt und gebügelt führte Pendleton die Rindviecher herum. „Damals war ich eine Art Kuhreograf“, erzählt der 64 Jahre alte Tänzer und Choreograf lachend. Dem Einerlei des Farmlebens entkam er Anfang der 70er-Jahre, studierte englische Literatur, wurde zum begeisterten Skiläufer und zum Tänzer. Schon in seinen frühen Arbeiten ging es ihm darum, gemeinsam mit anderen Kollegen Formen und Gestalten aus der Natur tänzerisch auszudrücken. Ein großer Solist zu werden hat ihn nie sonderlich gereizt.

Seit mehr als 30 Jahren führt er nun die Momix Dance Company, in diesem Jahr gastiert er mit seiner Truppe in Deutschland mit dem Programm „Botanica“. Auch in dem aktuellen Programm, das Anfang des Monats im Berliner Admiralspalast Premiere feierte, findet Pendletons Liebe zur Natur Ausdruck. Seine Tänzer verwandeln sich in die Blütenblätter einer Rose, sie mutieren zu skurrilen Fabelwesen, gruppieren sich zu einem Reigen von Zentauren und schweben wie Quallen im Meer. Die Bühnendekorationen und Leinwandprospekte von „Botanica“ hat Michael Curry kreiert. Der Bühnendesigner arbeitete in der Vergangenheit bereits für den Cirque de Soleil und ist auch für das Bühnenbild beim „König der Löwen“ verantwortlich.

Freunde des Musicals und der oft etwas esoterisch wirkenden Produktionen des kanadischen Zirkusunternehmens dürften ihren Spaß an diesen getanzten Bildern haben. Auch wenn die Nummern der zweistündigen Show manchmal hart am Kitsch vorbeischrammen. Das liegt sicher auch an der sphärischen Musik. Seine stärksten Momente hat „Botanica“ bei einer Schwarzlicht-Nummer und einem kongenialen Zusammenspiel von acht Paar Händen und Armen, die immer neue Tierfiguren kreieren. Da bekommt „Botanica“ den Zauber, der Pendleton für sein neues Programm vorschwebte.

In der Vergangenheit hat Pendleton bereits an einer ganzen Reihe von Opern-, Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt. Einer der Höhepunkte seiner Karriere war die Gestaltung der Abschlusszeremonie der Olympischen Winterspiele 1980 in Lake Placid/USA. Im Anschluss daran gründete er Momix. Der Name weist zurück auf seine Kindheit und Jugend auf der elterlichen Farm. Momix war der Name für einen Milchzusatzstoff. Mit Momix fütterte Pendleton damals die Kälber.

Momix: Botanica Premiere 31.12., 19 Uhr, Sa/So auch 15 und 14 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße 18-20, Karten ab 26,90 Euro unter Tel. 27 09 49 49 oder unter www.kampnagel.de; Momix gastiert bis zum 12.1.2014 in Hamburg