So weit waren wir doch schon. Erinnern wir uns: Vor einem Jahr, im ersten Teil der „Hobbit“-Trilogie, sahen die Zwergen-Gefährten um den Hobbit Bilbo Beutlin nach langer, gefahrvoller Wanderung endlich ihr Ziel, den Einsamen Berg, in der Ferne. Und der böse Drache, der die Zwerge einst von dort vertrieben und in der Schatzkammer geschlummert hat, öffnete sein böse blitzendes Auge. Abblende. Cliffhanger. Mehr im nächsten Jahr.

Jetzt sitzen wir im zweiten Teil der Trilogie, die mit 161 Minuten lediglich acht Minuten kürzer ist als der erste (so viel Kino kann man aus einem so schmalen Büchlein zimmern!). Aber natürlich geht es nicht sofort am Einsamen Berg weiter. Die Landschaft bis dahin muss ja erst mal durchwandert werden. Und man ahnt schon bald: Wieder geht es von Station zu Station, von Hürde zu Hürde.

Es ist ein wenig wie bei der „Herr der Ringe“-Trilogie: Der erste Teil war hübsch, wie da jede Figur, jede Landschaft, jede Kulisse eingeführt wurde. Und der dritte Teil hat es zu Ende gebracht, auch wenn es nicht nur ein, sondern gefühlte vier, fünf oder sechs Schlüsse waren. Aber der zweite Teil war der, den wir auch in der DVD-Gesamtbox, die wir gleich mehrfach geschenkt bekamen, nie wieder geguckt haben. Weil er halt nur das Scharnier, das Zwischenteil, der Cliffhanger zum Finale war. Und das gilt auch für Hobbit Nr. 2, „Smaugs Einöde“.

Immerhin: Schlüsselszenen dieses Films spielen in besagter, immenser Schatzkammer, in der es nur so von Gold wimmelt, wie wir das sonst lediglich von den Geldbädern bei Dagobert Duck kennen. Weil aber kein Dagobert, sondern der böse Drache Smaug sich im Gold wälzt, wird selbiges von den Zwerg-Gefährten umgeschmolzen, als flüssige Waffe in der Hoffnung, Smaug so den Garaus zu machen.

Das gelingt, so viel darf man schon verraten, nicht ganz. Am Ende wird Bilbo Beutlin ausrufen: „Was haben wir getan!“ Weil das den Drachen nur noch wilder gemacht hat. Die Frage darf man aber auch allen Beteiligten dieses Films stellen: Was, in Tolkiens Namen, habt ihr eigentlich zweieinhalb Stunden getan?

Die Antwort liegt in diesen Schatzkammerszenen. Am Golde hängt, zum Golde drängt doch alles. Das weiß schon eine andere Mythologie, die mit der Tolkien’schen nichts am Hut hat. Regisseur Peter Jackson macht nichts anderes, als seine alten „Herr der Ringe“-Meriten noch mal umzuschmelzen und neu zu veredeln.

Schon im ersten „Hobbit“ gab es ein Wiedersehen mit Elijah Wood, Cate Blanchett, Christopher Lee und vor allem mit dem Gollum. Alles ironisches Augenzwinkern: Na, wisst ihr noch, damals...? Im zweiten Teil geht das munter weiter. Diesmal ist es Orlando Bloom, der wieder als Legolas erscheint und mehr tun darf als nur mal durchs Bild zu schreiten. Wir haben es aber auch wieder mit einer ekligen Riesenspinne zu tun, und nicht nur einer, wie im „Ring“, sondern gleich mit einer ganzen Heerschar.

Das ganze „Hobbit“-Universum ist ein einziges Déjà-Vu. Und weil Herr Tolkien sich sehr für Mythologien, nicht aber so fürs Zwischenmenschliche interessiert hat, hat Peter Jackson noch eine weibliche Figur hinzuerfunden, Tauriel. Frauenquote in Mittelerde: Bei so vielen Zwergen muss auch ein Schneewittchen her. Erstens, damit auch das weibliche Zielpublikum eine Identifikationsfigur hat. Zweitens aber, damit es eine halbwegs adäquate Liebesgeschichte wie einst zwischen Viggo Mortensen und Liv Tyler gibt.

Die „Herr der Ringe“-Trilogie war ein kühner Versuch, ein als unverfilmbar geltendes Kultbuch kongenial zu adaptieren. Die „Hobbit“-Trilogie ist der kühne Versuch, aus einem schmalen Buch-Appendix noch einmal das enorme Geschäft mit der ersten Trilogie ungeniert zu wiederholen. Wer „Herr der Ringe“ liebt und sich bei „Zwei Türme“ nicht gelangweilt hat, wird zweifellos auch hier auf seine Kosten kommen. Man muss aber darauf bestehen: Die sinnigste Bestie für diesen Film sind nicht die Orks, all die anderen Ungetüme oder der Titeldrache Smaug. Sondern das, was der Amerikaner so treffend Cash-Cow nennt: eine Kuh, die man ewig melken kann.