Viele Kinder sind willkommen bei der Lehmbau-Aktion des Vereins Bunte Kuh. 20 Helferinnen und Helfer unterstützen beim Bauen, Kneten und Gestalten. Marlies Fischer stellt sie vor.

Ganz vorsichtig verstreicht Marie einen Lehmklumpen auf dem Kopf einer Figur, die einmal ein Monster werden soll. Am Tisch nebenan modelliert Sophia ein Tier und kann sich nicht entscheiden, ob Schlange oder Krokodil. Pelle läuft zwischen den einzelnen Baustellen hin und her, begutachtet die Werke und entscheidet sich schließlich für die Mitarbeit am Schiffsrumpf. Alle drei Kinder, zwischen fünf und elf Jahren alt, sind mit Begeisterung bei der Aktion „Bauen mit Lehm für Groß und Klein“ des Vereins Bunte Kuh e.V. dabei. Nachdem die ersten Lehmwerke schon fertig sind, wird vom kommenden Dienstag an auf dem Karolinenplatz, Karolinenstraße 4, weiter gebaut. Und jeder ist herzlich willkommen.

„Der Baustoff Lehm hat soziale und kulturelle Klebkraft“, sagt Nepomuk Derksen vom Verein Bunte Kuh. Seit 17 Jahren leitet der Kunst-Pädagoge und Architekt zusammen mit seiner Frau Karen die Bauaktionen, die schon in verschiedenen Hamburger Stadtteilen zu Gast waren und in diesem Jahr zum ersten Mal im Bezirk Mitte gegenüber der russisch-orthodoxen Kirche unter den weißen Zeltdächern über die Bühne gehen. „Die Kinder überwinden Grenzen und schaffen etwas gemeinsam, denn sie lernen, dass man allein oft nicht weiterkommt“, sagt Karen Derksen, 51.

Klassen und Gruppen aus 96 Schulen und Kitas haben sich beim Verein angemeldet, um mit Lehm zu modellieren, kneten und bauen. Aus etwa 75 Kubikmetern Sand-Ton-Wasser-Gemisch entstehen bis zu vier Meter hohe Skulpturen, Höhlen, Labyrinthe, Türme, Tiere und Fantasie-Gebilde. „In diesem Jahr haben wir uns entschlossen, gemeinsam ein großes Monster, eine Arche Noah und eine Statue, die dem Olympischen Feuer ähnelt, zu bauen“, so Karen Derksen.

Sie freut sich, dass viele Jungen und Mädchen immer wiederkommen, um mit Lehm zu arbeiten und sich auch nach Herzenslust schmutzig zu machen. „Die Kinder entwickeln sich, ihre Arbeiten werden von Jahr zu Jahr besser“, hat auch ihr sechs Jahre älterer Ehemann Nepomuk beobachtet. „Außerdem erfahren die Kinder Wertschätzung. Unsere Lehmbau-Aktion ist eine große Stolz-Produktionsanlage.“

Mit mehr als 3500 großen und kleinen Baumeistern rechnet das Ehepaar Derksen während der aktuellen Aktion. „Es geht um Fantasie, Kreativität und um Geschichten, die mithilfe des Lehms erzählt werden“, sagt Karen Derksen. „Schüchterne Kinder drücken sich über ihre Hände aus. Und wer zu viel Energie hat, lässt die überschüssige Kraft in etwas fließen, was nicht zerstörerisch oder aggressiv ist.“ Und es gibt Dinge, die immer wieder geformt werden: „Ritterburgen, Tiere, Männchen und Figuren und natürlich Monster.“

Rund 20 Helferinnen und Helfer unterstützen beim Bauen, Kneten und Gestalten, brennen die Modelle im Ofen oder schaufeln Lehm in eine spezielle Presse, damit der Werkstoff durchgerührt wird und in kleinen handlichen Lehmsträngen herauskommt. Rund 100.000 Euro kostet die Aktion des Vereins Bunte Kuh. 50.000 Euro kommen aus der Kultur- und Tourismustaxe der Hamburger Kulturbehörde, den Rest finanzieren die Ikea Stiftung und andere Stiftungen als langjährige treue Unterstützer des Vereins.

Wenn die Bauaktion am 6.Juli zu Ende ist, können die kleinen Modellierer ihre Männchen, Tiere und Figuren mit nach Hause nehmen. Die großen Bauten werden abgetragen, der Lehm wird für das nächste Bau-Abenteuer wieder genutzt. Voraussichtlich im Herbst soll noch einmal geknetet und gebaut werden, Ort und Termin werden gerade geplant. Dann kommt Pelle auf jeden Fall wieder. Und auch Marie und Sophia freuen sich schon darauf, sich erlaubt schmutzig machen zu dürfen.