Schön ist es wirklich nicht, das runde Etwas, das da oben in unserem Kopf für das Denken zuständig ist: das Gehirn.

Im Lateinischen, der Sprache der Mediziner, heißt es Cerebrum. Ein echter Zungenbrecher, und deshalb nennen Wissenschaftler, die das menschliche Gehirn erforschen, die wichtige Denkwurst in unserem Kopf einfach nur liebevoll Brummi. Brummi will alles, was der Mensch sieht, hört oder liest, verarbeiten und speichern. Ohne Brummis Fähigkeiten wären wir Menschen nicht in der Lage, Neues zu begreifen und umzusetzen. Weil Brummi ununterbrochen arbeitet, lernen wir laufen, Fahrrad fahren, auf Bäume zu klettern, am Computer zu spielen oder mit Freunden auf Facebook zu chatten. Diese Dinge machen ja auch alle Spaß. Die lernt man gerne, quasi ohne es zu merken.

Für Schulkinder hat das Wort "lernen" aber oft auch eine unangenehme Bedeutung. Lernen bedeutet nämlich auch Vokabeln lernen, Mathe- und Chemieformeln lernen und Gedichte auswendig lernen. In diesen Fällen ist das Wort "lernen" dann gar nicht so spaßig und im Gegenteil häufig eine Qual.

Zwei Lehrern hat das Kummer bereitet. Sebastian Marcks und Maren Stolte unterrichten in Pinneberg und sind der Meinung, dass es Schülern leichter fällt zu lernen, wenn sie wissen, wie ihr Gehirn funktioniert. Wie, das haben sie in den drei Büchern "Der kleine Lernbegleiter" aufgeschrieben. In den Büchern kommt Brummi, das Gehirn selbst zu Wort und erklärt, warum viele sich mit dem Lernen so schwer tun und wie es einfacher wird. "Lernen ist für mich wie das Herstellen eines Puzzles", sagt Brummi.

Immer wenn der Mensch etwas erlebt, ausprobiert und entdeckt, senden Augen, Ohren, Muskeln Informationen ans Gehirn. Brummi formt daraus dann einzelne Puzzleteile. Beispiel schwimmen lernen: Die Haut sendet, wie sich das Wasser anfühlt, die Muskeln senden, welche Bewegungen den Körper über Wasser halten. "Aus dieser Information baue ich ein Puzzleteil und suche nach passenden Stellen für das Teil in einem großen Puzzle", sagt Brummi. Es gibt Teile, für die findet Brummi schnell die passende Stelle, für andere Teile braucht Brummi Zeit. Wenn Brummi die Puzzleteile gar nicht eingebaut bekommt, sortiert es sie aus. Zum Aussortieren sagen wir "vergessen". Wir vergessen Informationen, die wir nicht brauchen. Wir vergessen aber auch manchmal Wichtiges, wenn Brummi zu viele Informationen erhält. Wer ein Gedicht lernen will, gleichzeitig den Fernseher laufen lässt und immer wieder bei Facebook schaut, welche Freunde gerade was posten - der kann sicher sein, dass Brummi es mit zu vielen Puzzleteilen zu tun hat und sich ganz schnell verpuzzelt. Brummi baut, sortiert und puzzelt besser, wenn es sich auf eine Sache konzentrieren kann. Und noch was: Wenn Brummi sich langweilt, dann knabbert es Puzzleteile an oder baut Türmchen daraus. Wer im Unterricht nicht zuhört und nicht mitarbeitet, stattdessen aus dem Fenster starrt und keine Lust zum Aufpassen hat, läuft Gefahr, dass Brummi sich langweilt. Das war's dann mit dem Lernen. Wir können Brummi aber auch helfen, schneller und genauer zu puzzeln. Diese Hilfe nennt man Lerntechniken. Eine davon ist die Loci-Methode. Ein Beispiel aus dem Biologieunterricht: Die Schüler sollen die Fachwörter für die Teile einer Blüte auswendig lernen. Nun könnten sie die Wörter "Kelchblätter, Kronblätter, Staubblätter und Fruchtblätter einfach auswendig lernen.

Viel besser und schneller merken kann sich Brummi die Begriffe allerdings, wenn man sie sich bildlich an einem bestimmten Ort vorstellt. Das nennt man verorten. Nehmen wir den Schulweg. Wer sich vorstellt, dass die Kelchblätter am Bordstein vor der Haustüre kleben, die Kronblätter am Laternenpfahl, die Staubblätter an der grünen Ampel und die Fruchtblätter an der Schultür, kann sich die Begriffe ruckzuck merken. Und weil diese Methode sehr viel Spaß macht, fällt Brummi das Puzzeln doppelt leicht. Das funktioniert auch mit Gedichten. Im Gehirn, gleich hinter der Stirn ...