Es muss kein Marathon sein, aber maßvoll laufen ist auch für Kinder gesund und macht Spaß. Wie, das hat Sophie Laufer den Hamburger Sportmediziner Klaus-Michael Braumann gefragt.

An diesem Sonntag laufen wieder rund 20.000 Männer und Frauen den Haspa-Marathon durch die Hansestadt. Rund 42 Kilometer geht es vorbei an Alster, Elbe und durch die HafenCity. Das heißt harte Arbeit, größte Anstrengungen und für viele Starter auch jede Menge Schmerzen. Doch so ein Marathon ist etwas ganz Besonderes und sicher nicht vergleichbar mit einer entspannten Joggingrunde am Morgen oder Abend.

Dabei kann Laufen richtig Spaß machen. Ein paar Kilometer am Strand, im Wald oder durch die Felder – oder erst einmal nur durch den Garten. Am besten gemeinsam mit den Eltern. Oder eine gemeinsame Joggingrunde in Kita und Schule. Das ist nicht nur lustig, sondern auch gesund. Das Abendblatt hat den Hamburger Sportmediziner Klaus-Michael Braumann gefragt, wie viel und wie Kinder und Jugendliche joggen sollten – und wie lieber nicht.

Hamburger Abendblatt: Ist es für Kinder überhaupt gesund zu joggen?

Klaus-Michael Braumann: Man kann mit dem Laufen gar nicht früh genug anfangen. Ich bin mit meinem Sohn schon im Urlaub am Strand entlanggelaufen, als er drei Jahre alt war. Aber jedes Kind hat andere Interessen, und nach denen sollte es gehen. Das Entscheidende ist nämlich – auch und gerade im Kindesalter –, dass man Lust zum Joggen hat. Es soll Spaß machen und keine Quälerei sein. Und vor allem sollten Eltern keinen Druck ausüben, was Strecke, Tempo oder Häufigkeit angeht. Das Ziel darf es auf keinen Fall sein, einen Wunderläufer heranzuzüchten. Ich bin davon überzeugt: Was Spaß macht, was Kinder gern machen, das ist auch gesund.

Welche Distanz sollten Jungen und Mädchen laufen?

Braumann: Das ist ganz abhängig davon, welchen Spaß es dem Einzelnen macht, zu laufen. Ganz kleine Kinder hören vielleicht schon nach 200 Metern wieder auf, und das ist dann auch gut so. Andere laufen vielleicht schon gleich mehrere Kilometer. Der Spaß ist entscheidend, auch für die Länge der Laufstrecke. Es kann auch sein, dass ein Kind zwischendurch mal gar nicht mehr laufen mag. Auch das ist dann in Ordnung. Ab einem Alter von etwa acht Jahren sollten es Jungen und Mädchen sicherlich schon mal schaffen, drei Runden um den Sportplatz zu joggen. Aber auch die Entscheidung, an einem Wettbewerb teilzunehmen oder eine gewisse Strecke zu bewältigen, sollten die Kinder ganz allein treffen.

Kann zu frühes Laufen für den Körper nicht ungesund sein?

Braumann: Nein, schaden kann Laufen auch in jungen Jahren nicht. Mir sind keine negativen Folgen bekannt. Ganz im Gegenteil: Laufen kräftigt das Herz-Kreislauf-System und beugt Übergewicht und Stoffwechselstörungen wie zum Beispiel Diabetes vor. Besonders die Knochen brauchen eine gewisse Beanspruchung, um eine gesunde Dichte zu bekommen. Und die bekommen sie beim Laufen. Auch wenn sich das jetzt für Jugendliche komisch anhören mag: Die sogenannte Alters-Osteoporose kann vermieden werden, wenn in der Kindheit genügend Knochenmasse aufgebaut wird. Denn ab einem gewissen Alter verlieren die Knochen wieder an Kalk. Je mehr Knochenmasse aber vorhanden ist, desto weniger porös werden sie. Wer faul ist und sich wenig bewegt, hat also eine geringere Knochenmasse und entkalkt später schneller. Und leidet dann eventuell eher unter schmerzenden und porösen Knochen.

Gibt es aktuelle Erkenntnisse, welcher Untergrund gesünder für Kinder ist?

Braumann: Da gelten die gleichen Regeln, die ich auch Erwachsenen an die Hand geben würde. Jeder Läufer hat einen Untergrund, der zu seinem Körper passt. Das liegt in der Statik und der Anatomie jedes Einzelnen begründet. Ich kenne Menschen, die laufen auf gutem Waldboden und haben schreckliche Schmerzen. Andere kümmert es gar nicht, auf Asphalt zu joggen. Also müssen auch Jungen und Mädchen herausfinden, was ihnen besser liegt. Die aktuelle Forschung gibt dazu keinen allgemeingültigen Ratschlag.

Auf welche Kleidung und Nahrung sollte man bei Jungen und Mädchen achten?

Braumann: Ich würde es mal so formulieren: Wer sich viel bewegt, kann auch Fast Food besser verarbeiten. Ich denke – plakativ gesagt –, dass jeder essen kann, was er will, wenn er sich nur genug bewegt. Vermeintlich ungesundes Essen hat deutlich weniger schlechte Folgen, wenn dazu das Bewegungsprogramm passt. Die passenden Schuhe muss jeder für sich selbst entdecken. Es gibt Menschen, die können barfuß am besten laufen, andere brauchen dick gefederte Schuhe. Auch Kinder und Jugendliche müssen schauen, womit sie sich wohl fühlen.