Frühling im Zoo: Traditionell ist dies die Zeit, in der die Nachwuchsdichte im Tierpark am höchsten ist. Die Kamelstute Saida ist bereits da, in den kommenden Wochen folgen unter anderem kleine Nasenbären, Giraffen und Tapirkinder. Ein Überblick.

Stellingen. Trinken, stehen, gucken, trinken, gucken und dann wieder: stehen. Saida hat das Bewegungsmuster ihrer Eltern entweder mit der Kamelmuttermilch aufgesogen oder ziemlich gut kopiert. Jedenfalls kann man nach der ersten Lebenswoche nicht behaupten, dass die neugeborene Kamelstute bei Hagenbeck eine Hektikerin wäre. Ein kluges Kamel geht eben nur so weit wie es muss. Im Zweifel reicht der Weg bis zur Milchbar bei Mama.

Die erste weibliche Nachzucht nach acht Jahren macht sich bisher gut im Tierpark, sagt ihr Tierpfleger Benjamin Krüger. Nur auf den ersten Blick ist sie genauso bewegungsfaul wie ihre Eltern Natascha und Azeem. Denn bei seiner Geburt hatte es das jüngste Hagenbeck-Baby eilig. „Gegen Mittag haben Besucher gerufen: Da wird gerade ein Kamel geboren“, sagt Krüger. Und als es ankam, war Saida schon in den Staub der Anlage gefallen. Nach 13 Monaten Tragzeit ging es am Ende doch sehr schnell. Er habe dem zitternden Baby erst mal ein Heubett gebaut, sagt Krüger, inzwischen steht das Jungtier frei, und zwar auf entzückenden X-Beinen. Mit ellenlangen Wimpern, einem Fell aus Superflausch und unaufgeregtem Gleichmut kommt Saida ganz nach Mama. Die 13 Jahre alte Natascha gilt als erfahrene Vertreterin der Kamelmutterzunft.

An allen Ecken machen Tierbabys erste Schritte

Doch Saida, die noch mindestens ein Jahr bei Hagenbeck bleiben wird, bevor sie als Stute beste Vermittlungschancen in andere Zoos hat, ist derzeit nicht das einzige Jungtier. Frühling ist auch im Tierpark Nachwuchszeit. An allen Ecken machen Tierbabys gerade ihre ersten Schritte. In wenigen Tagen bekommt Jung-Kamel Saida ein Geschwisterchen, und die Nasenbären im Nachbargehege haben auch schon dicke Bäuche. Giraffen- und ein Tapirkinder sind außerdem unterwegs. Geplante Ankunft: Frühjahr und Sommer.

Die Familienplanung abgeschlossen haben dagegen die südamerikanischen Schwarzhalsschwäne am Birma-Teich. Drei Küken sind vor zwei Wochen geschlüpft. Reichlich früh, aber der Südhalbkugel-Rhythmus sei einfach nicht aus den südamerikanischen Tieren herauszukriegen, sagt Reviertierpfleger Volker Friedrich. Deshalb zischen jetzt schnabeltragende Flaumkugeln durchs Wasser oder nutzen das „Taxi Mama“, lassen sich also auf dem Rücken ihrer Mutter über den Teich kutschieren. Papa Schwan gibt dagegen den gewissenhaften Revierverteidiger. Er attackiert derzeit alles, was seinen Nachkommen zu nahe kommt. Unter anderem auch Salatköpfe und Schwimmpellets. „Wahrscheinlich brüten sie nach der Aufzucht noch einmal“, sagt Friedrich. Gut einen Monat dauert das bei den Südamerikanern, nach einem Dreivierteljahr bekommen die Jungtiere ihren charakteristischen schwarzen Hals.

„Außerdem brüten in diesem Jahr erstmals die Rötelpelikane im Teich“, sagt der Tierpfleger. Den vielleicht bestfrisierten Vögeln des Parks hat Friedrich im Winter große Nisthilfen ins Wasser gesetzt.

Ein zwei Monate altes Baby auf dem Affenfelsen

Die Weibchen sitzen die Brutinsel momentan warm. Der milde Winter bestärkt die aus Afrika und Madagaskar stammenden Tiere in ihren Ambitionen. „Es sieht gut aus für Nachwuchs“, sagt Friedrich. Wie übrigens auch bei den Graureihern, die zwar niemand in den Tierpark gebeten hat, die aber rund um den Teich ihre Kinderstube angelegt haben.

Als ganzjährige Kinderstube gilt der Affenfelsen in der Mantelpavian-Anlage. Aktuell springt ein zwei Monate altes Jungtier durch die Gruppe. Man muss nur auf das hinkende Weibchen achten, das sich im Klammergriff seines Babys eher eingeschränkt bewegen kann. Ganz anders als die Sika-Hirsche und Hirschziegenantilopen. Auch bei ihnen mischt sich gerade die Kulleraugenfraktion unter die Alttiere. Nur eben freistehend, ohne Klammergriff. Wer Bambi mag, ist bei den Asiaten jedenfalls genau richtig. Drei kleine Hirsche und drei Zwerg-Antilopen stolpern gerade durch die Anlage.

Kleiner sind eigentlich nur die Ouessant-Schaf-Lämmer. Die jungen Franzosen gelten ohnehin als kleinste Schafart der Welt. Dementsprechend winzig ist auch der Nachwuchs. Mit etwas Glück lassen sich die Miniknäuel am Streicheltiergehege anfassen. Weniger Berührungsängste haben für gewöhnlich die Zwergziegenlämmer. Afrikanische Gelassenheit als laufender halber Meter. Jetzt auch neu bei Hagenbeck. Allerdings gibt es auch ein Sorgenkind. Vor zwei Monaten fiel Kängurubaby Josy aus dem Beutel seiner Mutter. Ein Hüpfburgleben hat auch seine Schattenseiten. Davor war vier Monate alles in bester Ordnung, doch dann herrschte kurz Stress in der Känguru-Anlage. Und Stress mögen die Roten Riesenkängurus gar nicht, weil sie dann mitunter ihre Babys aus der Bauchtasche werfen. Für Josy bedeutete das: Umziehen! Seitdem lebt das Weibchen in einem anderen Beutel, nämlich in einer Spezialanfertigung von Pfleger Thomas Feierabend. Die Aufzucht von Menschenhand sei dabei relativ aufwendig. Denn Kängurus wird eine Laktoseintoleranz nachgesagt. Das hieß: Original Kängurumilch musste in nicht unerheblicher Menge von anderen Zoos gekauft werden. Anfangs bekam das Kängurujunge zehn Fläschchen am Tag, inzwischen sind es nur noch vier. „Josy wird trotz menschlicher Prägung bisher gut von der Gruppe angenommen“, sagt Feierabend. Die Chancen für eine Resozialisierung stehen also nicht schlecht. Kängurus sind eben nicht nachtragend.

Ostersonntag und Ostermontag können im Tierpark Hagenbeck junge und etwas ältere Gäste ihr Spürnasengeschick unter Beweis stellen. Viermal täglich werden bunte Plastikeier versteckt. Start der Suche ist jeweils um 11, 13, 15 und 17 Uhr. Die gefundenen Eier können am Stand des Schokoladenmuseums Chocoversum gegen echte Naschereien eingetauscht werden.

An beiden Feiertagen gibt es zudem eine Oster-Rallye durch den Park. Die kostenlosen Rallyebögen sind an den Kassen erhältlich. Fünf Fragen müssen richtig beantwortet und in die Box am Kaninchengehege eingeworfen werden. Es gibt Freikarten und Hotelgutscheine zu gewinnen.