Sparen will gelernt sein, Geld ausgeben auch. Das Abendblatt sprach mit kleinen und großen Experten über die Bedeutung eigenen Geldes. Taschengeldtabelle hilft bei der Orientierung.

Fußball-Sammelbilder oder leckeres Eis – dem sechsjährigen Ferdinand fallen schon ein paar Dinge ein, die er gern hätte. Und da er seit seiner Einschulung an jedem Freitag 50 Cent von Mama bekommt, hat er die Möglichkeit, sich ab und zu auch etwas Besonderes zu leisten, etwas, das er sich ganz allein aussuchen darf. Die Höhe des Taschengeldes haben seine Eltern zuvor auf einem Elterntreffen der Klassengemeinschaft besprochen

„Taschengeld ab dem Grundschulalter ist tatsächlich sinnvoll, da Kinder so in kleinen Schritten den eigenverantwortlichen Umgang mit Geld lernen“, sagt auch Gunter Groen, der Professor an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften ist und dort zum sogenannten „Competence Center Kids“ gehört. Die Erfahrung, dass Geld tatsächlich nur einmal ausgegeben werden könne, sei wichtig. Zu früh sollten die Eltern allerdings auch nicht mit dem Taschengeld beginnen. „Höchstens im späten Kindergartenalter, also mit vier oder fünf.“ Ein kleiner Betrag, der wöchentlich ausgehändigt werde, sei sinnvoll. Etwa ab dem zehnten Lebensjahr könne man dazu übergehen, das Geld monatlich zu übergeben.

Informationen zur Höhe gibt das Jugendamt

Der zehnjährige Jacob bekommt 13 Euro im Monat. „Ich finde es gut, eigenes Geld zu haben, weil man es sparen kann. Und weil man davon Sachen kaufen kann, die die Eltern zu teuer fänden.“ Natürlich dürfen Kinder sich nicht wirklich alles kaufen, was sie wollen – eine Gefährdung muss ausgeschlossen werden. „Trotzdem geht es natürlich meist um Dinge für die Freizeit oder das Hobby, die eher nicht notwendig sind“, sagt Gunter Groen. Mama und Papa müssen es dann eben zähneknirschend hinnehmen, wenn das zehnte Kuscheltier oder die x-te Star-Wars-Figur gekauft werden. Die Garderobe und Materialien für die Schule sollten übrigens nicht vom Taschengeld bezahlt werden.

„Meistens gebe ich mein Geld im Urlaub aus, zum Beispiel für Schwimmsachen“, sagt die 12-jährige Alicia, die wie die meisten ihrer Freundinnen 15 Euro im Monat bekommt. Ihre zehnjährige Schwester Kim kauft sich von ihrem Geld – zehn Euro pro Monat– gern Süßigkeiten. „Oder Geschenke zum Geburtstag oder zu Weihnachten für meine Familie.“ Wer unschlüssig ist, wie hoch das Taschengeld sein soll, der kann sich an bestimmten Richtwerten orientieren, die zum Beispiel das Jugendamt regelmäßig aktualisiert. „Aber natürlich muss immer auch die wirtschaftliche Situation der Familie bedacht werden“, sagt Roger Sinderhauf, Leiter der Erziehungsund Familienberatungsstelle in Rahlstedt. Steht genug Geld zur Verfügung, um dem oder den Kindern Taschengeld zu geben? Und ist dies überhaupt regelmäßig möglich?

Kinder sollen auch lernen zu sparen

Selbstverständlich vergleichen grundsätzlich alle Kinder gern und schauen ganz genau, was ihre Freunde so bekommen. „,XY bekommt aber mehr als ich‘ ist ein Standardargument“, weiß auch Roger Sinderhauf. Er empfiehlt, einen guten Kontakt zu den Freunden zu pflegen, um beurteilen zu können, was tatsächlich normal ist. „Und wenn die zwölfjährige Tochter unbedingt die teure Jeans haben möchte, dann kann sie etwas von ihrem Geld drauflegen.“ Schließlich sollen Kinder auch lernen, dass man sparen kann und sein Geld nicht immer sofort umsetzt.

Bei Jugendlichen sei es ab einem gewissen Alter verbreitet, sich eigenes Geld dazuzuverdienen, da die Bedürfnisse höher würden. Aus Pädagogensicht ist es übrigens absolut nicht sinnvoll, die Auszahlung von Taschengeld an Bestrafung oder Belohnung zu knüpfen. „Eine Ausnahme kann die mutwillige Zerstörung von Gegenständen sein, dann kann man überlegen, ob das Kind einen gewissen Eigenbetrag zusteuern muss.“ Eine solche Maßnahme müsse aber deutlich begrenzt sein.

Das Taschengeld sollte es an einem bestimmten Tag geben

„Zu viel Geld ist auch nicht gut, damit sich die Kinder nicht sofort jeden Wunsch erfüllen können.“ Besser sei es, immer einen bestimmten Tag zu vereinbaren, an dem es das Taschengeld gebe, und auch klar zu vereinbaren, wann es erhöht werde. „Dann freut man sich auch darauf.“

Die 17-jährige Sophie, die 50 Euro pro Monat bekommt, weiß heute schon, dass auch ihre Kinder einmal Taschengeld bekommen sollen, „damit sie selbstständiger werden und für sich selbst erkennen, für was sie ihr Geld ausgeben wollen“. Für den sechsjährigen Ferdinand war das eigene Geld bisher übrigens nur aus Prinzip wichtig. „Ich habe ganz lange nichts ausgegeben und dann mit dem Geld, das ich in meinem Sparschweinchen hatte, zuerst einen 5-Euro-Schein und dann einen 10- Euro-Schein bei Mama und Papa eingetauscht. Der Schein bleibt jetzt erst mal in meinem Schwein. Vielleicht bekomme ich auch mal ein Konto. Da kann ich das Geld von der Bank holen.“

Weitere Informationen:

Die Taschengeldtabelle 2013 beruht auf einer Empfehlung vom Jugendamt: www.taschengeldtabelle.org. Natürlich handelt es sich dabei bloß um Orientierungswerte, schließlich müssen die finanzielle Situation der Familie und die Anzahl der Kinder bedacht werden. Taschengeld kann einen Lerneffekt nur dann richtig entfalten, wenn sich die Kinder auch teilweise einschränken müssen. Konsequenz ist also auch dann geboten, wenn mehr Geld zur Verfügung steht.

Das Taschengeld sollte altersgemäß gestaffelt werden. Weil Kinder bis zum zehnten Lebensjahr selten einen ganzen Monat finanziell planen können, gilt gemeinhin zunächst eine wöchentliche Auszahlung als sinnvoll. Später sollten Kinder dann lernen, auch längere Perioden finanziell zu überschauen. Es gibt übrigens keine gesetzlichen Regelungen, ob Eltern ihren Kindern überhaupt Taschengeld geben müssen

Wöchentlich (4–9 Jahre) Unter 6 Jahre: 50 Cent. 6–7 Jahre: 1,50–2 Euro. 8–9 Jahre: 2–2,50 Euro

Monatlich (ab 10 Jahren) 10–11 Jahre: 13–16 Euro. 12–13 Jahre: 18–22 Euro. 14–15 Jahre: 25–30 Euro. 16–17 Jahre: 35–45 Euro. 18 Jahre: 70 Euro