Es gibt einen Ort in Hamburg, wo die Sterne vom Himmel geholt werden. Aber: Manchmal gibt’s davon einen steifen Nacken.

Es gibt Abende, an denen dir deine Eltern vielleicht erlauben, mal etwas länger wach zu bleiben. Weil Ferien sind. Oder Wochenende. Mit etwas Glück erwischst du einen sternenklaren Abend und kannst du neben dem großen Mond all die winzig kleinen Himmelskörper über dir funkeln sehen. Vielleicht nicht gerade an Silvester. Dann ist der Himmel meistens so hell und neblig, dass die Sterne darin verblassen. Wenn du mal einen richtig tollen Blick auf die Sterne haben willst, musst du unbedingt ins Planetarium Hamburg gehen! Es ist in einem fast 100 Jahre alten Wasserturm untergebracht, der mitten im Stadtpark steht.

Himmel in der Kuppeldecke

Von der Aussichtsplattform im achten Stock hast du bei gutem Wetter einen weiten Blick über Hamburg. Und drinnen ist es noch viel spannender: Da kannst du Planeten kreisen sehen, auf der Milchstraße surfen und das Geheimnis der Schwarzen Löcher im Weltall lüften. Wie das geht? Das weiß Stephan Fichtner. Er ist Astronom, also Sternenforscher, und arbeitet im Planetarium. "Ein Planetarium ist ein künstlicher Himmel, der sich über uns hinweg spannt, während wir ganz gemütlich in bequemen Sesseln sitzen. Hier können zu jeder Tageszeit Sterne und Planeten an der Kuppeldecke des Planetariums beobachtet werden, denn diese werden - ähnlich wie im Kino - mit großen Projektoren auf eine Leinwand übertragen. Nur mit dem Unterschied, dass sich die Leinwand im Kino vor uns, im Planetarium aber über uns befindet." Wenn du also etwas länger in diesen künstlichen Himmel guckst, kann es passieren, dass du mit der Zeit einen steifen Nacken bekommst.

Schmatzgeräusche lenken von den Planeten ab

Popcorn und Limonade sind übrigens nicht erlaubt beim Sternengucken! Die Schmatzgeräusche würden nämlich nur stören. Denn häufig werden die Projektionen mit Musik unterlegt, oder ein Sprecher erklärt, was gerade zu sehen ist. Zum Beispiel den Unterschied zwischen Sternen und Planeten: Der Begriff Planet kommt aus dem Griechischen und heißt übersetzt "Wandelstern". Im Gegensatz zu den scheinbar fest stehenden Sternen bewegen sich die Planeten im Laufe der Zeit. Die Erde ist zum Beispiel ein Planet, der um die Sonne kreist.

Wie kommen die Sterne an den Himmel?

So weit ganz logisch, oder? Aber wie genau kommen denn nun die Sterne an den Himmel? "Das Herzstück jedes Planetariums ist der Sternenprojektor", sagt Stephan Fichtner. "Er enthält viele feine Glasfasern und Folien mit sehr feinen Löchern, die als Vorlage für die gesamte Himmelskugel dienen. Die Muster geben die realen Sternmuster des entsprechenden Himmelsausschnitts exakt wieder. Die Folien werden entweder gemeinsam von einer zentralen Lampe von hinten beleuchtet, oder das Licht tritt am Ende der Glasfasern aus. Das helle Lichtpunktmuster wird dann von Linsen auf der Oberfläche des Sternenprojektors an die Kuppel des Planetariums projiziert. Spezielle Projektoren für Sonne, Mond, Planeten und die Milchstraße ergänzen den Sternenprojektor." Wenn du in den Nachthimmel über dir guckst, siehst du manchmal so viele Sterne, dass dir dabei ganz schwindelig werden kann. Und das ist dann ja erst ein ganz kleiner Teil des Himmels!

Computer berechnen die Himmelskonstellationen

Du kannst dir vielleicht vorstellen, was für eine riesige Aufgabe so ein Sternenprojektor leisten muss, um die vielen Tausend Sterne, die es oberhalb der Erdkugel gibt, sichtbar zu machen. Diese zahlreichen Sternorte wirft der Projektor als unterschiedlich helle Punkte genau an die richtigen Stellen der Leinwand. "Um diese Aufgabe zu erledigen, gibt es im Planetarium viele starke Computer, die den Ort aller Sterne und alle Himmelskonstellationen weit in die Zukunft, aber auch weit in die Vergangenheit hinein berechnen können. Das heißt, hier kannst du sehen, wo ein Stern oder ein Planet etwa vor zwei Monaten stand und wo er in 200 oder sogar 2000 Jahren stehen wird", so der Astronom.

Laser und Musik im Wasserturm

Im Planetarium Hamburg gibt es aber nicht nur Rechner und Projektoren, sondern auch ein hochmodernes Lasersystem. Es wirft die Sternpunkte mit noch größerer Bildschärfe an die Decke. Moderne Planetarien können aber noch viel mehr, als den Himmel darzustellen. Sie zeigen auch richtig tolle Musik- und Lasershows. Wenn dann künstlicher Nebel erzeugt wird, bis zu 15.300 farbige Leuchtdioden aus beweglichen Scheinwerfern durch den Himmel zucken und Musik aus riesigen Lautsprechern schallt, tauchst du ein in die Weiten unseres Universums und vergisst für einen Moment lang, dass du eigentlich nur in einem Wasserturm im Stadtpark sitzt.

Planetarium Hamburg, Otto-Wels-Straße 1, Tel.: 42886520, Platzreservierung empfohlen, www.planetarium-hamburg.de