Thees Uhlmann, Nils Frevert, Cäthe und andere Musiker lesen von Grimms Märchen die Ursprungsversionen.

Uebel & Gefährlich. Es muss nicht immer Oma sein, die vorliest. Ein paar der gefragtesten deutschen Indie-Musiker haben ebenfalls das Zeug zum Märchenonkel. Am Freitag ist ein Hörbuch als Doppel-CD erschienen, auf dem Gisbert zu Knyphausen, Olli Schulz, Nils Frevert, Jan Plewka, Cäthe und eine ganze Reihe weiterer Musiker Grimms Märchen vorlesen. „Es war einmal und wenn sie nicht“ heißt das Album und zitiert damit den typischen Beginn und Ende der Märchen aus der Sammlung von Jacob und Wilhelm Grimm. Gesungen wird nicht auf dieser CD, nur etwas Gitarrenmusik erklingt zwischen den einzelnen Geschichten. Gespielt wird sie von Dinesh Ketelsen, dem ehemaligen Gitarristen der Hamburger Country-Band Fink. Ketelsen wird mit seiner Gitarre an diesem Sonntag für den sanften musikalischen Rahmen sorgen, wenn Wolfgang Müller und einige der Mitwirkenden im Uebel & Gefährlich zur Märchenstunde laden.

Müller, ein seit 1996 in Hamburg lebender Musiker, hat diese Märchen-Edition auf seinem Label Fressmann initiiert. „Die alten Märchen sollten in ihrer ungeschönten Ursprungsversion gelesen werden, und das von Songwritern und Sängern, die großartige Musik machen und denen ich ohnehin gern zuhöre“, umreißt er das Projekt. Jeder der Musikerkollegen, den Müller für „Es war einmal und wenn sie nicht“ angefragt hat, durfte sich sein eigenes Märchen aus den Erstausgaben auswählen, die von den Brüdern Grimm zwischen 1812 und 1858 herausgegeben worden sind. Tomte-Sänger Thees Uhlmann hat zum Beispiel „Der Wolf und die sieben jungen Geißlein“ ausgesucht, Marcus Wiebusch von Kettcar liest „Der gestiefelte Kater“, Cäthe trägt „König Drosselbart“ vor. Aber auch weniger bekannte Märchen sind zu hören wie „Der faule Heinz“, von Nils Frevert gelesen, oder „Von dem Tode des Hühnchens“ (Moritz Krämer).

„Jeder Musiker liest das Märchen auf seine ganz eigene Art. Die Idee war keine glatt gebügelte, homogene Produktion von möglichst korrekt gelesenen Texten, jeder Musiker hat völlig freie Hand in seiner Interpretation“, so Müller. Olli Schulz verwandelt sich in „Rapunzel“ in die böse Zauberin, Uhlmann muss mit verstellter Stimme den Wolf imitieren, der Kreide gefressen hat. Auch jeder andere der 17 Künstler versucht sich auf seine Art, den Ursprungsversionen zu widmen. Das Ergebnis ist laut oder lustig, gruselig oder komisch, aber immer spannend und niemals kitschig oder verniedlichend.

Um dieses Hörbuch überhaupt realisieren zu können, hatte Wolfgang Müller ein Crowdfunding-Projekt gestartet, das sowohl Geld für die Produktion als auch für die Vermarktung generieren sollte. 152 Unterstützer zahlten zwischen 35 und 85 Euro ein, brachten eine Summe von mehr als 7000 Euro zusammen und erhalten dafür als Gegenleistung die Doppel-CD im Digipack oder eine mit 500 Exemplaren limitierte 3er-Vinyl-Box. Bei der Lesung im Uebel wird Müller selbst auch ein Märchen zum Besten geben: Er hat sich für die Tierfabel „Der Zaunkönig und der Bär“ entschieden.

Märchen-Lesung: „Es war einmal und wenn sie nicht“ So 10.11., 20.00, Uebel & Gefährlich (U Feldstraße), Feldstraße 66, Karten 24,35