Jeder kennt es, meist aber nur vom Vorbeilaufen während einer Shoppingtour in der Innenstadt: das Hamburger Rathaus. Eine geführte Tour durch den Amtssitz des Landesparlaments und der Hamburger Regierung ist völlig unkompliziert: Fast täglich gibt es Führungen, jede halbe Stunde sogar.

Jeder kennt es, meist aber nur vom Vorbeilaufen während einer Shoppingtour in der Innenstadt: das Hamburger Rathaus. Dabei kann es doch eigentlich nicht sein, dass Düsseldorfer, Wuppertaler oder Stuttgarter, Touristen eben, sich besser mit dem Rathaus auskennen als einige Hamburger.

Dabei ist eine geführte Tour durch den Amtssitz des Landesparlaments und der Hamburger Regierung völlig unkompliziert: Fast täglich gibt es Führungen, jede halbe Stunde sogar. Die Tour beginnt in der Rathausdiele, die das Rathaus in zwei Bereiche teilt, nämlich den Senatsflügel und den der Bürgerschaft. Richtung Senat führt lediglich eine Treppe, als Zeichen dafür, dass der Senat nur mit einer Stimme spricht. In den anderen Teil der Bürgerschaft führen gleich mehrere Treppen, Symbol für die Meinungsvielfalt.

Elf Jahre wurde an dem Rathaus gebaut

Elf Jahre lang dauerte die Bauzeit des Rathauses zwischen 1886 und 1897, ganz ähnlich wie bei der Elbphilharmonie sorgten auch beim Rathaus wohlhabende Bürger dafür, dass genügend Geld für den Bau zusammenkamen. Elf Millionen Goldmark (entspricht etwa 80 Millionen Euro) kostete der Bau des prächtigen Hauses, das auf 4000 Holzpfählen steht. „Wie überall in der Innenstadt stehen die Häuser auf schlammigem Untergrund“, erklärt der Tourguide. Daher die Pfähle.

Beim Blick in den Plenarsaal erfährt der Besucher, dass zurzeit 121 Abgeordnete in der Bürgerschaft sitzen und dass diese jeden zweiten Dienstagnachmittag und jeden vierten Donnerstagnachmittag tagen. Da es ja ein Feierabendparlament ist, beginnen die Sitzungen auch erst um 15 Uhr. Fotografieren ist während der Tour erlaubt, filmen dagegen nicht – aus Sicherheitsgründen.

Fast alle Räume sind prunkvoll

Weiter geht es in den Bürgersaal mit seiner edlen Tapete aus Filz und dem Walnussholz. Es sieht zwar aus wie ein Museum, ist es aber nicht: „Alle Räume werden regelmäßig genutzt“, heißt es. Für Sitzungen, Empfänge, Interviews. Vier Kamine gibt es im Rathaus, doch sie wurden nie benötigt. Denn: „Das Rathaus ist das erste Haus am Platz, das mit Fernwärme ausgestattet wurde“, sagt unsere Führerin. Einmal im Jahr wird aber Feuer gemacht, um zu überprüfen, ob der Rauchabzug noch funktioniert.

Es folgen Bürgermeistersaal, das Waisenzimmer, das so heißt, weil 80 Waisenkinder in einer modernen Form der Ausbildungsförderung das Zimmer mit Kerbschnitzarbeiten verziert haben, der Phönixsaal – wie Phönix aus der Asche war ja auch Hamburg nach dem Großen Brand von 1842 wieder auferstanden, der 15 Meter hohe Großen Festsaal, dem größten und prächtigsten Raum.

Was fast alle Räume auf der Tour gemeinsam haben: Sie sind prunkvoll, edles Mahagoniholz, Ledertapeten, Marmorsäulen und viele maritime Verzierungen: Man sieht Meerjungfrauen, Poseidon und Schiffe. Im Kaisersaal gab Kaiser Wilhelm II. zwei Jahre vor der Rathauseinweihung einen großen Empfang anlässlich der Eröffnung des Nordostseekanals am 19. Juni 1895. Den Kaisersaal ziert auch die größte Ledertapete Europas.

Weitere Station der etwa 40-minütigen Tour ist der Turmsaal, in dem traditionell die Neujahrsempfänge stattfinden. Dort ist auch ein Zugang zum Rathausbalkon. „Ursprünglich ist der für die Fußballer des HSV gedacht, aber dafür brauchen wir wohl noch Geduld“, sagt die Führerin.

Weitere Informationen: Hamburger Rathaus, Rathausmarkt, geöffnet täglich zehn bis 15 Uhr, sonnabends bis 17 Uhr, sonntags bis 16 Uhr. Eintritt vier Euro. S-Bahn Linien S1 und S3, U-Bahnlinien U1, U2 und U4 über die Haltestelle Jungfernstieg, mit der U3 Haltestelle Rathaus und mit dem Bus über Rathausmarkt zu erreichen.