Dass Frau nie genug davon haben kann, ist hinreichend bekannt. Wie groß die Modellvielfalt auf der Hamburger Taschenmesse am 18. Mai im Hühnerposten ist, hat das Abendblatt herausgefunden.

Schon möglich, dass einige Männer die Stirn runzeln werden, wenn ihre Liebste am 18. Mai den Hühnerposten ansteuern möchte. Denn dort findet zum zweiten Mal die Taschenmesse statt, in deren Rahmen vor allem handgefertigte Unikate und Kleinserien nicht bloß präsentiert, sondern auch verkauft werden. „Stücke abseits des industriellen Serieneinerleis“, bringt Veranstalter Dieter Holhorst es auf den Punkt und spricht mit diesem Segment vor allem Frauen an, denen es nicht darum geht, das Logo einer etablierten Marke spazieren zu tragen, sondern die lieber durch eigenwilligere Modelle auffallen.

„Die Tasche gehört wie selbstverständlich zur Frau. Hier wird alles verstaut, was zum Überleben notwendig ist.“ Er ist sich sicher, dass die richtige Handtasche viel mit dem Unterstreichen der eigenen Individualität zu tun hat. „Die Tasche ist Freund und Visitenkarte. Männer gehen dieses Thema etwas pragmatischer an“, findet er. Da nicht nur feminine Modelle gezeigt werden, erwartet Dieter Holhorst auch einige Herren unter den erhofften 1000 Besuchern. Zwar gehören zu den ausgestellten Produkten auch ausgesuchter Schmuck und Hüte, der Schwerpunkt liegt aber eindeutig auf dem Thema, das der Messe ihren Namen gibt.

Die Hälfte der Aussteller kommt aus Hamburg

Etwa die Hälfte der insgesamt rund 40 Aussteller kommt aus Hamburg und Umgebung. So auch das kleine Label Elbuferschick (www.elbuferschick.de) von Sylvia Kühl, das noch kein Jahr alt ist. Mit großer Leidenschaft präsentiert sie ihre „Alleskönnerinnen“, erklärt im persönlichen Gespräch, was diese patenten Beutel aus fröhlich bedrucktem Wachstuch so alles vermögen. „Ursprünglich waren meine Taschen als Lunchbag gedacht, längst werden sie jedoch auch als Kulturbeutel, Wickeltasche oder sogar als Brotkorb benutzt.“ Mit einem Klettband lässt sich die Tasche problemlos auf die gewünschte Größe bringen, der obere Rand muss einfach eingerollt werden. „Die Tasche darf alles – nur nicht im Schrank liegen“, sagt die ehemalige Bankerin, die nach einem Sportunfall ihre Liebe zum Nähen wiederentdeckte. Fast eine Stunde benötigt sie, um eine individuelle Alleskönnerin fertigzustellen. Gern verziert sie diese auch mit hanseatischen Botschaften – „Hamburg grüßt“ zum Beispiel. „Das Material ist so pflegeleicht, sogar eine Vase kann man in die Tasche stellen, wer Lust auf einen besonderen Wohnakzent hat.“

Zum ersten Mal bei der Hamburger Verkaufsmesse dabei ist die Marke Wayuuu (www.wayuuu.de). Reza Daraei aus Tostedt vertreibt seit drei Jahren sogenannte Mochilas, handgehäkelte Täschchen, die von den Wayuu-Frauen im Norden Kolumbiens handgefertigt werden. „Ich habe deren besondere Häkelkunst auf einer Reise kennengelernt“, sagt der 36-Jährige. Mehr als 21 Tage brauche es, bis eine der farbenfrohen Taschen mit den so charakteristischen Motiven – manche noch aus der Maya-Zeit – fertiggestellt sei. „Wenn die Mädchen des Stammes etwa 14 Jahre alt sind, lernen sie drei Jahre lang, wie man auf diese besondere Weise häkelt.“

Schon mehrfach sei es vorgekommen, dass versierte Handarbeiterinnen hierzulande zunächst nicht glauben mochten, dass die genau inspizierte Tasche nicht mit der Maschine gefertigt wurde – so speziell sei die Häkeltechnik. Die ersten Mochilas hatte Reza Daraei 2011 eigentlich bloß gekauft, um die Wayuu-Frauen finanziell zu unterstützen – im vergangenen Jahr war er bereits auf insgesamt 16 Fachmessen im In- und Ausland unterwegs, um dieses ungewöhnliche Produkt bekannter zu machen. Dabei geht es ihm weiterhin auch um die Unterstützung der Menschen, die die Taschen produzieren. „Ich bin etwa alle zwei Monate in Kolumbien und helfe dort vor allem in Schulen und Kindergärten.“ Auch seinen Kundinnen sei es wichtig, mit dem Kauf einer der meist farbenfrohen Kreationen etwas Gutes zu tun. „Der Satz, den ich am häufigsten höre: Ich kann mich einfach nicht entscheiden.“

Unikate mit Suchtgefahr

Von „Mehrfachtäterinnen“ spricht auch Katharina Wassermann von der Marke Elbschnitte (www.elbschnitte-hamburg.de). „Ich fand die meisten Taschen immer langweilig und unpraktisch, deshalb habe ich mich irgendwann einfach selbst an die Nähmaschine gesetzt“, sagt die gelernte Schneiderin aus Elmshorn. Das Ergebnis sind vor allem Baumwolltaschen, vielfältig bedruckt etwa mit maritimen Motiven, aber auch mit wilden Tigern, niedlichen Kirschen oder karibischen Palmen.

„Ich würde nicht alle Modelle selbst tragen, suche aber nur Stoffe aus, die mir gefallen“, sagt die vierfache Mutter. Sie ist stolz darauf, dass zu ihren Kundinnen nicht nur „das tätowierte Szenemädel“ gehöre, sondern eben auch die ältere Dame. Sie verkauft ihre Kreationen fast ausschließlich online – sogar nach Amerika.

„In meinen Taschen findet sich ein Beipackzettel, der vor der Suchtgefahr warnt“, sagt die Selfmade-Designerin. Und sollte der begleitende männliche Messebesucher für derartige Gefühle kein Verständnis aufbringen, empfiehlt sich vielleicht ein schneller Abstecher zu Rucksäcken, Aktentaschen oder Handyhüllen.

Weitere Informationen:

Shopping-Event Für alle Taschenfans, die Lust haben, abseits etablierter Marken nach besonderen Fundstücken zu stöbern, findet am 18. Mai (11–18 Uhr) die Taschenmesse am Hühnerposten 1a statt (www.taschen-messe.com, Eintritt: 5 Euro, ab 16 Uhr „two-for-one“, Zugang über Altmannbrücke/Arno-Schmidt-Platz).

Labels aus Hamburg Die City Bag von Chi Chi Fan hat ihre Fans nicht nur im Norden (www.chichifan.com). Bella heißt der lässige Bestseller von Gregor & Kieselbach (www.gregor-kieselbach.de). Klassisch elegant sind die Modelle von Knights & Roses (www.knightsandroses.com). Ganz neu: Shine Accessoires (www.shine-hamburg.de).