Aus dem ehemaligen Lagerhaus ist ein familiäres Hotel mit Wellness und guter Küche geworden.

Vor uns rauscht die Nordsee. Am Horizont erheben sich die Dünen der Nachbarinsel Juist aus dem Meer. Trotz der kühlen Herbstluft ist das Wasser angenehme 27 Grad warm. Bahnenschwimmen mit Nordseeblick: auf der Dachterrasse des Hotels "Seesteg" kein Problem. Der Pool ist zwar schmal, aber immerhin 25 Meter lang. Wer sich im und am Wasser lieber ausruhen möchte, steigt daneben in eine Thalassowanne. Von dort kann man ganz entspannt die vorbeifahrenden Fischkutter beobachten. Näher dran am Meer ist man hier im Westen Norderneys nur noch auf der Promenade und am Strand. Denn das Hotel liegt direkt dahinter.

Das Lagerhaus diente um die vorige Jahrhundertwende als Winterquartier für die Teile eines Badestegs. Die mehr als 100 Meter lange Holzkonstruktion wurde während der Sommersaison ins Wasser gelassen, so sind die flanierenden Gäste noch näher an gesunder Gischt und erfrischender Brise. Nachdem eine Sturmflut den Steg zerstört hatte, wurde es als Lagerhalle für Strandkörbe genutzt.

Bis die Gebrüder Brune Haus und Grundstück im Jahr 2005 ersteigerten. "Wir haben schon als Kinder viel Zeit auf Norderney verbracht, denn unsere Mutter ist hier aufgewachsen und hat auf der Insel auch unseren Vater kennengelernt", sagt Marc Brune. Mutter Brune zog zwar mit ihrem Mann nach Bremen, der dort ein Architekturbüro betrieb, eröffnete aber später von ihren Eltern ein Hotel auf Norderney - im Nachbarhaus der alten Lagerhalle. Die Söhne traten in die Fußstapfen der Eltern: Einer der Söhne wurde Architekt, der andere Hotelkaufmann. Als die alte Lagerhalle versteigert werden sollte, wussten sie sofort: Da machen wir was draus.

"Unsere Vision war, ein kleines Hotel mit privater Atmosphäre zu schaffen, das keine Wünsche offen lässt und dabei den Naturraum Nordsee erlebbar macht", sagt Marc Brune. Im Dezember 2006 eröffneten sie ihr Hotel "Seesteg". Das Erdgeschoss besteht aus einem einzigen großen Raum. Vorn laden tiefe Sessel und Sofas in Naturtönen zum Lesen ein, weiter hinten werden Frühstück und Abendessen vor einer Wand aus schweren Eichenholzbalken serviert. Bodentiefe Fenster in der Backsteinwand geben rechts den Blick auf die Brandung frei.

Alles wirkt behaglich, natürlich und trotzdem edel. "Dazu tragen auch die von uns verwendeten Materialien bei", erklärt Marc Brune. "Sie sollten vor allem zu Norderney passen. Backstein, Eiche und grobe Leinenstoffe sind bodenständig und typisch norddeutsch." Die Balken an der Restaurant-Rückwand sind Originalhölzer aus dem alten Seesteg-Schuppen, die die Brunes beim örtlichen Schlachter gefriergetrocknet haben, um die Eiche von Würmern zu befreien. Im ersten Stock befinden sich die meisten der 16 Lofts, Studios und Penthouse-Suiten. Alle haben Meerblick, die Penthouse-Zimmer sogar von der Badewanne aus. Die drei Loft-Suiten haben eine Terrasse mit Strandkorb. Das Hotel "Seesteg" hat einen Rooftop-Pool auf der Dachterrasse. Weitere Wellnessangebote gibt es im Hotel der Mutter nebenan. Wem das zu unpersönlich ist, mietet sich den privaten Spa-Raum im "Seesteg". Dort hat man Sauna und Wanne ganz für sich - natürlich mit Meerblick.