Die Jugendstilhäuser im Stadtteil List heben das Image von Hannover. Ein Haus wurde im Jahr 1948 zum Hotel.

Baujahr 1908, denkmalgeschützte Fassade, Jugendstil-Elemente - das "Haus Martens" in der List, dem zentrumsnahen Stadtteil von Hannover, ist ein Blickfang. Besonders im Herbst, wenn der Wein an dem vierstöckigen Bau emporrankt, dann leuchtet alles in einem kräftigen Rot.

Warme Rottöne zeigt auch das Hotelinnere - jedenfalls auf der Internetseite. Und dann steigt man vor Ort durch ein Treppenhaus, in dem die Farben Grau und Weiß dominieren. Hinter der Flügeltür im ersten Stock ein Gang, am Ende: Zimmer 19, in Blau- und Brauntönen gehalten.

Am nächsten Morgen. Das Frühstück. Hier sind die warmen Farben! Auch dank Johannes Lühn - der Künstler nutzt die Wände als Ausstellungsfläche. Im Frühstücksraum Werke aus der Zeit "vor seiner blauen Phase", sagt Ariane Pelster, worüber man jetzt ganz froh ist. Alle Zimmer sind unterschiedlich gestaltet, auch farblich, sagt Pelster, es gibt also auch die in Rot. Am schönsten sind die Erkerzimmer, vor allem die Nummer 34, die Whirlpool-Suite. Das Haus ist nach der Vorbesitzerin benannt, sie eröffnete es 1948, im Jahr der Währungsreform. Pelster hat in dem Hotel gejobbt, als die Chefin sie fragte, ob sie übernehmen möchte. Das war 2004. "Und es funktioniert gut."

Einen Wellnessbereich oder Hanteln im Keller sucht man vergebens. "Bei uns kann man schlafen und frühstücken", sagt Pelster. Das allerdings gut. Die These, dass die Gäste überdurchschnittlich lange am Frühstückstisch sitzen, ist zwar empirisch nicht erhärtet, aber auch nicht sonderlich gewagt. Manch ein Gast lässt hier am Wochenende den Vormittag verstreichen.

Dabei lohnt es sich durchaus, die nähere Umgebung zu erkunden. In der List fragt man sich, warum Hannover als schmucklos und langweilig gilt. Nur wenige Schritte vom Hotel entfernt finden sich mehrere Jugendstil-Perlen, zum Beispiel in der Podbielskistraße 6 und 8. Schräg gegenüber ein Kontorhaus mit prunkvoller Sandsteinfassade - der Stammsitz von Bahlsens Keksfabrik. Ebenfalls nur ein paar Schritte vom Hotel entfernt: die Eilenriede, der größte Stadtwald Europas, immerhin doppelt so groß wie der New Yorker Central Park und eindeutig mit dem schöneren Zoo. Und abends? Ariane Pelster empfiehlt das "Plümecke", eine Lister Kult-Kneipe von eher rustikaler Art. Hier ließ schon Altkanzler Schröder bei Currywurst und Pils den Tag ausklingen.

Das Buch zur Serie "Kleine Fluchten" wird bald erscheinen. Informationen und Vorbestellungen: www.abendblatt.de/shop oder unter 040/34 72 65 66.