Nach dem Jawort auf dem Leuchtturm lassen sich viele Brautpaare in dem Haus hinterm Deich verwöhnen.

Erster Eindruck - von außen: ein biederes Backsteinhaus am Deich, reetgedeckt, wie es auf der kleinen Nordseeinsel üblich ist. Keine 200 Meter vom grünen Strand entfernt, den man sich hier mit den Schafen teilt.

Zweiter Eindruck (schon nach ein paar Stunden, erst recht nach ein paar Tagen): ein nettes, unprätentiöses Ziel für Großstadt-"Flüchtlinge", die mehr Wert auf einen gemütlichen Wohlfühl-Faktor als auf teure Wellness-Angebote legen. Und ein Lieblingsquartier vieler Brautpaare, die sich ihr Jawort auf dem Leuchtturm geben und anschließend im "Friesenhaus" feiern und sich verwöhnen lassen wollen.

Ambiente und Atmosphäre passen zueinander und zu Pellworm. Der Empfangsbereich wirkt rustikal, das Restaurant ist im Bistro-Stil eingerichtet, hell möbliert und farbenfroh bebildert. Die Sauna mit dem Ruheraum und die Terrasse mit Blick auf den Deich sind beliebte Verschnaufzonen. Das Team, vom sächsischen Chefkoch Fritz Eckhardt über Hannchen, die gute Service-Seele, die das Frühstück zum Vergnügen macht, bis hin zu den Inhabern Ute Lycke und Grant Smith, strahlt Herzlichkeit und sogar einen Hauch der weiten Welt aus.

Ute Lycke ist in Nordfriesland geboren und in Hamburg groß geworden. Ausdauernd hat sie sich den Wind um die Nase wehen lassen, bevor sie vor fünf Jahren auf Pellworm vor Anker ging: in Schweden und Korea gearbeitet, in Neuseeland ihren Grant kennengelernt und dort mit ihm eine Lodge geführt. Danach sind die beiden mit einem Segelboot zwei Jahre lang durch die Südsee geschippert.

Ein Vierteljahrhundert war sie nicht mehr in Deutschland gewesen, nie zuvor auf Pellworm, als sie 2004 das damals heruntergewirtschaftete Hotel ersteigerte. Längst sind die 17 Doppel- und vier Einzelzimmer - alles Nichtraucherquartiere - renoviert, auf den neuesten Stand der Technik gebracht und den Komfortansprüchen eines Drei-Sterne-plus-Hotels angepasst worden. Kein Zimmer ist wie das andere, sie sind unterschiedlich geschnitten und ausgestattet. Vielfach dominieren leuchtende Farben, etwa sonniges Gelb oder die Farbe der Liebe wie im "Leuchtturmzimmer", dem Raum mit der schönsten Aussicht.

Honeymooner buchen denn auch besonders gern dieses oder das "Hochzeitszimmer". Seit immer mehr Gäste sich im Standesamt auf Deck 9 des alten Pellwormer Leuchtturms ihr Jawort geben - keine zehn Minuten zu Fuß vom "Friesenhaus" entfernt -, empfiehlt Fritz Eckhardt oft die entsprechenden Menüs "Inseltraum", "Seestern" oder die "Herzmuschel", von norddeutsch-fein über klassisch und raffiniert bis hin zu Anleihen aus Asien und fernen Inseln. Aber auch, wer nicht gerade flittert, genießt hier Romantik zu zweit, zum Beispiel bei einem Candle-Light-Dinner. Häufig treffen sich aber die Gäste auch zu kulinarischer Geselligkeit, beispielsweise jeden Donnerstag zum Lammgrillen, im Sommer im großen Garten hinterm Haus. Und tagsüber? Da organisieren Ute, die patente Norddeutsche, und Grant, der Hausherr mit dem neuseeländisch-britischen Humor, "Events" der Pellwormer Art: Auf-den-Leuchtturm-Steigen", Radtouren rund um die Insel, Watt-Erkundungen mit Gerd Clausen, dem Nationalpark-Ranger, und In-die-Sterne-Gucken mit Ernst Röhrig, einem pensionierten Lehrer und Hobby-Astrologen. Das wird besonders gern angenommen.

Zum Tagesausklang trifft man sich in der "Weinstube", einer Art Lounge-Bar hinter dem Empfangsbereich. Da rückt man schon mal zusammen und plaudert über Robben und Austernfischer, über Typen und Originale, die man im Hafen oder in den Werkstätten der Inselkünstler getroffen hat. Und rasch ist man sich einig mit den Poeten aus dem Gästebuch, wie gut doch das "Friesenhaus" zur kuscheligen Insel passt. Die erste Reservierung eines frischgebackenen Ehepaares für seine Diamantene Hochzeit ist übrigens schon schriftlich hinterlegt, für das Jahr 2068.