Manches ist neu im Haus und vieles so perfekt wie eh und je: die Atmosphäre, die Küche - und vor allem die Lage.

Was für ein Blick, was für eine Kulisse: ein Bühnenbild aus 180 Grad blau-grüner und im Winter auch weißer Idylle. Wer zum ersten Mal auf der Terrasse des Töpferhauses steht, schaut zunächst fast ungläubig und dann geradezu andächtig auf den Bistensee, auf die Wälder, die ihn einrahmen, auf die sanft geschwungenen Liegewiesen und die alten Bäume am Ufer, direkt unterhalb des Hotels. Und wer schon häufiger hier war oder länger bleibt, kann sich kaum sattsehen an diesem nordischen Elysium.

Seit 60 Jahren zieht es Besucher hierher. Aus einem Jugendheim war nach dem Krieg eine Töpferei entstanden, später ein Café und ab 1956 ein Hotel, bescheiden zunächst und doch schon bald als Geheimtipp gehandelt. Dann übernahm die Hamburger Familie Lindtner, bekannt durch ihr renommiertes Hotel in Harburg und die traditionsreiche Konditorei in Eppendorf, das Haus. Heide Lindtner und Gerd-Thies Lembke bauten es behutsam um und engagierten Direktoren und Köche, die das Refugium am See zu einem kleinen, feinen Juwel machten.

Nach neuerlicher Renovierung entsprechen die 46 Zimmer, je zur Hälfte aufs Haupt- und auf das benachbarte "Landhaus" verteilt, mit ihrer hellen Holzvertäfelung und ihrem skandinavisch anmutendem Mobiliar noch mehr als zuvor der Lebensfreude, die dieses Haus ausstrahlt. Raucher können sich seit ein paar Monaten in eine Lounge zurückziehen, die an einen englischen Klub erinnert, ausgestattet wie eine kleine Bibliothek; wie überall sorgt auch hier warmes Licht für wohlige Behaglichkeit.

Bekannte Künstler am Herd haben zum kulinarischen Renommee dieses Hauses beigetragen. Seit 2010 setzt Oliver Pfahler diese Tradition erfolgreich fort, mit großem Augenmerk auf frische, regionale und saisonal angesagte Produkte. Im gemütlichen "Pesel" bietet er eine feine Landhausküche an, etwa die Vierländer Ente, die vor allem im Winter gern bestellt wird. Nebenan im Gourmetrestaurant, auch mit Blick auf den See, lässt er raffiniert komponierte Menüs auffahren, die sich mal an Klassikern der französischen Küche wie dem hochkarätig zubereiteten Steinbutt orientieren, dann wiederum an der neuen Küche, die zum Beispiel mit glasiertem Rochenflügel, gefolgt von geschmortem Lammnacken überrascht. Wer nach ein paar Tagen solcher winterlich-kulinarischer Hochgenüsse Lust auf ein deftiges Mettwurstbrot oder ein solides Bauernfrühstück hat, bekommt das so aufmerksam serviert wie am Abend zuvor die soufflierte Taubenbrust.

Viel Prominenz der eher zurückhaltenden Art, vorwiegend aus Hamburg, tankt in dieser Atmosphäre auf. Niemand stört diese Klientel, keiner setzt sie auf eine werbende Liste. Diskretion und eine stilvolle, unprätentiöse Gastlichkeit prägen dieses angenehme Fluchtziel aus dem Alltag.

Sven Sausmikat leitet das "Töpferhaus" seit 2007. Er hat sich nach der Ausbildung im Kieler Yachtclub seine Sporen in England, im "Ritz Carlton" in Wolfsburg und im "Lindtner"-Mutterhaus in Harburg verdient. Mit seinem engagierten Team aus über 40 Mitarbeitern und mit Liebe zum Detail hat der passionierte Jäger rasch auch die Sympathie der langjährigen Stammgäste gewonnen.

Wo findet man heute noch einen herrlich altmodischen Schuhputzservice? Den besorgt hier "Manhold Mannhardt, ein pensionierter Kapitän aus der Nachbarschaft. Und wo trägt ein Restaurantchef die Wein- und Käse-Empfehlungen nicht nur kompetent, sondern auch mit so bühnenreifem Entertainment vor wie José-Luis Santos im "Töpferhaus"? Und morgens sorgt Stephanie Braun, eine der guten Seelen des Hotels, mit Charme und kreativen Ideen für den angemessenen Start in den Tag und zur Wanderung im Winterwald.