Kleine Fluchten: Das Hotel “Ambassador“ in St. Peter-Ording erfindet sich neu

Nach längerer Zeit bin ich wieder mal wieder nach St. Peter-Ording an die Nordseeküste gefahren. Und war erstaunt, wie viel sich dort zum Positiven verändert hat.

Die alte Holzbrücke hat man abgerissen und stattdessen eine breitere, wellenförmige Brücke zum Meer gebaut. Die neuen knallgelben und schräg stehenden Lampen wirken futuristisch. Gelungen ist auch die Neugestaltung des großen Vorplatzes mit Wasserspielen und bunten Betonplatten. Wenn am Abend die Gasfackeln entzündet werden, ist das besonders stimmungsvoll. Gern wird dieser Platz auch für Festlichkeiten, wie Biiekebrennen oder Osterfeuer genutzt.

An dieser exponierten Stelle steht schon seit 100 Jahren ein Hotel. Oskar-Louis Scheby, ein aus Hamburg stammender Arzt, erkannte die heilklimatische Lage St. Peters und ließ dort ein Kurhotel erbauen. Es wurde mehrmals verkauft und ständig erweitert. Ende 1976, bis auf den Seitenflügel vollständig abgerissen, erhielt es sein heutiges Aussehen. Die mit viel Kupfer verkleidete Fassade ähnelt durch das spitze Zulaufen an der Seitenfront dem Bug eines Schiffes.

1985 erwarb der Hamburger Hotelier Jörn-Uwe Sroka das Haus und benannte es synonym nach seinem Hamburger Hotel "Ambassador". Mittlerweile führen es seine Söhne Jens und Joern. Sie versuchten zunächst, die Architektur durch Anbauten aus Holz und Anlegen einer Sommerterrasse aufzulockern. Später wurde auch das Interieur verändert. "Hier haben wir die Erdfarben aus der Region dezent eingebracht", sagt Jens Sroka. Dann jedoch haben sich die Brüder zu einer radikalen Neugestaltung entschlossen. Dem Architekten Thomas Ladehoff ist es sehr gut gelungen, die Lobby in einen großzügigen Empfangsbereich mit gemütlichen Sitzgelegenheiten vor einem Kamin umzugestalten. Moderne Accessoires und hölzerne Strandgutteile, die wie Skulpturen wirken, tragen zur Verschönerung bei. Bemerkenswert ist auch das große Sandrelief der Eiderstedter Künstlerin Frauke Petersen.

Der positive Eindruck setzt sich in den - etwas kleinen - Zimmern fort, die man über die recht engen Fahrstühle zu den vier Stockwerken erreicht. "Leider müssen wir die Grundmaße so akzeptieren, wie sie nun einmal sind," erklärt Jens Sroka diesen räumlich bedingten Umstand, der einen größeren Umbau verhinderte.

Das moderne Wohnambiente versöhnt den Gast aber schnell. Sessel und Wandpaneele am Bett sind aus Leder, indirekte Beleuchtung hinter der verzierten Glasdekoration und der Flachbildfernseher geben dem Ganzen einen eleganten Touch. Der grandiose Blick von den Zimmern zur Meerseite auf das naturbelassene Vorland mit den Dünen und der Nordsee bleibt unvergesslich.

Etwas bescheidener von der Größe fällt auch der Wellnessbereich aus. Dies soll sich aber durch eine Erweiterung am Ende des Jahres ändern. Die beliebte "Big Ben Bar" soll dann weichen. "Uns ist bewusst, dass damit eine St. Peteraner Institution verschwindet, aber die Bar, so wie sie ist, passt einfach nicht mehr in unser Gesamtkonzept", begründet der Inhaber diesen Schritt und fügt hinzu: "Dafür bauen wir das Café im Wintergarten zur Cocktailbar um, denn von dort hat man einen schönen Blick." Einen tollen Ausblick hat man auch schon heute vom Auramaris Spa Bereich vom Dach des Gebäudes. Hier befinden sich neben den Behandlungsräumen für die verschiedenen Anwendungen sogar zwei Whirlpools im Freien.

Die Veränderungsmaßnahmen setzen sich auch im Küchenbereich fort. Seit Mai dieses Jahres kocht Jörg Reinhardt für die Hotelgäste, er hat zuvor im "Grand Hotel" in Binz gearbeitet. Das hiesige Restaurant trägt den schönen Namen "Sandperle".

"Bisher haben wir Kontinuität in diesem Bereich vermisst, deshalb planen wir einen Neuanfang mit dem Anspruch des Fine Dining", erklärt der junge Hotelier. Und versteht auf Nachfrage unter diesem Begriff "eine regionale, authentische und innovative Küche mit kleiner Karte, die öfter als bisher wechselt und vor allem ausschließlich frische Produkte verarbeitet". Womit man zugleich im allgemeinen gegenwärtigen Trend liegt. Zu loben ist vor allem der überaus freundliche Ton des sehr jungen Personals. Der gute Teamgeist ist den Betreibern sehr wichtig, wie sie betonen. Das spürt der Gast.