Viele Sylturlauber kennen Morsum nur von einem Blick beim Vorbeifahren mit dem Zug. Doch seit einiger Zeit wird auch der Teil der Insel verstärkt für den Tourismus erschlossen.

Viele Sylturlauber kennen Morsum meist nur von einem flüchtigen Blick beim Vorbeifahren mit dem Zug. Doch seit einiger Zeit wird auch der östliche Teil der Insel verstärkt für den Tourismus erschlossen. Morsum war einst mit seiner Landwirtschaft der wichtigste und bevölkerungsreichste Ort der Insel.

Auch heute noch prägen verstreute reetgedeckte Bauernhöfe das Landschaftsbild. Als mit der Fertigstellung des Hindenburgdamms im Jahre 1927 die Anbindung an das Festland erfolgte, war die Skepsis der Einwohner vor „Überfremdung“ groß, denn man fürchtete den Verlust der kulturellen Identität. Doch durch ein aktives Gemeindeleben ist das Söl’ring (Sylter Friesisch) lebendig geblieben. Durch Veranstaltungen im Muasem Hüs und der Dorfkirche St.Martin werden die Traditionen gepflegt und erhalten.

Ringreiturniere und Kunst werden hier angeboten

Im Kern des Bauerndorfes steht ein schmuckes weißes Haus, das besonders auffällt, weil es nicht mit Reet gedeckt ist. Ursprünglich diente das 1906 erbaute Gebäude als Gasthaus Sylter Hof mit Saalwirtschaft. Hinter dem Haus wurden die beliebten Ringreitturniere ausgetragen, die auch heute noch wichtiger Bestandteil des dörflichen Lebens sind. Später hat ein Galerist sein Geschäft in dem Gebäude betrieben. Lange Zeit war in der Hof-Galerie vielfältige Kunst zu bewundern. Sie prägte das Haus, worauf die neuen Besitzer keinesfalls verzichten wollten. Praktischerweise haben die neuen Besitzer den Namen für das Hotel gleich mit übernommen. „Das Motto war ja schon vorgegeben, und die Kunst wurde integriert“, sagt die Innenarchitektin und Miteigentümerin Ines Müller. So wurde ein Galerieforum für Sylter Künstler geschaffen, deren Werke bei Interesse von den Gästen erworben werden können. Eine Broschüre gibt hierüber genauer Auskunft. Ergänzt wurde das Haus in diesem Jahr durch einen modernen Anbau.

Ganz ohne Schickimicki und Stadtleben

Insgesamt verfügt das Hotel über 20 Suiten, die alle auch technisch auf dem neuen Stand sind und über modernste Hi-Fi- und TV-Technik sowie WLAN verfügen. Während sich im alten Gebäude die Marlene-Dietrich- und die Udo-Lindenberg-Suite mit den bekannten Likörellen befinden, sind im neuen Teil die übrigen Domizile untergebracht. Äußerst kommod lässt es sich hier logieren. Wer wirklich Ruhe und Entspannung vom hektischen Stadtleben sucht und auf Schickimicki verzichten will, ist hier an der richtigen Adresse. „So viel Landschaft“ ist der erste Gedanke angesichts des Panoramablicks, der sich aus den Wohnappartements bietet. Dabei spürt und schmeckt man das nahe Meer. Ines Müller hat die Unterkünfte elegant gestylt. „Bei uns kommen Planung und Einrichtung aus einer Hand, es sind keine Fremdfirmen dazwischengeschaltet“, sagt sie. Bei ihrem zuweilen opulenten Stil sieht sie Anklänge an die Grand Hotels des vergangenen Jahrhunderts. „Ich habe bewusst die Bindung an die damalige Epoche gesucht und dazu edle Oberflächen und Materialien mit goldenen Elementen verwendet“, sagt sie. Hinzu kommen verschiedene Naturmaterialien wie Holz und Stein.

Alles königlich, vom Entree bis zum Wellness-Bereich

Schon das kleine Entree ist spektakulär inszeniert. Hier bestimmen thronartige, samtbezogene Sessel das „königliche Ambiente. Mit dem Kamin erinnert die Lounge an ein gemütliches englisches Wohnzimmer, der prächtige Frühstücksraum ist hingegen mehr im französischen Stil eingerichtet. Gern verarbeitet Ines Müller auch asiatische Stilrichtungen mit bevorzugt blauen Farbtönen, „denn denn das Friesischblau stammt ursprünglich aus China“, klärt sie mich auf, „aber auch die Farben von Wasser und Sand werden bei der Ausstattung berücksichtigt“. Ihre Vorliebe für ausgefallene Tapeten gehört schon zu ihrem Ausstattungsmerkmal. Geschickt platziert bringen sie zusätzliche optische Abwechslung. Zum intensiveren Erholen gibt es im Souterrain einen sehr harmonisch gestalteten Wellnessbereich mit Sauna, Dampf- und Schwimmbad.

Die Hof Galerie ist ein Hotel garni

Vom Frühstücksraum und der Sonnenterrasse schweift der Blick hinaus auf die unverbaute Wiesenlandschaft, am Horizont tollen Pferde auf der Weide ausgelassen herum. Und obwohl sich vis à vis die bekannte Bäckerei Jürgen Ingwersen befindet, sollten Gäste den hauseigene Kuchen im Hotel probieren. Die Mitarbeiter backen nach überlieferten Rezepten jeden Tag einen anderen, allesamt köstlich. Da es sich bei der Hof Galerie um ein Hotel garni handelt, wird kein Abendessen angeboten. Morsum hat aber gute Restaurants. Das Nes Pück bietet eine gute Landhausküche in Bio-Qualität. Auch die Alte Schule im zwei Kilometer entfernten Archsum ist empfehlenswert. So ist das Hotel ein Ort für Auszeitsucher, Naturliebhaber, Kunstsinnige und Freunde einer gehobenen Wohnkultur abseits des Sylter Trubels.

Überall gibt es Selbstgemachtes

Es lohnt, in diesem Teil der Insel auf Entdeckungstour zu gehen, am besten beim Spazierengehen oder Radfahren. Auf verschlungenen Pfaden und einsamen Feldwegen passiert man schöne alte Friesenhäuser und uralte Hünengräber. Andere Menschen trifft man nur selten. Auf diesem östlichen Zipfel Sylts wird Viehzucht und Weidewirtschaft betrieben, auf den Feldern und Wiesen grasen Schafe und Kühe. Bei den einheimischen Bauernhöfen gibt es qualitätsvolle Produkte der Region zu kaufen, wie etwa in der Käserei am Rand von Keitum. Unterwegs bieten Anwohner vor den Häusern selbst gemachte Marmeladen und Honig an.

Auch ein Besuch des beeindruckenden und geologisch interessanten Morsumer Kliff lohnt immer. Besonders schön ist es hier im Spätsommer, wenn die Heideflächen blühen. Für den Golffreund steht ein gepflegter 18-Loch-Court zur Verfügung. Und wer in dieser Jahreszeit häufig über kalte Füße klagt, sollte einen Abstecher zu Malitta und Helmut Lohse machen. Die beiden spinnen Schafwolle selbst und stricken daraus warme Socken, die ganz bestimmt Abhilfe schaffen.

Weitere Informationen

Adresse: Hotel Hof Galerie, Serkwai 1, 25980 Sylt/OT Morsum, Tel. 04651/957050, www.hotelhofgalerie.de, info@hotelhofgalerie.de

Preise: Suiten für zwei Personen ab 170 Euro inklusive Frühstück und Benutzung des Wellnessbereichs.

Buch zur Serie: Jeder Band kostet 12,95 Euro und ist im Handel sowie unter www.abendblatt.de/shop erhältlich.