Das Dorf konnte bis heute die Bausubstanz bewahren. Unterkunft gibt es im Hofcafe Holunder oder im Gästehaus Middenmank

Um in das mecklenburgische Dorf Glaisin zu kommen, wählt man von Hamburg aus entweder den schnellen Weg über die A 20 oder die schönere und gemächlichere Route über die B 5. Dabei kann man noch einen Abstecher in das bezaubernde Städtchen Lauenburg machen und einen Halt am bedeutenden Gestüt Redefin einplanen, das seit Anfang des 18. Jahrhunderts untrennbar mit der mecklenburgischen Pferdezucht verbunden ist.

Das „Goldene Dorf“ Glaisin

Glaisin ist ein „Goldenes Dorf“, denn es wurde 2001 als das Schönste von Mecklenburg ausgezeichnet. Zum Glück konnte es seine Bausubstanz bis heute weitgehend bewahren. Erstmals urkundlich erwähnt wurde es 1282. Es ist ursprünglich aus einem wendischen Hufendorf hervorgegangen. Die Gebäude sind geprägt durch bäuerliche Baukultur. Vor allem das an der Hauptstrasse gelegene Alte Forsthaus fällt durch seinen Fachwerkstil sofort auf. Der Forsthof wurde Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut. Zur DDR-Zeit war im Gebäude ein Waldarbeiterlehrlingsheim untergebracht. Ebenfalls auf dem Forsthofensemble befindet sich neben einem alten Backhaus aus Raseneisenstein und einem großen Bauerngarten das ehemalige reetgedeckte Viehhaus, das heute als Veranstaltungsraum von der Gemeinde benutzt wird. Bei Verliebten und Verlobten dürfte der gleich nebenan liegende Hochzeitshof Aufmerksamkeit erregen. Hier können sie sich für die anstehende Hochzeit beraten lassen und die entsprechende Garderobe auswählen.

Die 1985 geborene Antje Rink hat nach dem Abitur eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau gemacht und danach ein Studium der Betriebswirtschaftslehre absolviert. Als sie in den Semesterferien in Wismar in einem Cafe jobbte, machte ihr das soviel Spaß, dass der Traum von einem eigenen Cafe entstand. Ihre Heimatliebe und der Zufall brachten sie zurück in die „Grieser Gegend“, wie der Landstrich hier offiziell heißt, „denn wer einmal auf dem Land gelebt hat, will dort wieder hin“, ist sie überzeugt. Gern hat sie das Angebot der Gemeinde angenommen, den Forsthof, in dem es zuvor ein Restaurant gab, zu übernehmen. Seit Mitte des letzten Jahres gibt es nun das Hofcafe. Der Name für das neue Cafe war schnell gefunden. „Holunder gibt es hier an jeder Ecke und ist zur Zeit sehr angesagt. Da lag die Namensgebung nahe“, erklärt die Jungunternehmerin. Deshalb gibt es auch einige Produkte, wie Marmeladen und Säfte aus dieser Frucht, die es als Mitbringsel zu erwerben gibt.

Einrichtung im Hofcafé Holunder im skandinavischen Stil

Im ländlich-regionalen, modernen Stil mit skandinavischem Einschlag präsentiert sich die heutige Einrichtung. „Ich habe es bewusst schlicht gestaltet, weil man damit viel machen kann“ begründet die sympathische Pächterin ihre Entscheidung, „und damit möglichst viele Altersschichten angesprochen werden“. Das historische Ambiente mit den wuchtigen Holzbalken korrespondiert gut mit den selbstgefertigten Tischen und Stühlen und hat Charme. „Das ist aber schön hier!“ ist ein häufig geäußerter Kommentar der ankommenden Gäste. Im benachbarten, ehemaligen Biedermeierzimmer befindet sich heute eine Lounge. Passend zum Interieur sind auch die abstrakten Bilder des befreundeten Künstlers aus Berlin mit ihrem markanten, gradlinigen Stil. Der leckere Kuchen ist selbstverständlich hausgemacht. Oft wechselt die Auswahl, die sich vom herkömmlichen Angebot unterscheidet. So gehören schwedischer Apfelkuchen, Stachelbeerbaiser und Kirschweintorte zu den Besonderheiten des Angebots.

Im oberen Stockwerk befinden sich vier Gästezimmer, die ebenfalls nach nordischem Vorbild gestaltet wurden. Viel Luxus darf der Gast nicht erwarten, sie sind eben zum Übernachten und weniger zum Aufenthalt gedacht. Die Einrichtung ist reduziert auf das Wesentliche und besteht aus Bett und Stuhl. Nachtschränke und Regal sind aus Multiplexelementen hergestellt. Dieser Minimalismus in der Ausstattung kommt bei den überwiegend jüngeren Gästen gut an. Die schrägen Wände sowie der Holzfußboden tragen zur Gemütlichkeit bei. Anstelle des „süßen Betthupferls“ liegt ein Teebeutel auf dem Kopfkissen, damit man sich vielleicht noch einen heißen Tee in der Gemeinschaftsküche machen kann. Diese befindet sich ebenfalls hier oben in der Diele, wo man auch zwanglos am Abend mit den anderen Gästen in Kontakt kommen kann.

Auch die elf Jahre ältere Schwester Britta Paarmann stammt von hier und hat nach ihrem Studium der Landeskultur und Umweltschutz in Rostock einige Zeit in Planungsbüros gearbeitet. Vor eineinhalb Jahren ist sie als Ferienwohnungsvermieterin tätig geworden. Brittas Herberge liegt nur wenige hundert Meter vom Hofcafe entfernt. Ihr am Dorfrand gelegenes Apartementgästehaus „Middenmank“ verfügt über sechs Wohnungen, die vor allem für den längeren Aufenthalt von Familien mit Kindern konzipiert sind. Umgeben von Wald, Wiesen und Feldern kommt hier der ländliche Charakter noch mehr zum Tragen. Dazu trägt auch der Stall im Haus bei, der durch ein Fenster einsehbar ist. „Schlafen bei den Schafen“ ist das Motto der Inhaberin. So dicht auf Tuchfühlung mit den Tieren zu sein, kommt natürlich bei den Lütten gut an, wie auch die gut ausgestattete und beliebte Bastelstube, in der der Nachwuchs kreativ tätig sein kann „und aus der die Kinder oft gar nicht mehr raus wollen“ wie Britta zu berichten weiß.

Picknickkörbe für Rad- und Wandertouren rund um Glaisin

Britta hat akribisch verschiedene Rad- und Wandertouren durch die reizvolle nähere Umgebung erarbeitet und zusammengestellt. An Hand der Pläne kann der Besucher diese gut nachvollziehen. Dafür bietet die Besitzerin gern Picknickkörbe an. Der kulturell Interessierte wird vielleicht an der einmal im Monat stattfindenden „Gilluv-Lesung“ teilnehmen. Johannes Gilluv war ein bedeutender niederdeutscher Schriftsteller, der 1861 in Glaisin geboren wurde. Ein Museum dokumentiert sein Leben und Schaffen. Wer Lust auf Städte hat, kann nach Ludwigslust, Wismar und Schwerin fahren, die nicht allzu weit entfernt sind. Langweilig wird es einem hier jedenfalls nicht.

In der warmen Jahreszeit gibt es am Abend eine kleine Karte. Wer Appetit auf gutbürgerliche Küche hat, dem sei das kleine, charmante Restaurant „In Swienstall“ im acht Kilometer entfernten Neu-Grebs empfohlen. Der freundliche Wirt bietet hier eine recht ansprechende Palette mecklenburgischer Gerichte. Eine gute Empfehlung unserer netten Gastgeber, wie sich herausstellte.