Leer bezeichnet sich zu Recht als das „Tor Ostfrieslands“. Von Süden, Osten oder Westen kommend, passiert man stets diese hübsche Kleinstadt mit ihren vielen kleinen Geschäften

Eigentlich ist sie leicht zu finden, die Villa Leda. Liegt sie doch an der Bremer Straße, die schnurgerade von der Autobahnabfahrt Leer-Ost auf die Innenstadt von Leer zuläuft. Das Navi verkündet: „Sie haben ihr Ziel erreicht. Das Ziel liegt auf der rechten Straßenseite.“ Doch eine hohe Buchenhecke verbirgt das Gebäude und schirmt es von der Straße ab. Auf den ersten Blick nicht gleich zu erkennen, gehen wir ein paar Schritte zurück und stehen am Gartentor der 100 Jahre alten Villa.

Henri Leij, der Besitzer des Hotels, erwartet uns im Garten. Bei der netten Begrüßung ist unüberhörbar, dass er niederländische Wurzeln hat. 2004 erbte er die Villa von einem Onkel. Mit seiner Frau Jacqueline Tijhaar stand er vor der Frage: verkaufen oder vermieten? Letzteres erschien schwierig bei einer Immobilie mit 15 Zimmern in einer Kleinstadt. Oder selbst bewohnen? Beide lebten zu der Zeit in Hoorn, einem Städtchen nördlich von Amsterdam.

Persönliches, kleines Hotel in der Villa Leda

Es reifte die Idee, aus der Villa ein kleines Hotel zu machen, überschaubar, persönlich, als Bed & Breakfast. Leer weist nicht viele Hotelangebote auf und liegt verkehrsgünstig am Schnittpunkt zweier Autobahnen und Eisenbahnlinien. Henri Leij gab seinen Beruf als Lehrer, in dem er 22 Jahre gern gearbeitet hatte, auf. 2007 wurde der Start für das Hotelprojekt „Villa Leda“ gegeben.

Mehrere Jahre dauerte der Umbau. Der Anspruch war, so Henri Leij, alles in einer Kombination von Alt und Neu zu gestalten und abzustimmen. Vieles wie die Malerarbeiten wurde auch in Eigenregie gemacht. Ende Mai 2012 war der Umbau abgeschlossen.

Unsere Neugier ist geweckt, und wir lassen uns durch das kleine Hotel führen. Eine Außentreppe führt vom Garten zu den Hotelzimmern. Damit ist der Hotel- vom Wohnbereich der Eigentümer, der im Erdgeschoss liegt, klar getrennt. Drei schöne Zimmer hat das Hotel: Skûtsje, Klipper und Tjalk, benannt nach alten Schiffstypen. Sie sind auch maritim dekoriert. Dazu eine Vielzahl von eigenwilligen Stühlen in jedem Raum. Stühle seien, sagt Henri Leij, eine Leidenschaft von ihm. Doch nicht nur die Stühle fallen auf. Die modernen Badezimmer sind mit restaurierten alten Heizkörpern ausgestattet, wie sie original in der Villa waren. Der neue Terrazzoboden in den Bädern erinnert an die 20er-Jahre.

Alles ist überschaubar. Vom Flur zweigen zwei Frühstückszimmer ab. Serviert wird durch den Hotelchef persönlich. Ihm ist der Kontakt zu den Gästen wichtig: „Ich komme gern mit meinen Gästen ins Gespräch, sofern sie es wünschen. Ich gebe Tipps für Ausflüge ins Umland oder zu den Ostfriesischen Inseln oder berichte über den Werdegang des Hotels.“ Die steigende Zahl an Stammgästen zeigt, dass die persönliche Ansprache gut angenommen wird.

Ostfriesische Teezerenomie im Teemuseum

Von den zum Teil mit Balkonen ausgestatteten Zimmern kann man in den wunderschönen Garten mit Obstbäumen und Blumen blicken. Die gepflegte Gartenanlage umfasst 2400 m² und ist Henri Leijs großer Stolz. Wer möchte, nimmt sein Frühstück zwischen Rosenstöcken und Obstbüschen ein und die Marmelade auf dem Frühstückstisch stammt von Früchten aus dem Garten.

Leer im südlichen Ostfriesland bezeichnet sich zu Recht als das „Tor Ostfrieslands“. Von Süden, Osten oder Westen kommend, passiert man stets diese hübsche Kleinstadt. Viele kleine Geschäfte bereichern die Altstadt, Ladenketten sucht man hier vergebens. Und Leer ist auch Sitz eines großen ostfriesischen Teehauses. In einem kleinen Teemuseum wird vieles über Tee und die ostfriesische Teezeremonie vermittelt. Über die Uferpromenade der Leda gelangt man zurück zum Hotel.

Wir verlassen die Villa Leda und hätten fast vergessen zu fragen, woher der Name stammt. Die Namensgebung sei eine Mischung aus griechischer Mythologie mit der Geschichte von Leda und dem Schwan, sagt Henri Leij, aber auch der Name des Flusses Leda, an dem Leer liegt, hat zum Hotelnamen beigetragen. Und da wir Schwäne auf der Leda gesehen hatten, passt es ja irgendwie auch zusammen.