Für manche mag es nach einem Traumjob klingen: in teuren Boutiquen stöbern und schicke Kleider aussuchen, die man nicht mal bezahlen muss. Für die in Paris lebende Amerikanerin Maureen (Kristen Stewart) aber ist es eine Arbeit, von der sie sich wie gefangen fühlt: beschäftigt, aber ums Leere kreisend.

Maureen jobbt als „Personal Shopper“ für einen Star namens Kyra (gespielt von einer nur flüchtig auftretenden Nora von Waldstätten). Und so erwachsen sie beim Aussuchen und Verhandeln mit den entsprechenden Designern und Ladenbesitzern auftritt, so pubertär-trotzig erscheint sie, sobald niemand mehr hinguckt. Ihr wahres Talent liegt ganz woanders: Maureen ist ein Medium; sie kann mit Geistern kommunizieren.

Der Film präsentiert Maureen als nervöse junge Frau, die in einer verlassenen Villa übernachtet. Dort wartet sie „Zeichen“ ab, die sich zum Beispiel in plötzlich öffnenden Wasserhähnen manifestieren. „Ich brauche mehr von dir“, flüstert sie verängstigt und bestätigt zugleich. Die Hintergründe für diese schockierenden Vorgänge enthüllt der Film erst nach und nach. Bei dem Geist, auf dessen Zeichen Maureen wartet, handelt es sich um ihren erst kürzlich gestorbenen Zwillingsbruder, mit dem sie die Villa lange bewohnt hat. Nun möchte sie verkaufen, soll aber im Auftrag der Käufer gewissermaßen erst mal die Aura klären.

In einem klassischen Geisterfilm stünde wohl Maureens Auseinandersetzung mit dem Geist im Zentrum. Doch der französische Regisseur Olivier Assayas geht das Wagnis ein, diesen Strang zur Nebensache zu degradieren. Stattdessen wird deutlich, dass Maureen auch als „Personal Shopper“ eine Art Geisterbeschwörung betreibt: Sie sucht Outfits für Kyras öffentliche Auftritte heraus, pflegt damit deren Image, während sich ihr die reale Person ständig entzieht. Kaum dass Maureen Kyras Wohnung betritt, winkt diese vom Handy-Telefonat oder verzieht sich zur Skype-Konferenz ins Arbeitszimmer. Maureen bleibt die Ersatzkommunikation mit „Zwischenmedien“ wie Kyras Freund (Lars Eidinger).

Mit einer hervorragend ­zwischen Sprödigkeit und melancholischer Verletzlichkeit changierenden Kristen Stewart bringt „Personal Shopper“ in seiner Mischung aus Geistergeschichte und Modewelt-Drama ein modernes Lebensgefühl auf den Punkt, in dem Mobilität und ständiges Connected-Sein zugleich Isolation und Unwirklichkeit hervorrufen.

„Personal Shopper F/D 2016, 105 Minuten, ab 12 Jahren, Regie: Olivier Assayas, Darsteller: Kristen Stewart, Lars Eidinger, Nora von Waldstätten, täglich im 3001, Blankeneser