Der Anfang ist bitter. Das soll er auch sein. Bridget Jones (Renée Zellweger) feiert Geburtstag, der 43. diesmal, und sie ist wieder allein. Immer noch Single, keine Kinder, kleine Wohnung (die inzwischen bei den Londoner Immobilienpreisen vermutlich unbezahlbar ist) und viel zu wenig Sex. Zeit für Wellness, in Sauna-Lounges und Spa-Bädern erholen sich ja mittelalte Frauen gern von ihrem antriebslosen Leben. Bridget ist inzwischen schlank, beruflich sehr erfolgreich und seit fünf Jahren getrennt vom etwas ­steifen englischen Oberklassenschnösel Mark Darcy (Colin Firth). Statt Wellness entscheidet ihre Freundin und Arbeitskollegin Miranda (Sarah Solemani) allerdings, dass es zusammen mit Bridget zu einem dieser klassischen englischen Matsch-Musikfestivals geht. Jugend, Musik, Männer, Enthemmung, Sex.

Und tatsächlich, Bridget wird flachgelegt. Und zwar nicht von irgendjemandem. Es ist ein süßer US-Millionär (Patrick Dempsy), der wie Prince Charming sie aus dem Schlamm zieht. Und kurz danach hat sie ein zweites Mal Sex, diesmal mit dem Ex Mark Darcy, den sie auf einer Taufe trifft. Und voilà – der Sex hat wunderbare Folgen, 43 Jahre hin- oder her. Bridget ist schwanger. Nur von wem?

„Bridget Jones’ Baby“ ist ein hübscher Film, mit hübschen, schnellen Dialogen. Colin Firth spielt Mark Darcy wie immer auf den Punkt – niemand kann die steife Oberlippe besser als er. Patrick Dempsy sieht als US-Millionär kernig aus, das reicht. Und Emma Thompson, die die betreuende Gynäkologin Dr. Rawlings spielt, ist der Brüller. Das macht alles viel Freude. Und doch – es bleibt dabei: Der Film macht leider auch traurig. Gerade die ersten Momente sind kaum auszuhalten. Das liegt an Renée Zellweger.

Es ist ihr Gesicht. Renée Zellweger hat immer bestritten, jemals den Schönheitschirurgen drangelassen zu haben. Aber 2014 sah man Fotos von ihr auf einer Gala. Sie sah völlig verändert aus. Schnippel, schnippel, behaupteten die Klatschblätter. Der Vorwurf hat Zellweger sehr getroffen, sie wehrte sich dagegen, schrieb eine wütende Replik in der „Huffington Post“. Obwohl es niemanden etwas angehe, schrieb sie dort, wolle sie deutlich sagen: Sie habe sich niemals für eine Schönheits-OP unters Messer gelegt. Überhaupt sei der Umgang mit alternden Frauen beschämend. „Zu dünn, zu dick, wird alt, besser als eine Brünette, Cellulitis, skandalöse Gesichtsstraffung, Haarausfall, dicker Bauch oder Bäuchlein?“ Man merkt ihrem Text in jeder Zeile die Wut an. Ein Demütigung sei das ständige Beurteiltwerden.

Aber, so bitter es ist, irgendetwas hat sich an ihrem Gesicht tatsächlich verändert. Es fehlt die Lebendigkeit. Manchmal wirkt es so, als betrachte man eine Maske auf der Leinwand. Es tut weh, wenn man an die alte, die lebendige und mollige Bridget denkt, die allerlei Grimassen schnitt. Viele berühmte Hollywood-Schauspielerinnen haben ihrem Gesicht geschadet, indem sie etwas machen ließen. Nicole Kidman ist solch ein Beispiel, Meg Ryan, Cher oder Demi Moore. Was mit Renée Zellweger war? Wissen wir nicht. Aber klar ist: die alte fröhliche Bridget, sie ist nicht mehr zu sehen.

„Bridget Jones’ Baby“ GB 2016, 125 Minuten, ab 6 Jahren, Regie: Sharon Maguire,
Darsteller: Renée Zellweger, Colin Firth, Patrick Dempsey, täglich im Blankeneser, Cinemaxx Dammtor/Harburg/Wandsbek, Koralle, Savoy, UCI Mundsburg/Othmarschen/Wandsbek