„Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung“, lautet ein Grundsatz für mal mehr, mal weniger weit gereiste Urlauber an Nord- und Ostsee. Oberhalb der Elbe scheint zwar auch nicht immer die Sonne. Seit 2005 jedoch lässt sich hier, im Römischen Garten in Blankenese, der launige hanseatische Hochsommer mit einer besonderen Form von Theater kulturell genießen – zudem noch gastronomisch: Mit dem Picknicktheater kommt das Vorbild für das Theater N.N. aus England. Doch egal, welches Stück die Truppe um Regisseur Dieter Seidel alljährlich im Juli und August – unterbrochen bisher nur von einer behördlich bedingten Zwangspause 2012 – spielt, das Theater im Römischen Garten ist längst zu einer sommerlichen Hamburgensie geworden.

So auch anno 2016. Vom 14. Juli bis zum 7. August widmet sich das Ensemble an zehn Abenden erneut einem französischen Autoren: Drehte sich die Geschichte in den vergangenen beiden Jahren im vom Theater N.N. uraufgeführten Schauspiel „Molière, wach auf!“ mit fiktiven biografischen Elementen um den großen Schauspieler, Theaterdirektor und Dramatiker, steht diesmal der bedeutende Pariser Lustspieldichter Eugen Labiche (1815–1888) auf dem Programm.

Sein Stück „Ein Florentinerhut“ scheint wie geschaffen für das Heckentheater am Elbhang. Die Posse, die zwischen 1928 und 1971 unter verschiedenen Titeln gleich fünfmal verfilmt wurde, spielt mit den Verwicklungen um einen Strohhut. Im Mittelpunkt steht der junge Fadinard: Der Lebemann will die Tochter eines Baumschulenbesitzers heiraten, gerät aber an seinem Hochzeitstag von einem Schlamassel in den nächsten.

Sein Kutschpferd hat am Morgen im Wald den Florentinerhut einer Dame zerfressen. Diese möchte dies aus gutem Grund vor ihrem Ehemann verheimlichen, denn sie hatte die störende Kopfbedeckung während eines Stelldicheins mit ihrem Liebhaber an einen Ast gehängt. Jetzt aber fordern die Dame und ihr Kavalier, ein jähzorniger Offizier, vom Pferdefreund Fadinard Entschädigung – Ersatz muss her. Doch auch die eintreffenden Hochzeitsgäste fordern Aufmerksamkeit.

Dieter Seidel, der mit Friederike Barthel gemeinsam Regie führt, erklärt die Stückauswahl auf seine Art: „Diese irre Jagd nach dem crazy Strohhut muss sein, je verrückter, desto näher am Happy End“, sagt er. In der Komödie gehe es weniger um die Auflösung der Verwicklungen, vielmehr um die Vertuschung der Wahrheit. Jede der Figuren verfolgt konsequent ihr Ziel, daraus entsteht eine ebenso logische wie absurde Handlung.

Carsten Dworak, bereits im Vorjahr als Molière zu sehen, wirkt erneut mit. Dazu kommen jetzt Minni Oehl, Alena Oellerich, Ingo Braun und Tom Wodak.

Die freie Gruppe, welche der Verein Theater N.N. bis heute ist, hatte 2013 ihre Spielstätte am Hellkamp in Eimsbüttel schließen müssen. Nach künstlerischem Asyl mit Bühne und Fundus in Pinneberg probte die Riege in diesem Juni im Eimsbütteler MuT!-Theater und zuletzt als „Spaziergänger“ (so Barthel) im Römischen Garten – ins Amphitheater durften die Akteure erst zur Generalprobe.

Aber schlechtes Wetter? Steht hier nicht auf dem Spielplan. Im Zweifel als Besucher eine Regen- oder Funktionsjacke (auch als Deckenersatz), einen Picknickkorb und eine Taschenlampe für den Rückweg mitbringen! Und vielleicht helfen die Darsteller bei (stärkerem) Regen ja auch mal mit einem ihrer Schirme.

„Ein Florentinerhut“ Premiere 14.7., bis 6.8., jeweils Do, Fr, Sa/So 7.8., 19.30 Uhr, Amphitheater/Römischer Garten, Falkensteiner Ufer 45, Karten zu 17,50 (ermäßigt)/20 (Rondell) bis 25 Euro (Barockterrasse an Tischen) unter T. 86 07 77 oder T. 38 61 66 68