Krieg ist schmutzig, blutig, bedeutet unvorstellbares Leid. Zuletzt erregte der Fotojournalist Christoph Bangert Aufsehen mit seiner Fotoserie „War Porn“ (Kriegsporno), in der Gewalt, Tod und Zerstörung sehr präsent waren.

In der Galerie Freelens ist nun eine andere, distanziertere Art seiner Kriegsfotografie zu sehen.

Bangert gelang es, man mag es kaum glauben, dem Soldatenleben und dem Alltag in Afghanistan, im Irak oder im Gazastreifen trotz dort herrschender Kriegszustände durchaus komische Seiten abzugewinnen. „Ich habe nie so sehr gelacht als zu den Zeiten, wo ich im Krieg war“, schreibt er im Vorwort seines neuen Buches „Hello Camel“. „In dem Moment, wo wir realisieren, dass das massenhafte Ermorden von Menschen ein normales alltägliches Geschehnis ist, das organisiert und ausgeführt wird von normalen Menschen wie du und ich, beginnen wir die Bedeutung und den wahren Horror des Krieges zu realisieren.“

Bangert fotografierte für diese Serie also nichts Dramatisches. Sondern zeigt Momentaufnahmen, unfreiwillig komische Szenen aus der reinen Männerwelt des Krieges. Fünf hockende junge Männer mit Strumpfmasken posieren schön böse und gefährlich für den Fotografen mit ihren Handwaffen, Saddam Husseins vielleicht letztes Araber-Pferd steht traurig in einem leeren Stall und erinnert an die Passion des einstigen Diktators. Oder man sieht vier Militärs von höherem Rang, die gemeinsam eine Sahnetorte anschneiden. Und wenn die deutschen Soldaten sich mal erleichtern müssen, steht da in der vertrockneten Einöde, die bis zum Horizont reicht, eine mit Plastik überzogene Kiste mit Loch, eine Rolle Toilettenpapier daneben.

„Wir werden täglich medial überfüttert mit den größten Schreckensereignissen aus den Krisengebieten. Oft mögen wir nur noch unsere Augen verschließen. Krieg bleibt aber trotz überbordender Berichterstattung immer etwas völlig Abstraktes für den außen stehenden Beobachter“, sagt der Kurator der Ausstellung, Peter Lindhorst.

Leerlauf und Langeweile komme in unserer Vorstellung von Krieg nicht vor: „Genau diese Leerstellen hat aber Christoph Bangert thematisiert. Er bricht ein Tabu: Kann Krieg auch witzig sein? Das hört sich geschmacklos an, und eigentlich kann der Fotograf damit nur scheitern. Im Schatten des absoluten Schreckens entsteht jedoch eine schrille Absurdität, die hilft, den Terror zu ertragen“, sagt Lindhorst. Der Betrachter könne nicht einfach nur konsumieren. „Das macht für mich die besondere Qualität von Bangerts neuer Arbeit aus.“

Das stimmt. Vor allem, wenn man das Gesehene „sacken“ lässt. Selbst inmitten des schlimmsten Krieges gibt es eben Alltägliches. Etwa im von immer neuen Selbstmordattentaten gepeinigten Bagdad des Jahres 2005: Hier sitzt bei dem von einer Hochzeitsplanerin inszenierten Fest ein glückliches Paar ein bisschen verloren auf einer blumengeschmückten Bühne – in einer riesigen weißen Satin-Muschel.

„Hello Camel“ Foto-Ausstellung von Christoph Bangert, Eröffnung Do, 9.6., 19Uhr, Galerie Freelens, Steinhöft 5; Ausstellung läuft bis 25.8., montags bis freitags von 11 bis 18 Uhr, Eintritt frei