„So I listen to the Radio and all the Songs we used to know. So I listen to the Radio, remember where we used to go“, ach war das schön. Im Jahr 1999 war „Radio“ von den Corrs schwer auszuweichen. Irgendwie waren sie überall. Im Musikfernsehen, im Radio, im Supermarkt. Auf Partys, wenn es galt, die letzten Gäste zusammen mit halbleeren Flaschen, matschigen Erdnussflips und Kippenstummeln rauszufegen.

Das Erstaunliche bei der Rückschau 17 Jahre später ist: Die zuckersüße Nummer, eine Single-Auskopplung des vielfach mit Edelmetall veredelten „MTV Unplugged“-Albums, war nicht einmal ein Hit. Da hatte das irische Geschwisterquartett ganz andere Kaliber. Der käsige, schon brutal auf Radiopop getrimmte Heuler „Breathless“ (2000) und Lieder wie „Runaway“ (1995), „What Can I Do“ (1998) oder „Summer Sunshine“ (2004) schauten in den UK-Charts gerne von oben auf den Rest hin­ab, und in der irischen Heimat landeten ausnahmslos alle fünf von 1995 bis 2005 veröffentlichten Studioalben an der Spitze.

Klischee hin oder her, natürlich begann die Karriere der vier Musiker in einem Irish Pub, im McManus in der Kleinstadt Dundalk, dicht an der Grenze zu Nordirland. In der Pinte, die von der Tante der Corrs betrieben wurde, sammelten Jim und Sharon Corr in den 80er-Jahren ihre ersten Bühnenerfahrungen, 1990 stießen die jüngeren Schwestern Caroline und Andrea dazu. Wer sich den fantastischen Musikfilm „Die Commitments“ aus dem Jahr 1991 ganz genau anschaut, kann alle Corrs in Kleinstrollen entdecken. Der musikalische Direktor des Films, John Hughes, wurde Manager der Corrs.

Eine weitere Triebfeder des Erfolgs war Jason Flom, Talentscout von Atlantic Records und geradezu berüchtigt dafür, Acts wie Kid Rock, Matchbox Twenty, Jewel, Stone Temple Pilots, Tori Amos oder Katy Perry aus dem Stand erfolgreich zu machen. Er schob das Corrs-Debütalbum „Forgiven, Not Forgotten“ (1995) an, das gleich ein Megaseller in Irland, Großbritannien und Australien wurde, obwohl fast die Hälfte der Platte aus Folkpop-Instrumentals bestand.

In den nicht minder erfolgreichen zehn Folgejahren wurde das keltische Element allerdings immer mehr aus den Songs der Corrs verdrängt. Mit ihrem perfekt produzierten, extrem harmonisch und melodiös arrangierten Hochglanzpop waren die Corrs auf dem besten Weg, Irlands ABBA zu werden.

Doch 2005 hatten die Geschwister erst einmal genug voneinander, starteten Solokarrieren und gründeten eigene Familien. Bis im November 2015 die Platte „White Light“ erschien. Ganz heimlich hatten sie diese aufgenommen. Es sei ihnen vergeben, denn sicher haben viele Fans die Corrs während ihrer langen Pause nicht vergessen.

The Corrs, The Shires Mi 25.5., 20.00, Barclaycard Arena, Sylvesterallee 10, Karten ab 57,90 Euro in allen HA-Ticket-Shops und unter der Abendblatt-Ticket-Hotline T. 30 30 98 98 sowie an der Abendkasse