Eine Focaccia ist so etwas wie ein herzhaftes Überraschungspaket. In das italienische Fladenbrot lassen sich nach Herzenslust Zutaten wie Oliven, Kräuter, Gemüse, Schinken oder Fisch einbacken, so dass als Ergebnis eine Art saftige 3-D-Pizza entsteht. Koral und Onur Elci haben sich nun dieser besonderen Teigkreation verschrieben und mit dem Bonassola Hamburgs erste Focacceria eröffnet. Szene-Kenner dürften die Brüder von der Kitchen Guerilla kennen, einer mobilen Kocheinheit, die vom Segelboot bis zur Baustelle in ungewöhnlichen Locations brutzelt und bewirtet. Zudem betrieben die beiden das Fami­lieneck am Alma-Wartenberg-Platz.

Ottensen sind sie treu geblieben. Zu Hause ist das Bonassola im Ex-Restaurant Schweizweit im Souterrain an der Großen Rainstraße, wo einst das Käsefondue ein Hit war. Das passt, weil Käse auch bei den Backwaren in der Focacceria eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Benannt ist das Lokal nach einem Dorf in Ligurien, jener Küstenregion Italiens, die als Mutterboden für die Focaccia gilt.

„Es spielt sich bei uns alles gerade erst ein“, heißt es am Telefon. Ein Eindruck, der sich beim Test an einem umsatzstarken Sonnabendabend bestätigt. Was jedoch dem Gastro-Erlebnis, nun ja, erst die besondere Würze verleiht.

Das Bestellprinzip ist denkbar einfach, macht zudem Lust und Appetit auf kulinarische Entdeckungen: Der Gast läuft von der Eingangstür direkt auf eine große Glasvitrine zu, aus der er zwischen täglich (und stündlich) wechselnden Focaccias sowie Quiches, Tartes und gefülltem Gemüse wählen kann. Die ausgesuchten Speisen werden gewogen, bei Bedarf erwärmt und zum Tisch gebracht. Kaffee oder Limo, Aperitif oder Wein gibt es auf die Hand auf dem Weg zum Tisch. So fühlt es sich sofort ein wenig an wie bei Freunden auf einer Party.

Wir entscheiden uns für ein üppig mit Artischocken belegtes Stück, eine flache Variante mit Schinken und Käse, eine gefüllte Paprika sowie eine Zucchini-Tarte. Die 100-Gramm-Preise liegen bei um die zwei Euro, je nach Belag oder Füllung . Nach einiger Zeit tritt der überaus freundliche Kellner an unseren Tisch und erklärt, dass unsere Bestellung ein wenig zu lange im Ofen gewesen und deswegen leicht zu dunkel geraten sei. Wir dürften aber gern probieren, die Portion gehe selbstverständlich aufs Haus. Bis auf ein paar Ecken ist alles genießbar. Und weit mehr als das! Saftig, kross und lecker kommen die Speisen daher. Und während in den drei schlicht, aber gemütlich eingerichteten Gasträumen ein munteres Plaudern, Kommen und Gehen herrscht, empfiehlt uns unsere Bedienung noch eine Focaccia mit Sardellen, Oliven, Karpern und Käse. Als er noch die Finger mit Genießergeste in die Luft hält, sind wir überzeugt – und kurz darauf nicht enttäuscht. Die Komposition ist super-lecker.

Bestens abrunden lässt sich ein Essen im Bonassola mit einer Auswahl an Kuchen von Zitrone bis Schokolade, wobei die Tarte della Nonna mit Mandeln, Vanillecremefüllung und Mürbeteigboden am Feinsten schmeckt. Fazit: Das Bonassola mag kein Ort für ein ausgeruhtes Candle-Light-Dinner sein. Aber für Überraschungen (im besten Sinne) ist es wirklich gut.

Focacceria Bonassola Große Rainstraße 20, montags bis freitags von 8 bis 22 Uhr, sonnabends von 9 bis 22 Uhr, sonntags ist Ruhetag, T. 39 89 34 37