Kultur und gesellschaftliches Engagement, zusammengebunden zu einem namhaft besetzten Literaturfest: Das sind die Erneuerbaren Lesetage. Sie fanden 2011 zum ersten Mal statt, dem Jahr der Fukushima-Katastrophe. Jetzt (21.4.–27.4.) steht die sechste Ausgabe der an vielen verschiedenen Orten stattfindenden Lesetage an.

Und keine der Lesungen kostet Eintritt – was angesichts der namhaften Gäste bemerkenswert ist. Die opulenten Vattenfall Lesetage, gegen die das Alternativfestival einst angetreten war und die es mittlerweile nicht mehr gibt, kann das ehrenamtlich organisierte und deutlich kleinere Literaturfestival zwar nicht vollständig ersetzen. Wort gehalten haben die Veranstalter aber trotzdem. Sie lassen weiter „ohne Atomstrom“ lesen. Und sie fungieren als Kulturversorger für die Metropolregion. 2016 steuern die Erneuerbaren Lesetage dem Hamburger Literatur-Veranstaltungskalender unter anderem eine Lesung mit Beate und Serge Klarsfeld (23.4., 19 Uhr, Metropolis) bei.

Beate Klarsfeld ging in die deutsche Geschichte ein, als sie 1968 Kanzler Kiesinger wegen dessen Nazi-Vergangenheit ohrfeigte. Im vergangenen Jahr erschien das Erinnerungsbuch der deutsch-französischen Journalistin.

Außerdem gibt es einen mit Frank Schulz, Doris Gercke, Wolfgang Metzner und Simone Buchholz besetzten Krimi-Gipfel im Schmidtchen (24.4., 17 Uhr). Unter dem Titel „Atomkraft? Nee du, lass mal!“ lädt Michel Abdollahi zum Poetry-Slam in der Reihe „Kampf der Künste“ (25.4., 19.30 Uhr, Fabrik).

Dass man bei den Erneuerbaren Lesetagen auf ein breit gefächertes Programm setzt, beweist die Vielzahl der Veranstaltungsorte, die dann auch artentypisch bespielt werden: Die Freie Akademie der Künste beschäftigt sich mit dem Großthema der Gegenwart und dem dazugehörigen Binnenthema „Migration und Flucht im Werk von Günter Grass“ (26.4., 19.30 Uhr). Auf dem Podium sitzen Helene Grass, Katja Riemann und Bela B – interessante Kombination. Als Repräsentanten einer Reihe von in die deutsche Sprachgemeinschaft eingewanderten Autoren lesen Katja Petrowskaja und Feridun Zaimoglu (27.4., 19.30 Uhr, 2te Heimat). Den Auftakt machen Auma Obama und Rainer Burchardt (21.4., 19.30 Uhr, ­Laeiszhalle).

Lesen ohne Atomstrom – Die Erneuerbaren Lesetage 21. bis 27.4., Auftakt: A. Obama/R. Burchardt, Do 21.4., 19.30 Uhr, Laeiszhalle, Johannes-Brahms-Platz, der Eintritt bei allen Lesungen ist frei