Kunst und Kapitalismus stehen sich, so könnte man meinen, diametral gegenüber. Auf der einen Seite die stete Suche nach dem Wahren, Guten und Schönen, auf der anderen das stumpfe Streben nach materiellem Erfolg. Wer genauer hinschaut, der sieht allerdings, dass die Kunst sich den Spielregeln einer kapitalistischen Gesellschaft nicht ganz entziehen kann. Auch Bücher und Musikstücke müssen verkauft werden. Und wenn Kunst und Kapital miteinander statt gegeneinander arbeiten, wie einmal im Monat im Haus 73 am Schulterblatt, dann kann dabei sogar richtig Wahres, Gutes, Schönes entstehen.

„Kunst gegen Bares“ heißt es in der gleichnamigen Reihe auch heute wieder, und der Name ist Programm. Acht Künstler stellen sich und ihr Talent dem Publikum vor. Egal, ob Kabarett, Musik oder Spoken Word: Der Fantasie ist nur eine Grenze gesetzt, und das ist die Zeit. Jeweils sieben Minuten haben die Kunst-Gladiatoren um zu singen, zu spielen oder Witze zu erzählen und so das Publikum bestmöglich zu unterhalten. Dass diese Zeit auch eingehalten wird, darauf achtet die Poetry-Slammerin Mona Harry, die den Abend moderiert. Sie erlangte vor einigen Monaten mit einer Liebeserklärung an Norddeutschland regionale Berühmtheit.

Auf der Bühne stehen aber sonst meist Amateure, und das ist auch gut so. Denn dass der Abend für Jedermann offen ist, macht seinen ganz besonderen Reiz aus. Das Publikum entdeckt hier immer wieder kleine künstlerische Perlen, abseits der großen Bühnen. Und selbst wenn die Auftritte mal so richtig schlecht sind, so sind sie doch immer eines: unterhaltsam. Die schiere Bandbreite an Gebotenem ist ein weiterer Grund dafür, dass sich die Abende im Haus 73 großer Beliebtheit erfreuen.

Nach den Auftritten von je sieben Minuten wird es so richtig kapitalistisch. Die Zuschauer entscheiden, wie viel ihnen der Auftritt wert war. Ein paar Euro? Vielleicht sogar Scheine? Oder gar nichts? Ganz ohne Zwischenhändler verkaufen die acht Künstler also ihre Ware an die Gäste, die den Betrag in ein Sparschwein stecken.

Der dessen Sparbüchse am meisten gefüllt ist, wird zum „Kapitalistenschwein des Abends“ gekürt. Für Künstler eigentlich eine Beleidigung, in diesem Fall aber ein schönes Kompliment des Publikums. Und natürlich auch ein materieller Erfolg

Kunst gegen Bares Mo 15.2., 20 Uhr, Haus 73, Schulterblatt 73, Eintritt 4 Euro an der Abendkasse; Anmeldung für Künstler: slamthepony@web.de