Seit vielen Jahren bereichert die libanesische Galeristin Andrée Sfeir-Semler die Hamburger Kunstlandschaft um neue Perspektiven, die nicht selten aus dem persisch-arabischen Raum kommen. Der libanesische Performer, Theatermacher und Schauspieler Rabih Mroué hinterfragt in ihren Räumen den Umgang der Medien mit Krieg und Flucht auf eigene Weise. Er tut dies durch gerahmte winzige Collagen, Fotografien, in Gestalt von Installationen und Filmen.

Wieder einmal ist der Galerie eine Ausstellung gelungen, die auch in einem Museum gut aufgehoben wäre! Dem Katastrophen-Voyeurismus leistet Rabih Mroué Vorschub, indem er zehn schwarze Guckkästen aufreiht, durch die jeweils ein zusammengesampeltes Foto zu sehen ist, zum Beispiel ein in Betontrümmern gestrandetes Schiff. Dazu tönen aus den Lautsprechern Stimmen von Menschen, die Leid und Verzweiflung beschreiben.

Mroué erschafft durch solche fiktiven Realitäten eine abstrakte Ebene, die den täglichen Horror plötzlich ohne die wirklich schlimmen Bilder wieder spürbar macht. Dasselbe geschieht im Erdgeschoss, wo von ihm ein einziger Film namens B 018 im Loop läuft. Der gleichnamige glamouröse Club im Herzen von Beirut wurde in Form eines offenen Grabes dort errichtet, wo im Bürgerkrieg ein Massaker stattgefunden hat, er ist Vergnügungstempel und Gedenkstätte in einem. Parallel dazu debattiert der Künstler im Film mit seinem Vater über die Varianten und Berechnungen des Überganges vom Leben zum Tod, und am Ende wiederholt ein Tanzpaar eine Dreh-Figur.

Dem für die Gegenwart eher ungewöhnlichen Thema der Stillleben widmen sich die meist jüngeren Künstler der Produzentengalerie. Christoph Blawert malt kraftstrotzende Lilien auf knallblauem Grund, der Geometrie-Fetischist Michael Conrads gönnt sich auf einer ins Geometrische abgleitenden Tischdecke einen mageren Stachelblumenstrauß, und Thomas Schütte macht aus einem Tischchen und diversen Gefäßen ein skulpturales Arrangement.

In der Galerie Mathias Güntner hat das Licht die Regie über die Farbtafeln von Alfons Lachauer übernommen: Je nach Sonneneinfall und Tageszeit entsteht ein anderer Eindruck und ein Gefühl für das Trügerische der Realität von Farbe und Raum.

Alle Galerien Admiralitätstraße 71: Sfeir-Semler montags bis freitags 11 bis 18 Uhr, sonnabends 11 bis 16 Uhr; Produzenten dienstags bis freitags 11 bis 14, 15 bis 18 Uhr, sonnabends 11 bis 15 Uhr; Güntner mittwochs bis freitags 12 bis 18 Uhr, sonnabends 12 bis 15 Uhr, Eintritt in allen Galerien frei