„Alle hör’n jetzt Schlager, da wird man ja zum Schläger“, beschweren sich König Boris, Dokter Renz und Björn Beton von Fettes Brot auf ihrem neuen, in diesem September erschienenen Album „Teenager vom Mars“. Die Helene Fischers und Andreas Gabaliers dieser Welt sind so ihres nicht, Zeit also, über die Erde herzufallen und die Hoheit über die gute Laune wieder an sich zu reißen. Gib her!

Denn so kritisch das Schenefelder Hip-Hop-Trio auch auf der neuen Platte über Spießer, Konsumopfer und Fremdenfeinde rappt, am Ende läuft es immer wieder darauf hinaus: „3 is ne Party“. Anders gesagt: Bei Stadtfesten und auf Hochzeiten wird nicht nur „Atemlos durch die Nacht“ von Helene Fischer aufgelegt, sondern auch „Nordisch By Nature“ oder „Jein“ oder beides. „Außen Top-Hits, innen Geschmack“, das ist Fettes Brot. Popmusik mit Beats für jede Lebens- und Liebeslage. Aber eben massentauglich. Der Song „Schwule Mädchen“ war nicht von ungefähr die Antwort auf Vorwürfe harter Jungs, dass Fettes Brot Mainstream sind.

Klar sind sie das, aber sie sind welche von den Guten. Und sie haben musikalisch und lyrisch nicht nur mehr zu bieten als Helene Fischers Straßenfeger, sondern auch mehr als die stumpfen Straßenschläger, die sich irgendwie als Hip-Hop-MC vor ein Mikro verirrt haben. Man kann Dokter Renz, König Boris und Björn Beton vieles unterstellen, aber sicher kein unterbelichtetes, (selbst-)ironiefreies Mackertum. Oder 1996 stehen geblieben zu sein.

Spätestens mit dem Album „Am Wasser gebaut“ vor zehn Jahren haben die Brote, so wie auch viele andere Genrekollegen, das Rap-Prinzip des „Drei Typen machen Sprechgesang, einer dreht und kratzt Platten dazu“ aufgebrochen. Melodien und Gesang, ambitionierte Arrangements, Bläser und Gitarren, Livemusiker statt Samples sorgten im Studio und auf den Bühnen für mehr Vielseitigkeit und Dynamik. Das war nicht mehr ausschließlich Hip-Hop, es war Disco, Soul, Rock, Electro oder eben schlicht und einfach Pop. Eine bunte Tüte, für jeden ist etwas dabei, ob man nun eher Poppiges wie „Bettina, zieh dir bitte etwas an“ oder „Manuela“ hören möchte, oder klassische Reim-Pumper wie „Da draußen“. Alle hören Schlager? Viele, ja. Aber nicht alle. Ein paar hören auch Fettes Brot. Und die reichen für eine große Arena.

Fettes Brot, Fatoni Sa 28.11., 20 Uhr, Barclaycard Arena (S Stellingen + Bus 380), Sylvesterallee 10, Karten zu 41 Euro im Vorverkauf und an der Abendkasse