Beim Segeln auf dem Saaler Bodden waren sie sich am nächsten: das Staatsoberhaupt Joachim Gauck und der Fotograf Christian Irrgang. „Der Bundespräsident war gelöst und entspannt. Er hatte sichtbar Spaß an diesem Termin“, erinnert sich der Hamburger. Zwei Jahre lang hat er den früheren Pastor aus Rostock begleitet und den Bildband „Bürger Gauck. Unterwegs mit einem unbequemen Präsidenten“ herausgegeben. Vom heutigen Dienstag an sind 80 Fotos daraus erstmals öffentlich in Hamburg zu sehen. Gaucks Lebensgefährtin Daniela Schadt, sein in Hamburg lebender Mediziner-Sohn Christian und Burkhard Schliephake, Mecklenburger Freund aus Kindertagen, kamen am Montagabend eigens zur Eröffnung in die Hanse-Merkur-Versicherung

Von Berlin bis Burma reiste Irrgang, der Fotograf aus Volksdorf, mit Gauck und Schadt, war ein leiser Beobachter, ein stiller Schatten des Staatsoberhauptes. In Stil und Methode orientiert sich Irrgang an den amerikanischen White-House-Fotografen, die in großen und authentischen Bildern ihre Präsidenten zeigen. Dies gelingt nur, wenn das Gegenüber dem Fotografen vertraut und Nähe zulässt. „Ich wollte so unauffällig wie möglich arbeiten“, sagt der Hamburger. „Deshalb habe ich auch nie Blitzlicht benutzt.“

Hat er in den zwei Jahren Begleitung Veränderungen festgestellt? „Am Anfang war Gauck unsicher, manchmal ein bisschen verlegen. Am Ende schreitet er.“ Stets habe der jetzige Präsident sein Privatleben abgeschottet. „Ich habe zwar Krawatten mit ihm ausgesucht, aber Fotos in der Berliner Lieblings-Buchhandlung waren das Äußerste“, sagt Irrgang. Eine Konsequenz aus der Ära Wulff. „Misstrauen und Kontrolle des Apparats sind sehr viel größer, der Zugang wird erschwert.“

Irrgangs Türöffner zu Gauck waren seine Bildbände über Johannes Rau und Horst Köhler, mit denen sich der 58-Jährige schon einen Namen als präsidialer Lichtbildner gemacht hat. Rau gibt’s in Schwarz-Weiß, Köhler bei den Fotos aus Afrika in Farbe und Gauck nur in Bunt. Auch sonst änderte sich für Irrgang im Laufe der Bundespräsidenten die Technik. Früher arbeitete der Fotograf analog auf Film, heute digital mit Speicherchip. Immer waren es Tausende von Fotos, deren Endauswahl für das Buch eine Agentur vornahm. Geblieben ist der Respekt des Hamburgers für sein lebendes Objekt. „Meine Fotos sollen etwas über die Person erzählen und dem Menschen gerecht werden. Dafür braucht man Geduld, Zeit und natürlich etwas Glück.“

„Bürger Gauck. Unterwegs mit einem ­unbequemen Präsidenten“ Dienstag von 10 bis 19 Uhr, Atrium der HanseMerkur-­Versicherung , Siegfried-Wedells-Platz 1 (Anreise hier), Eintritt frei; die Ausstellung ist bis zum 12. Juli, Montags bis Freitags von 10 bis 19 Uhr zu sehen