Ist es nicht herrlich, jetzt, wo der Sommer allmählich aus seinem Versteck kommt, abends auf dem Balkon zu sitzen und den Grill anzuschmeißen? Im Übermut der guten Laune verteilte ich ein Lob und sagte zu meinem Schatz, ihr Salat sei eine 2 plus. Doch anstatt schreiend vor Begeisterung auf und ab zu springen, kam nur ein „na toll“ zurück. Ja was erwartet sie denn? Die Pinienkerne waren nicht angeröstet, die Vinaigrette etwas zähflüssig und Paprika hat bei mir im Salat nun wirklich nichts zu suchen. Zudem: Wer mit der Rute spart, verzieht das Kind. War ja trotzdem ganz lecker. Doch ihr Kritikpunkt bezog sich nicht auf die spezielle Note, sondern auf die Bewertung an sich. Schließlich sei sie nicht meine Schülerin. Sie will kein Lob, sondern wenn schon, dann ein Kompliment – diese Feinheiten habe ich noch nicht durchdrungen.

Vielleicht hätte ich doch verbeamteter Gymnasiallehrer werden sollen. Mathe und Sport, wie Herr Jessen damals. Ein halbes Jahr Ferien, und auch während der Schulzeit nicht erst abends, sondern jeden Tag mittags um halb zwei auf dem Balkon sitzen. Ab und zu in der Sonne mal ne Arbeit abstreichen, und wenn´s mir zu viel wird – einfach ne Auszeit nehmen. Ist es nicht so, liebe Lehrer? Vermutlich liege ich falsch. Aber über eine 2 plus in Mathe hat sich damals jeder gefreut.