Heute wieder Wembley. Seit der WM 1966 hat sich die DFB-Elf zu Englands Angstgegner entwickelt

Was würde passieren, wenn Englands Torjäger Wayne Rooney heute gegen Deutschland einen strammen Schuss an die Querlatte setzt, der Ball von dort klar hinter der Torlinie landet und wieder ins Feld springt, Per Mertesacker den Ball mit den Händen auffängt, weil er an ein klares Tor glaubt, der (katastrophal schwache) Schiedsrichter aber nach Rücksprache mit seinem Linienrichter Handelfmeter gibt, den wiederum Steven Gerrard aber kläglich vergibt? Nicht viel. Vermutlich wird Joachim Löw später nur kurz an seinem Espresso nippen: „War ja klar.“

England gegen Deutschland im Londoner Wembleystadion, das ist nie nur ein profaner Kick, sondern ein Klassiker, ein Mythos – wobei das Vergnügen zuletzt ziemlich einseitig verteilt war. Wer einen Engländer zu seinem Bekanntenkreis zählt und sich zum gemeinsamen Fernsehabend verabredet hat, sollte deshalb unbedingt nachfolgende Tipps befolgen, damit das Treffen nicht in einem Desaster endet.

Vermeiden Sie beispielsweise beim Eintreten in das Wohnzimmer unbedingt die Bitte, den Sessel elf Meter vom TV entfernt zu platzieren. Die Insulaner leiden seit dem Aus im WM-Halbfinale 1990 gegen Deutschland an einer ausgeprägten Penalty-Phobie und sind danach fünfmal bei großen Turnieren durch Elfmeterschießen ausgeschieden. Und werfen Sie Ihrem Freund die Kartoffelchips bloß nicht zu – die unzureichenden Fangkünste von Engländern, ob von Tüten oder Bällen, sind mittlerweile legendär.

Erzählen Sie außerdem keine Witze, zum Beispiel den: Was machen Engländer nach dem Gewinn eines EM-Titels? Genau, die Playstation abschalten. Und stellen Sie keine geschichtlichen Wissensfragen, zum Beispiel, wer 2000 das letzte Spiel im alten Wembleystadion gewann – und gegen welches Team 2007 die erste Niederlage in der neuen Londoner Arena zu beklagen war.

Seien Sie nett zu Ihrem Freund, und verweisen Sie generös darauf, dass man bei der WM 1966 fair zum (unberechtigten) ersten und einzigen Titel gratulierte. Obwohl der Ball nicht drin war.