Der Kreml-Chef und das Anglerlatein: Hat Putin einen zu dicken Fisch an Land gezogen?

Die Region Tuwa im Süden Sibiriens ist eine sagenhafte Gegend. Die geheimnisumwitterten Skythen lebten einst hier. Noch heute bestimmen Schamanen mit ihren mystischen Ritualen das geistig-kulturelle Leben am Rand der Mongolei. Und hier entspringt mit dem Jenissei einer der legendären Ströme des „Schlafenden Landes“, was Sibirien aus dem Tatarischen übersetzt bedeutet. Und nicht nur an den Ufern solch gewaltiger Ströme wird bekanntlich auch Anglerlatein gesprochen. Ein Idiom, dessen sich nun auch Kremlchef Wladimir Putin bedient haben soll.

Der will in besagter Region Tuwa einen kapitalen Hecht von 21 Kilogramm Gewicht an Land gezogen haben. Völliger Unsinn, kontert Regierungsgegner Alfred Koch im Internet. Das auf vom Kreml veröffentlichten Bildern zu sehende Tier wiege höchstens zehn bis elf Kilogramm, meinte er. „Ein so schwerer Hecht könnte überhaupt nicht schwimmen, er würde auf den Grund sinken“, pflichtet der oppositionsnahe Journalist Oleg Kaschin per Twitter bei. Putins Sprecher Dmitri Peskow hält dagegen: „Ich war beim Wiegen dabei.“ 21 Kilo reine Wahrheit also. Die Fotos soll übrigens Premier Dmitri Medwedew geschossen haben. Nicht einmal angeln darf er mehr!

Nun haben Putins Posen mit nacktem Oberkörper auf rassigen Pferden, mit Tigern kuschelnd, als Jet-Pilot oder mit der Harpune auf einen Grauwal im Anschlag (zu wissenschaftlichen Zwecken) schon des Öfteren für Erstaunen und Heiterkeit gesorgt. Gegenstand größerer oppositioneller Aktivitäten waren sie bisher nicht. Vielleicht versuchen die Putin-Gegner, das Image des tollen Präsidenten-Hechts anzukratzen, das ihm bei vielen Landsleuten noch immer ordentliche Zustimmungswerte einbringt. Oder sie fischen auch einfach nur im Sommerloch.