Pullover oder Kleider in Ocker und Senfgelb verführen nicht zum Kauf. Eine modekritische Betrachtung aus der Sicht der Blonden.

Hamburg. „Gelb ist das neue Pink” wollte uns schon im vorigen Herbst eine große Frauenzeitschrift einreden. Das Echo der Massen blieb aus, erst jetzt ist das Gelb richtig in den Schaufenstern angekommen. Aber so ist das mit der Mode: Wer sie dann trägt, wenn sie „in” ist, ist eigentlich schon zu spät dran.

Seit dem Trend, am verlängerten Rücken Tattoos in Geweihform zu tragen, weiß man jedoch: Gewisse Strömungen sollten intellektuell gefestigte Menschen an sich vorüberziehen lassen. Klassisch schön - das liegt schon immer jenseits dessen, was in den Einkaufsgalerien der Hansestadt als Dutzendware angeboten wird.

Was die aktuelle Farbpalette für den Herbst 2012 betrifft, muss die Regel erweitert werden: Finger weg vom Gelb - also diesem schmutzigen Gelb, das ins Ockerfarbene abgleitet, diesem Gelb mit dem Senfstich, das vor allem Blonden einen ausgesprochen ungesunden Anstrich verleiht.

Der Fairness halber sei gesagt: Vermutlich ist es der Neid der Hellhäutigen und Hellhaarigen, wenn einem dieser Übel-Ton beim Bummel so unangenehm aufstößt. Denn die Brünetten können das Grusel-Gelb als Pullover oder Kleid problemlos tragen. Der Kontrast funktioniert oft ganz wunderbar. Im besten Fall erinnert die Kombination an Banane mit Schokoladensoße. Vermutlich ist das ausgleichende Gerechtigkeit, weil die Blonden ja meistens die Männer und die Jobs...

Aber bevor das Niveau hier Discounter-Level erreicht: Selbst die Anbieterinnen des gelben Grauens sind nicht überzeugt von der Ware. So klagte jetzt eine freundliche Verkäuferin in einem Geschäft in Rahlstedt, dass sie nun im Oktober immer sonnabends auf Anweisung der Firma das Trendteil in „artisan yellow” tragen müsse. Das sei ganz furchtbar und erinnere sie an schauderliche Zeiten in der Schule, als sie mit ihrem gelben Rollkragenpullover als „ausgelaufener Eierkopf” verspottet wurde.

„Artisan yellow” - was kann das Kunsthandwerk für diesen pathologischen Farbton? Die Frage bleibt ein Rätsel. Aber das ist das Besondere an Mode: Man muss sie nicht verstehen. Und zum Glück gibt es in diesem Herbst auch noch Rostrot und Petrol.