Alle Hoffnungen auf ein ermutigendes Erfolgserlebnis am Ende einer verkorksten Hinrunde erwiesen sich als Wunschdenken. Der Kummer über die fast aussichtslose Lage von Borussia Mönchengladbach stand Hans Meyer während der Partie bei Borussia Dortmund ins Gesicht geschrieben.

Dortmund. Doch schon wenige Minuten nach dem ärgerlichen 1:2 fasste der Trainer neuen Mut: "Alle haben uns schon aufgegeben, aber wir uns noch nicht". Selbst der Blick auf die Tabelle, die seine Mannschaft mit nur elf Punkten als Schlusslicht ausweist, konnte ihn nicht schrecken: "Für einen Abgesang ist es noch zu früh. Ich sehe nicht nur Mieses. Für mich gibt es auch ein paar positive Ansätze."

Ein Szenario wie 1998/99, als der Altmeister mit nur zehn Punkten überwintern musste und im Frühling schon Wochen vor dem letzten Spieltag als Absteiger feststand, soll sich nicht wiederholen. Deshalb hat sich der Club bereits auf die Suche nach drei neuen Profis begeben, die in der Winterpause verpflichtet werden und dem bettlägerigen Patienten neues Leben einhauchen sollen. Sportdirektor Max Eberl will möglichst schnell Vollzug melden: "Bei 35 Gegentoren ist klar, dass wir vor allem für den Abwehrbereich nach Alternativen suchen. Mit zwei Spielern sind wir schon sehr weit."

Nicht nur die bescheidenen finanziellen Mittel erschweren die Gespräche mit vermeintlichen Zugängen. Zudem taugt die sportliche Perspektive nicht als Argumentationshilfe. Schließlich verpuffte der Trainerwechsel von Jos Luhukay auf Meyer wirkungslos: Nur sieben Punkte verbuchte das Team in den neun Spielen unter der Leitung des neuen Fußball-Lehrers. Längst hat sich Meyer von der Illusion verabschiedet, dass die Klasse mit dem vorhandenen Kader gehalten werden kann: "Der Verein will im Rahmen seiner Möglichkeiten ein bisschen Geld locker machen. Damit wir nach der Winterpause in eine Situation kommen, in der Fußball-Gladbach wieder hoffen kann."

Selbst die frühe Gelb-Rote Karte für den gegnerischen Regisseur Tamas Hajnal (38.) gereichte den Gästen nicht zum Vorteil. Die BVB-Torschützen Mohamed Zidan (35.) und Nuri Sahin (56.) besiegelten die vierte Schlappe in Serie. Nur der Schwäche der Mitkonkurrenten im Abstiegskampf ist es zu verdanken, dass der Abstand zum rettenden Ufer nicht schon in der Winterpause übermäßig groß ist. "Die vier Mannschaften, die mit uns unten stehen, sind nicht weg und werden im Frühjahr eine eigene Meisterschaft ausspielen", prophezeite Meyer.

Anders als Meyer steht dessen Kollege Jürgen Klopp ein beschauliches Weihnachtsfest bevor. Anfängliche Zweifel an seinen Wechsel aus dem vergleichsweise ruhigen Mainz zum wankenden Revierclub sind längst ausgeräumt. Mit 29 Punkten steht der BVB am Ende der Hinrunde so gut da wie seit sechs Jahren nicht. Nach Einschätzung von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ist das vor allem ein Verdienst des neuen Trainers: "Das ist mehr, als wir uns erträumt haben."

Nur einer sorgte für leise Misstöne. Seine Auswechslung zur Halbzeit, mit der Trainer Klopp auf den Platzverweis von Hajnal reagiert hatte, verdarb Alexander Frei die Freude über den Sieg. Der unzufriedene Reservist der vergangenen Wochen stürmte missmutig an den wartenden Journalisten vorbei und kam den Fragen nach seinem Gemütszustand zuvor: "Tschüss, vielleicht bis bald."