Die DFL darf ihre Fernsehrechte selbst vermarkten - allerdings mit folgenschweren Auflagen.

Bonn. Sportschau oder schwarzer Bildschirm: Das Bundeskartellamt setzt die Deutsche Fußball Liga (DFL) im Streit um die Vergabe der Fernsehrechte massiv unter Druck. Die Bonner Wettbewerbshüter lehnen die bisherigen Kompromissvorschläge rigoros ab und richten eine "dringende Empfehlung" an die Liga, sonnabends vor 20 Uhr im Free TV eine Zusammenfassung der Spiele anzubieten. Für den Fall einer Nichtbefolgung droht das Kartellamt mit Sanktionen - bis hin zum Verbot der Übertragung.

Die Liga reagierte mit Unverständnis und Wut auf den Beschluss. "Das ist schon ein ganz schöner Hammer und schlägt ins Kontor. Die Hürden für den deutschen Fußball werden immer höher gelegt. Es wird immer schwieriger, international wettbewerbsfähig zu sein", sagte Karl-Heinz Rummenigge, DFL-Vorstandsmitglied und Vorstandsvorsitzender von Bayern München.

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Die Position des Kartellamts sei "unverständlich und könnte den deutschen Profi-Fußball um Jahre zurückwerfen", sagte Liga-Verbandspräsident Reinhard Rauball. Keine andere Liga in Europa werde von Amtsseite derart in ihren Vermarktungsmöglichkeiten beschränkt, in keinem anderen Land werde derart in den Wettbewerb eingegriffen, so der Liga-Boss. Manfred Müller, Geschäftsführer von Vizemeister Werder Bremen und Mitglied des DFL-Aufsichtsrates, wurde noch deutlicher und bezeichnete die Entscheidung als "Schlag gegen den deutschen Fußball und Ungeheuerlichkeit". Müllers Meinung nach komme die Entscheidung "beinahe einer Nötigung" gleich: "Wenn es die Möglichkeit gibt, dagegen Rechtsmittel einzulegen, sollte man dies tun."

Die DFL befürchtet im Falle der Beibehaltung der frühen Zusammenfassung am Sonnabend massive finanzielle Einbußen. Dem Deal mit Kirch-Tochter Sirius, der für die nach 2009 folgenden sechs Spielzeiten drei Milliarden Euro garantiert, sieht die DFL zudem die Grundlage entzogen.

Die DFL-Spitze traf sich am Donnerstagmittag zu einer Präsidiumssitzung in Frankfurt, um Reaktionen auf den Kartellamtsbeschluss zu erörtern. Heribert Bruchhagen, Vorstandvorsitzender von Eintracht Frankfurt und Vorstandsmitglied des Ligaverbandes, sah die Lage derweil weniger dramatisch. "Wo ist das Problem? Wenn wir weniger Einnahmen haben, geben wir eben weniger aus", sagte Bruchhagen.

Durch die Entscheidung des Kartellamtes würden die Vermarktungschancen der Liga für einen angemessenen Preis beeinträchtigt, sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger: "Dies wird zwangsläufig Auswirkungen auf die Nachwuchsförderung und viele gemeinnützige Aufgabenstellungen haben."

WDR-Intendantin Monika Piel sprach indes von einem "Glückstag für alle Fußballfans". Als Freifahrtschein für die Sportschau wollte sie die Entscheidung aber nicht interpretieren: "Ich würde mir das natürlich sehr wünschen. Aber es ist ganz klar, dass auch andere Fernsehanbieter, bei Sat.1 bin ich ziemlich sicher, mitbieten werden."

Auch für Kartellamts-Präsident Bernhard Heitzer kommen für die Berichterstattung im Free TV "sowohl öffentlich-rechtliche Sendeanstalten als auch private Sender" in Betracht. Das Argument, man wolle die ARD mit ihrer Sportschau schützen, sei demnach falsch.

Auch der Aufschrei der Liga, ein Scheitern des finanziell besseren Sirius-Vertrages gefährde die Wettbewerbsfähigkeit der Bundesligaklubs im internationalen Vergleich, sei nicht ausschlaggebend. Heitzer: "Dies kann keine Rechtfertigung für Monopolgewinne auf Kosten der Verbraucher sein."

Konkret fordert das Kartellamt die Liga auf, für eine "angemessene Verbraucherbeteiligung" zu sorgen. Diese sei bei einer "zeitnahen" Highlight-Berichterstattung vom Hauptspieltag vor 20 Uhr gewährleistet. Damit hat das Kartellamt zwar nicht den kompletten Vermarktervertrag der Liga mit Sirius untersagt. Sollten jedoch die von ihr geforderten Änderungen in dem Vertragswerk nicht vorgenommen werden, drohen Konsequenzen bis hin zur Untersagungsverfügung.

Damit lehnte das Kartellamt auch die verschiedenen Kompromiss-Vorschläge der Liga ab. Diese hatte die Übertragung eines Live-Spiels sonntags an geraden Spieltagen, ein Vorziehen der Highlight-Berichterstattung der Ersten und Zweiten Liga am Sonntag sowie zuletzt eine zeitnahe Highlight-Berichterstattung des Freitagsspiels im Free TV angeboten. Dies alles reiche aber nicht aus, "um Preiserhöhungsspielräume für das Pay-TV" zu begrenzen, so die Behörde.

Eine Kompromissbereitschaft seinerseits sieht das Kartellamt bereits darin, den zerstückelten Spieltag zu akzeptieren. Sobald die Berichterstattung "zu spät, zu wenig oder zu verstreut" sei, sei sie nicht kartellrechtskonform. Das "zu spät" trifft nach Ansicht der Bonner Behörde für das derzeitige Modell in Bezug auf den Hauptspieltag Sonnabend zu, es wurde deshalb "förmlich untersagt".

Akzeptiert wurde vom Kartellamt dagegen die Zentralvermarktung. Diese sei zwar nach europäischem Kartellrecht grundsätzlich verboten, ausnahmsweise aber auch zulässig, "soweit sichergestellt ist, dass die Verbraucher an ihren Vorteilen angemessen beteiligt werden".

Die Zentralvermarktung an sich scheint auch bei den absehbaren finanziellen Einbußen innerhalb der Liga weiterhin unumstritten. Rummenigge: "Dabei bleibt es."