Frank Hasse kennt noch heute alle Details des Konzertes, das die Stones 1982 im Niedersachsenstadion in Hannover gaben.

Im Frühsommer 1982 sollte in Hannover etwas ganz Unmögliches passieren. Die Stones hatten auf ihrer 1981 begonnenen Welttournee die Leine-Metropole nicht vergessen. Ihre LP „Tattoo You“ war erst kurz zuvor erschienen und war endlich wieder ein echtes Stones-Album ohne Disco-Nümmerchen. Im Niedersachsenstadion wurde eine für damalige Verhältnisse Mega-Open-Air-Bühne auf der Zielgeraden hochgezogen. Die haushohen Lautsprecher mit riesigen Postern getarnt.

Der 7. Juni war ein sonniger Tag, das Stadion brechend voll und das Bier floss schon gegen Mittag reichlich. Alles wartete gespannt auf die Vorgruppe. Meine Freunde und ich und eine Menge anderer Stones-Fans hatten aber das Kleingedruckte auf den Tickets nicht richtig gelesen: Es kam Peter Maffay! Pappbecher-Gewitter und Pfeiffkonzerte sollten ihn von der Bühne zwingen. Nach einer gefühlten Ewigkeit war es überstanden. Maffay trat demoralisiert ab – so war jedenfalls unser Eindruck. Nochmal warten. Dann ein Intro: Irgendein Big-Band-Sound von Glenn-Miller leitete den Hauptakt ein. Uns war klar, jetzt wird es ernst. Da sprangen sie auf die Bühne, die vier Stones. Allen voran Mick mit weißen, eng anliegenden Pantalons, gelbem Shirt und blauer Lederjacke.

Die Zugabe war "Satisfaction"

Es ging los mit "Under My Thumb". Dagegen konnte man eine voll aufgedrehte Stereoanalge als "Peanuts" bezeichnen! Keith Richards lieferte röhrende Rhythmusgitarren-Riffs, Ron Wood den messerscharfen Counterpart und Sologitarren-Schmelz. Charlie an den Drums und Bill am Bass waren für den Soundkeller zuständig, auf dem alle Songs aufbaut waren. Die Stones-Maschine war in vollem Gange und auf dem Höhepunkt ihrer Schaffenskraft – Jagger und Co. gerade mal 40 Jahre alt und wir dabei.

Meilensteine wie "Let’s Spend the Night Together", "Black Limousine", "Time is on My Side", "Tumbling Dice", "Miss You" oder "Honky Tonk Woman" lieferten den Kern dieses unbezahlbaren Live-Erlebnisses. Nach gut zwei Stunden war Schluss. Pfiffe und Zugabe-Rufe. Dann kamen sie noch einmal auf die Bühne und schickten "Jumping’ Jack Flash" und "Satisfaction" ins Rennen. Dann war Ende. Langer Applaus und Pfiffe. Wir gingen langsam über einen Teppich aus zertretenen Pappbechern Richtung Ausgang – aufgekratzt und happy. Wir waren 18 Jahre alt und hatten endlich die Stones gesehen.