Hamburgs Forscher brauchen Geld und müssen unabhängig agieren können

Es ist eine tragische Geschichte rund um Hamburgs wichtigstes Wirtschaftsforschungsinstitut. Bis 2006 galt das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut HWWI, damals noch HWWA, als eine der sechs wichtigsten ökonomischen Denkfabriken des Landes. Die Forscher berieten die Bundesregierung, arbeiteten gemeinsam mit anderen renommierten Volkswirten an den bundesweit bedeutenden Frühjahrs- und Herbstgutachten. Doch wegen zu schwacher Forschungsleistungen ver­loren die Hamburger ihren Top-6-Status und damit auch hohe Fördersummen des Staates.

Der Versuch der Hamburger Wirtschaft, das Institut anschließend zu retten, war ehrenwert, aber nicht bis in die letzte Konsequenz durchdacht. Spätestens nach dem Abgang des bundesweit bekannten Institutsdirektors Thomas Straubhaar im Herbst 2014 begann der rasante Abstieg des HWWI. Schon unter Straubhaar waren einige von privaten Unternehmen finanzierte Studien allzu stark vom Lokalpatriotismus geprägt – nach dem Motto „Hamburg ist die schönste Stadt der Welt“. Die wissenschaftliche Basis kam eher dünn daher. Als sich Ende 2014 die beiden Gesellschafter auch noch für eine fragwürdige Doppelspitze am HWWI entschieden, war das Erstaunen der Öffentlichkeit groß. Aus Erstaunen wurde Kopfschütteln. Nach nicht einmal einem Jahr folgte schließlich die Trennung von einem der beiden HWWI-Chefs. Finanziell ein Desaster, für das Renommee des Instituts alles andere als förderlich.

Mittlerweile hat das HWWI mit Henning Vöpel einen kompetenten, charismatischen Chef. Was weiterhin fehlt, sind ausreichend finanzielle Mittel von Institutionen, die das HWWI nicht als PR-Abteilung für ihre Botschaften verstehen, sondern unabhängige Wissenschaft fördern wollen.