Die EisHockey Crocodiles vor dem Aufstieg in die DEL. Spätestens in zwei Jahren soll die geeignete Halle stehen.

masch/rg Hamburg - Schneller als einst bei ihrer Gründung vor gut vier Jahren geplant, könnten die Crocodiles in die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) schlittern. Crocodiles-Chef Klaus-Peter Jebens will den mit fast vier Millionen Mark verschuldeten Star Bulls Rosenheim ihre Erstligalizenz für 2,3 Millionen Mark abkaufen. Die Entscheidung sollte ursprünglich heute fallen, die Rettungsbemühungen der Rosenheimer, vor allem ihre Verhandlungen mit Sponsoren und Gönnern, sind jedoch nicht abgeschlossen. Es gibt wieder Überlebenshoffnungen für den dreimaligen deutschen Meister.

"Wir stehen in Kontakt mit den Crocodiles. Vor Anfang Mai aber können wir definitiv nichts sagen", erklärte Star-Bulls-Geschäftsführer Peter Lutz dem Abendblatt, "wir brauchen noch ein paar Wochen, um die Lage zu sondieren." Gibt Rosenheim auf, könnte nach Einschätzung von Insidern auch Lutz nach Hamburg kommen, um seine DEL-Erfahrung bei den Crocodiles einfließen zu lassen.

Der Aufstieg in die DEL würde für die Crocodiles einen sportlichen wie wirtschaftlichen Quantensprung bedeuten. Das Team und die Führung (Trainer, Sportdirektor) sollen fast komplett ausgetauscht werden, das finanzielle Risiko einer Etatverdopplung wäre nur tragbar, wenn in Hamburg in den nächsten zwei Jahren die geplante Veranstaltungshalle (Volkspark oder Farmsen) gebaut würde. Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen zur DEL.

Was ist die DEL?

Die DEL ist eine GmbH, die von den Kapitalgesellschaften der DEL-Teams gegründet wurde. Einlage pro Verein: 30 000 Mark. Die Crocodiles haben bereits die entsprechende Rechtsform. Ihr Spielbetrieb läuft über die Merkur GmbH.

Geschäftsführer der DEL GmbH ist Bernd Schäffer III. Dem Kölner Rechtsanwalt werden gute Kontakte zum US-Milliardär Philipp Anschütz nachgesagt. Anschütz, im US-Sport an mehreren Stellen engagiert, besitzt neben den München Barons die Eisbären Berlin, außerdem Eishockey-Vereine in Tschechien und in England. Er soll jüngst bekundet haben, auch bei den Crocodiles einsteigen zu wollen.

Die DEL Gmbh wird von einem Aufsichtsrat kontrolliert. Crocodiles-Chef Klaus-Peter Jebens käme für einen Posten in diesem Gremium in Frage, sollte sein Team die DEL-Lizenz erwerben.

Fernsehvertrag

Der Dreijahres-Vertrag mit Leo Kirchs Taurus-Gruppe (31,5 Millionen Mark pro Jahr) läuft am 30. April aus. Eine Verlängerung ist nur zu weit schlechteren Konditionen, fünf Millionen Mark im Jahr für die Pay-TV-Rechte, zu haben. Allein die Verwaltung der DEL kostet rund 7,5 Millionen Millionen Mark, 2,7 Millionen davon erhält vereinbarungsgemäß der Deutsche Eishockey-Bund (DEB). Schäfer denkt derzeit über eine eigene TV-Produktion nach. Die Bilder sollen dann an die Fernsehanstalten verkauft werden.

Die nächste Saison

2000/2001 werden mindestens 16 Vereine in der DEL spielen. Nachdem sich der ursprüngliche Absteiger Moskitos Essen vor dem DEL-Schiedsgericht den Verbleib in der Liga gesichert hat, soll die Düsseldorfer EG nach zwei Zweitliga-Jahren zurückkehren. Das Aufstiegsrecht hat gemäß der Vereinbarung zwischen DEB und DEL der Zweitligameister. Allerdings hat sich diese Verabredung zwischen DEL und DEB nach dem Moskitos-Urteil erledigt. Hier stehen neue Verhandlungen ins Haus.

DEL-Pläne der Crocodiles

Jebens sagte dem Abendblatt, er sei sich mit Rosenheim über einen Verkauf der DEL-Lizenz grundsätzlich einig. Der Crocodiles-Eigner betont aber, dass er keine Rosenheimer Spieler übernehmen müsse. In laufende Verträge hätte er jedoch einzusteigen. Der Gesamtkaufpreis würde sich damit für die Hamburger wohl auf bis zu vier Millionen Mark erhöhen.

DEL-Etat

In der DEL gilt (noch) ein Salary-Cup. Mehr als 6,5 Millionen Mark darf jeder Verein nicht an Gehältern ausgeben. Die Gesamtausgaben für die Spieler aller 15 Vereine betrugen in dieser Saison rund 110 Millionen Mark. Jebens kalkuliert für die DEL Gehälter von 5,5 bis 6 Millionen Mark ein. Insgesamt rechnet er mit einem Budget von acht bis zehn Millionen Mark. Der Etat würde aus den Zuschauereinnahmen, Sponsorengeldern und der Anschubfinanzierung der von ihm geplanten Halle gespeist. Für diese "Preopeningphase", so Jebens, stünden acht bis neun Millionen Mark zur Verfügung.

Hauptsponsor der Crocodiles

"Holsten hat für die nächste Saison eine Option", sagt Jebens. Allerdings müsste über den Betrag neu verhandelt werden. Holsten zahlt derzeit etwa 400 000 Mark. In der DEL wird für die Spielerbrust bis zu einer Million Mark überwiesen.

Was wird aus Burns und Yates?

Sportdirektor Bob Burns bleibt in Hamburg, seine Funktion könnte sich ändern. Jebens: "Da muss ich mich auch mit einem möglichen Investor abstimmen." Verliert der Kanadier seinen Posten, würde er als persönlicher Berater von Jebens weiterarbeiten. Trainer Ross Yates muss dagegen auf jeden Fall gehen. "Er ist nicht der richtige Mann für die DEL", sagt Jebens, "da muss jemand mit Namen her."

Was wird aus den Spielern?

Allenfalls fünf bis sechs Spieler des derzeitigen Kaders sind DEL-tauglich. Jebens nennt mit Mike Millar, Jayson Meyer und Alexander Genze drei namentlich. Der Kader der Crocodiles muss in der DEL ohnehin neu gestaltet werden. In der zweiten Liga durften nur sechs Ausländer pro Spiel zum Einsatz kommen, in der DEL sind künftig 16 Gastarbeiter erlaubt.

DEL in der Farmsener Eishalle

Die Crocodiles rechnen damit, eineinhalb Serien mit einer Ausnahmegenehmigung in der Farmsener Eishalle (2450 Plätze) antreten zu dürfen. Zu Beginn der Play-offs 2001 könnte dann Jebens neue Halle in Betrieb gehen.

Was passiert, wenn Jebens nicht am Berner Heerweg bauen darf?

"Davon gehe ich nicht aus. Vielmehr glaube ich, dass ich noch im April ein positives Zeichen von der Stadt bekommen werde, spätestens im Juni", sagt Jebens, "ich baue auf alle Fälle eine Halle." Sollte ihm wider Erwarten vom Senat doch die Baugenehmigung verwehrt werden, "ist es denkbar", so Jebens, "dass ich auch am Hamburger Standrand mein Projekt hochziehe, dann eben in Schleswig-Holstein."