Rückbau der Alsterkrug- Chaussee - alles nur "Überlegungen?"

Von JENS MEYER-WELLMANN

Verwirrung gab es gestern um den lange geplanten Rückbau der Alsterkrugchaussee. Es gebe dazu "keine konkreten Planungen", antwortete die Baubehörde überraschend nach fast einem Jahr Bedenkzeit auf die Anfrage eines Bezirksabgeordneten vom Februar 1999. Die "bisher durchgeführten Untersuchungen" hätten lediglich "den Charakter von grundsätzlichen Planungsüberlegungen, die weiter zu vertiefen sind", formulierte Behördensprecher Christian-Georg Schuppe.

Keine Planungen, lediglich Planungsüberlegungen? Sollte das etwa heißen, dass die Baubehörde auf den umstrittenen Rückbau der Alsterkrugchaussee stillschweigend verzichten will, nachdem es von allen Seiten heftigste Kritik an den Plänen gehagelt hatte? Das vermutete der CDU-Bezirksabgeordnete Egbert von Frankenberg - und gab flugs eine Mitteilung heraus.

Aber weit gefehlt. Baubehördensprecher Schuppe stellt sofort klar: "Es gibt noch keine konkrete Planung im Sinne von Umsetzungsplanung und Maßnahmendurchführung. Es gibt aber abstrakte Planungen." Wie die aussähen, könne er der Öffentlichkeit leider nicht mitteilen, denn die "Details" der abstrakten Planung würden derzeit erst einmal "vernünftig geprüft".

Auf die Frage, wann denn mit der "Umsetzungsplanung und Maßnahmendurchführung" zu rechnen sei, wann es also eng werde auf der Alsterkrugchaussee, wollte Schuppe gar nichts sagen. Die ganze Sache befinde sich doch, wie gesagt, noch "im behördlichen Prüfungsprozess".

Dass man in der Baubehörde die Öffentlichkeit nicht allzu umfassend informiert, ist ein offenes Geheimnis. Immer wieder gebe die Behörde "dumme Antworten" auf Anfragen aus der Bürgerschaft, klagen Abgeordnete.

Die Baubehörde arbeite "geheimbündlerisch", heißt es aus der Handelskammer. Aus jeder Angelegenheit werde dort eine "große Geheimniskrämerei" gemacht, erzählen CDU-Mitarbeiter. Kürzlich setzte Bausenator Eugen Wagner bei einer Pressekonferenz zwei Gäste sogar kurzerhand vor die Tür: einen Vertreter der Handelskammer und eine Mitarbeiterin des CDU-Verkehrsexperten Bernd Reinert.

Um das Thema Alsterkrugchaussee kam man gestern dennoch nicht herum. "Die Zusagen an den Bezirk Nord werden eingehalten", sagte Behördensprecher Schuppe nach langem Drängen. Soll wohl heißen: Es bleibt dabei, die Alsterkrugchaussee wird auf zwei Spuren verengt.

Zunächst wolle man aber abwarten, wie sich die Ortsumgehung Fuhlsbüttel auswirke. Erst dann werde man "prüfen". "Behördlich", versteht sich. Baubehördlich, um genau zu sein.

Nur zwei Spuren am Ausgang des Flughafentunnels: Anwohner warnen vor dem Engpass

Von MATTHIAS REBASCHUS

Nach der heftigen Kritik von Verbänden, Handelskammer und Straßenverkehrsgewerbe, besonders am geplanten Rückbau der Alsterkrugchaussee, prangert jetzt der Zentralausschuss Hamburgischer Bürgervereine die Verkehrsplanung rund um die Umgehung Fuhlsbüttel (UFU) an. Befürchtet wird, dass viele Schikanen aufgebaut oder nicht beseitigt werden und neue Staubereiche entstehen.

Diplom-Ingenieur Werner Rudolph ist Anwohner und leitet den Fachausschuss Bau und Verkehr der Bürgervereine. "Der Ausschuss kritisiert am heftigsten die Verkehrssituation am südlichen Ausgang des Flughafentunnels, der auf die Sengelmannstraße führt", sagt er. "Hier ist das Chaos programmiert, weil der Verkehr nicht fließen kann. Das Nadelöhr bildet die zweispurige Sengelmannbrücke."

So wird es aussehen, wenn im Mai/Juni - wie angekündigt - die Umgehung Fuhlsbüttel endlich freigegeben wird. Nach dem südlichen Tunnelausgang wird der Autofahrer nach 980 Metern die kleine Sengelmannbrücke (50 Meter lang) erreichen. Auf den 980 Metern ändert sich die Verkehrsführung. Im Tunnel gibt es vier Spuren, dahinter für Autos nur noch zwei, denn die beiden Mittelspuren sind Bussen und Taxen vorbehalten. Beide - Autos und Busse - müssen sich auf zwei Spuren über die Brücke quälen.

"Das ist eine sehr unglückliche Lösung, die zu Staus führen wird", sagt Rudolph. "Nicht nur der Berufsverkehr wird morgens und abends die Straßen rund um die Brücke verstopfen, auch der Schwerlastverkehr wird zu Staus führen." Die Brücke könnten die Planer nicht vergessen haben. Rudolph: "Der Stau ist gewollt."

Anwohner befürchten, dass der Fernverkehr wieder auf die umliegenden Wohngebiete ausweicht. Ein Anwohner: "Bei Stau werden sich die Lastwagenfahrer schon auf der Autobahn über CB-Funk gegenseitig informieren, welcher Schleichweg durch welches Wohngebiet günstig ist. . . "

Fakten, die auch in der Baubehörde nicht unbekannt sein dürften: Immerhin steht im jüngsten Verkehrsentwicklungsplan auf Seite 88: "Im Zusammenhang mit der Umgehung Fuhlsbüttel steht die Verbesserung der Verkehrsführung (. . .), weil die Bündelungswirkung der Umgehung auch zu erhöhtem Verkehrsdruck in der Sengelmannstraße führt." Bislang befindet man sich aber noch in der Prüfphase.

Der Zentralausschuss der Hamburgischen Bürgervereine fordert in diesem Zusammenhang den Neu- und vierspurigen Ausbau der Sengelmannbrücke. Rudolph: "Die Verkehrsführung unter dem Flughafentunnel an den Ring 2 muss vollständig vierspurig sein." Schon vor einem Jahr haben die Bürgervereine bei Senator Eugen Wagner (SPD) ihre Kritik angemeldet. Rudolph: "Es gab ein Gespräch mit dem Senator. Doch es wurde abgewinkt. Ein Ausbau auch des Ringes 2 scheint für die Behörde ein rotes Tuch zu sein." Die weiteren Kritikpunkte:

[GEFÜLLTER KREIS] Von der Autobahn 7 kommend gebe es die ersten Schwierigkeiten im Krohnstieg-Tunnel. Mitten im Tunnel muss sich der Autofahrer plötzlich einordnen: Links geht es auf den Ring 3, rechts in die City. Rudolph: "Dieser unerwartete Spurwechsel hat schon zu kritischen Situationen geführt. Unfälle werden hier folgen."

[GEFÜLLTER KREIS] Der Erdkampsweg sei jetzt "künstlich verschmalert". Die Straße war früher vierspurig nutzbar. "Heute sind die Außenspuren zum Parken freigegeben", sagt Rudolph.