Start am 1. August. Alle zwei Stunden legt sie ab. 60 Minuten Überfahrt. Warenströme weit an Hamburg vorbei.

Von HEINER SCHMIDT Brunsbüttel/Cuxhaven - Der 13. Juni 1981 war ein schwarzer Tag in der Geschichte der Fährverbindungen auf der Außenelbe. Ein Bedienungsfehler legte an jenem Sonnabend die Hubbrücke des Brunsbütteler Fähranlegers lahm, und damit war das Schicksal der Fährlinie zwischen Cuxhaven und Brunsbüttel besiegelt, die seit der Jahrhundertwende bestanden hatte. Niemand mochte noch Geld in die Reparatur des Anlegers stecken - für eine Fähre, die nur Verluste einfuhr.

18 Jahre und sieben Wochen später wird erstmals wieder eine aus Cuxhaven kommende Fähre in Brunsbüttel anlegen. Am Sonntag, dem 1. August, nimmt die Elbe-Ferry GmbH den Liniendienst zwischen den beiden Hafenstädten auf. Diesmal knüpfen sich die schönsten wirtschaftlichen Erwartungen an den Fährbetrieb. "Wir werden sehr schnell schwarze Zahlen schreiben, voraussichtlich schon in diesem Jahr", sagt Marketing-Chef Klaus-Herbert Birke. Sie ist eine Tochterfirma der Harms-Gruppe. Das Bremer Unternehmen zählt zu den größten Auto-Transporteuren Europas.

Der Optimismus gründet sich auf die seit 1981 stark verbesserte Verkehrsanbindung der beiden Fährhäfen und auf den gewachsenen und weiter wachsenden Straßenverkehr in Nord-Süd-Richtung: Cuxhaven hat seine Hafenanlagen in den vergangenen Jahren ausgebaut und ist Endpunkt der Autobahn A 27. Südlich von Bremerhaven hat vor wenigen Wochen der Bau des neuen Weser-Tunnels begonnen, der die Verbindung Richtung Nordrhein-Westfalen und Niederlande erleichtern wird. Von Brunsbüttel ist es nicht weit bis zur Autobahn A 23. Und die Belt-Querung in Dänemark und die kurz vor der Vollendung stehende feste Querung des Öresund zwischen Dänemark und Schweden werden die Verkehrsströme von und nach Skandinavien weiter anschwellen lassen. Die Elbe-Ferry will sich ein Stück von diesem Kuchen sichern und die Warenströme weit im Westen an Hamburg vorbeiführen.

"Wir sind eine echte Alternative für alle diejenigen, die das Nadelöhr Elbtunnel umgehen wollen", sagt Klaus-Herbert Birke. Der Marketing-Mann denkt da eher an den Schwerverkehr als an Urlauber und Tagestouristen. Die beiden Fähren, die den Strom regelmäßig kreuzen, können je 18 Lkw aufnehmen. Auf den laufenden Meter Fahrzeuglänge umgerechnet, ist die gut einstündige Passage für die Laster nicht viel teurer als für Pkw. Die Trucker werden besonders umsorgt. Sie haben auf den Fähren eine eigene Lounge. "Die Fahrer sparen 75 Kilometer Strecke ein und haben eine Ruhepause auf einer fahrenden Raststätte", so schildert Birke die Vorteile der Fährlinie.

Ihre Einrichtung werde von allen im Stadtrat vertretenen Parteien begrüßt, sagt Stefan Leidinger, der Sprecher der Cuxhavener Stadtverwaltung. Der Verkehr, der zusätzlich vom Hafen durch die Stadt zur Autobahn rollen werde, sei beherrschbar.

Harms hat für den Liniendienst drei Schiffe in Dänemark gekauft. Im nördlichen Nachbarland waren die gut 40 Jahre alten Fähren wegen der neuen Straßenverbindungen zwischen den Inseln überflüssig geworden. Die bislang nach Adelssprößlingen benannten Fähren bekommen derzeit eine Verjüngungskur - und werden umgetauft.

Die Namensgebung ist recht unorthodox. Statt dänischer Prinzen und Prinzessinnen fährt norddeutsch-sozialdemokratisches Urgestein über die Außenelbe: "Hinrich-Wilhelm Kopf" und "Jochen Steffen" sind im Dauereinsatz; "Wilhelm Kaisen" ist für Sonderfahrten und Ersatzverkehr eingeplant. Firmenchef Egon Herbert Harms habe dem ehemaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten, dem früheren Landesvorsitzenden der SPD Schleswig-Holstein und dem früheren Bremer Bürgermeister Reverenz erweisen wollen, weil sie zur "Machergeneration" in der Nachkriegszeit gehörten, sagt Birke.

Die "Jochen Steffen" wird morgen in Brunsbüttel getauft. Die Zeremonie fällt zusammen mit der Einweihung des neuen Fähranlegers am schleswig-holsteinischen Elbufer. Auch für ihn hat sich ein privater Investor gefunden.