Bahn AG plant Aus- und Neubau von Gleisen für schnellere Züge nach Hamburg und Bremen

hs Hannover/Bremen - Das Projekt sieht auf den Planzeichnungen aus wie ein großes Ypsilon und daher hat es auch seinen Namen: Als "Y-Trasse" werden die Pläne der Bahn AG bezeichnet, seine Hauptschienenstränge im nördlichen Niedersachsen aus- und zum Teil neu zu bauen und so die Züge zwischen Hannover, Hamburg und Bremen zu beschleunigen. Hamburg-Hannover in nur noch 56 Minuten statt wie heute eine Stunde und 15 Minuten; Hannover-Bremen in 46 Minuten und damit 13 Minuten schneller, lautet das Ziel. Die Anbindung Norddeutschlands an den nationalen und internationalen Hochgeschwindigkeitsverkehr soll verbessert werden. Die Züge werden mit bis zu 300 Stundenkilometern durch die Heide rasen.

Seit 1992 steht das Schienen-Y in der Kategorie "vordringlicher Bedarf" im Bundesverkehrswegeplan, seit wenigen Tagen ist die Planung in einem konkreten Stadium. Die Bezirksregierung Lüneburg hat das Raumordnungsverfahren eröffnet. Ziel des Verfahrens ist, die Auswirkungen der drei möglichen Streckenführungen auf Menschen, Flora, Fauna, Boden, Wasser, Luft und Landschaft zu untersuchen und zu bewerten. Kurz: Bevor in etwa einem Jahr eine Variante ausgewählt wird, müssen mögliche Alternativen untersucht sein. Die Variante 3, die den längsten Neubauabschnitt enthält und parallel zur Autobahn A 7 unter anderem durch das Naturschutzgebiet Lüneburger Heide verlaufen würde, gilt als Streichvariante.

Die Bahn AG hat sich für die westlichste Lösung, die Variante 1 ausgesprochen. Mit 2,5 Milliarden Kosten wäre sie die günstigste. Ob überhaupt gebaut wird, ist aber nicht sicher. "Die Politik wird die Frage beantworten müssen, ob das Projekt gewollt und finanzierbar ist", sagt Hans-Jürgen Frohns, Sprecher der Bahn AG in Hannover.

Egal, wo die Trassenplaner der Bahn ihre Schienenwege aus- und neu bauen wollen - es regt sich Widerstand in der norddeutschen Tiefebene. Entlang der Trassenvarianten opponieren Bürgerinitiativen gegen Biotopzerschneidung, Bahnlärm und Verlust von Lebensqualität. Der Kreistag des Landkreises Soltau-Fallingbostel hat eine Anti-Y-Resolution verabschiedet.

Entlang der chronisch überlasteten Bahnstrecke Hamburg-Hannover knüpfen sich nicht nur Hoffnungen, sondern auch Befürchtungen an die Y-Trasse. Sie soll zwar dazu dienen, die bestehenden Strecken zu entlasten und Zeitfenster für Nahverkehrs- und Güterzüge freizumachen. Doch die Anrainer des Streckenabschnitts Lüneburg-Harburg setzen auf den Bau eines dritten Gleises.

"Das dritte Gleis ist unabhängig von der Y-Trasse notwendig", sagt zwar Bahn-Sprecher Frohns. Doch das Zusatzgleis müßte ebenfalls nicht von der Bahn bezahlt werden. Die Verkehrsministerien in Hannover und Bonn haben sich bisher nicht darauf verständigen können, ob der dritte Schienenstrang ein Nah- oder Fernverkehrsprojekt ist, ob das Land oder der Bund zahlen müssen. Daß beide Projekte - Schienen-Y und drittes Gleis - gebaut werden, gilt als unwahrscheinlich.

Y-Trasse statt drittes Gleis aber hieße für die Bahnpendler in den meist völlig überfüllten Nahverkehrszügen zwischen Hamburg und Lüneburg, daß sich ihre Situation so schnell nicht ändert. Die Y-Trasse wird auf sich warten lassen. Holger Manthey, Dezernent für Landesentwicklung bei der Bezirksregierung: "Selbst wenn alles planmäßig und ohne lange Gerichtsverfahren läuft, könnte frühestens 2008 der erste Zug rollen." [GEFÜLLTER KREIS] Die wegen der deutschen Teilung mehr als 50 Jahre lang unterbrochene Gleisstrecke Bremen-Berlin ("Amerikalinie") ist seit dem Wochenende wieder komplett. Noch dieses Jahr sollen Züge auf dem "Verkehrsprojekt Deutsche Einheit 3" zwischen Uelzen und Stendal rollen. Direkt-Verbindungen nach Berlin sind ab 2000 geplant.