"Krieg ist das Versagen der Politiker", Kommentar "Milosevic und die Flüchtlinge - Wie soll das enden?", "Das Elend der Vertreibung aus dem Kosovo", Hamburger Abendblatt, 1./ 2., 6. und 7. April Der Artikel von Prof. Dr. Dieter Lutz hat mich sehr geärgert. Er erhebt Vorwürfe gegenüber der "politischen Klasse", die an der Wahrheit vorbeizielen. Niemand bestreitet, daß unsere Verfassung die Einsätze in Jugoslawien nicht legitimiert, jeder weiß, daß die UNO aufgrund der Vetorechte Rußlands und Chinas handlungsunfähig ist.

Vergessen wir nicht: Hinter Milosevic steht ein Volk, und auch hinter Schirinowski sammelt sich ein Haufen Verblendeter. Das Volk hat Milosevic zur Macht verholfen, und "wir, das Volk" haben vor 66 Jahren die Nazis gewähren lassen. "Die da oben" tun nur das, was sie zuvor für uns alle hör- und sichtbar angekündigt haben.

Richtig ist, daß der nächste Krieg vermutlich zwischen Kurden und Türken ausgetragen wird. Wir sehen es, wir wissen es, und wir werden wieder kaum etwas dagegen ausrichten können. Wenn die Menschen bereit sind, ihr Blut zu geben, wenn Mütter und Väter ihre Kinder zum Rassenhaß aufstacheln oder in den "Heiligen Krieg" schicken, folgt die "politische Klasse" dem Mehrheitswillen, und keine UNO-Konvention wird dann ethnische Säuberungen verhindern können. Verhindern können wir das Abschlachten im Kosovo allein durch militärischen Einsatz. Wir können dort Schutzzonen schaffen, und wir alle müssen unbeirrbar einen europäischen Staatenbund anstreben. Verbrecherisch Angesichts der nun fast 14tägigen Bombardierung Jugoslawiens und unserer aller Ohnmacht gegenüber dem Schicksal von Hunderttausenden Vertriebenen stellt sich zunehmend nur noch eine Frage: Warum bezieht die so bewiesen treffsichere NATO ausgerechnet Milosevics Belgrader Palast immer noch nicht in ihre strategischen Ziele mit ein? Der "Übelkeit", die Kommentator Peter Kruse allein bei der Vorstellung zu Recht schon heute empfindet, mit diesem Mann jemals wieder "Artigkeiten auszutauschen", könnte zumindest "ein wenig" vorgebeugt werden, indem man bewußt das Haus des Despoten nicht mehr länger verschont! Lautet die ursprüngliche Devise der NATO doch, die Bomben richten sich nicht gegen das serbische Volk, sondern gegen die Politik Milosevics? Also was fürchtet man? Ihm könne dabei ein Haar gekrümmt werden? Selbst gesetzt den Fall, er käme dabei ums Leben: Als Märtyrer des serbischen Volkes wird er nicht in die zukünftige Geschichtsschreibung Jugoslawiens eingehen. Als zu verbrecherisch kristallisieren sich seine Methoden heraus. Dazu wird sich, nach noch ausstehender Aufhellung der im Kosovo wahrhaft angerichteten Greuel, die aufgeklärte Mehrheit des serbischen Volkes niemals mehr geschlossen bekennen wollen. Echte Hilfe Man faßt es nicht, wie arrogant sich die am Kosovo-Krieg beteiligten NATO-Staaten den vertriebenen Menschen gegenüber verhalten. Die USA nehmen großzügig 20 000 Flüchtlinge auf und bieten Unterkunft auf dem Militärstützpunkt in Kuba? Einige tausend pro Bundesstaat würde eher echte Hilfe darstellen, denn es dauert sicher Jahre, bis die verbrannte Erde im Kosovo wieder bewohnbar sein wird. "Dauerstreit im Tierschutzverein: Warum?" Hamburger Abendblatt, 8. April Wir bedauern außerordentlich, daß die Entwicklungen im Vorstand des Hamburger Tierschutzvereins (HTV) in den Medien zu fast ausschließlich negativen Darstellungen führen. Wenn man sich jedoch die Leistungsbilanz, die Öffentlichkeitsarbeit des HTV in den letzten Jahren genauer ansieht, so ist sie beispielhaft. Motor dieser beachtlichen Leistungen ist zweifellos der Geschäftsführer Wolfgang Poggendorf. Um derart erfolgreich arbeiten zu können, braucht es Kompetenz und Effizienz. Kompetent ist man nicht automatisch mit der Wahl zur 1. Vorsitzenden, und der Effizienz eines siebenköpfigen Vorstandes mit entsprechender Meinungs- und Neigungsvielfalt ist eine Person mit Führungsqualitäten nur dienlich. Rita Spiering ist durchaus machtbewußt, nur fehlt ihr die Kompetenz zur Führung einer Organisation wie dem HTV. Sie verzettelte sich in kleinmütigen Querelen mit dem Personal des Tierheimes, mit ihren Vorstandskollegen und scheute sich nicht einmal, als Vorgesetzte, ihre Mitarbeiter in der Öffentlichkeit schlecht zu machen. Das letztlich hat zu einer Veränderung der Mehrheiten im Vorstand zu ihren Ungunsten und in der Folge zu ihrem Rücktritt geführt. Provinzposse "Waller und Tukur nehmen Pläne für ,Theater im Zimmer zurück" und "Ein Votum für die Privatbühnen", Hamburger Abendblatt, Ostern und 7. April Was hat man hier in Hamburg eigentlich gegen die Herren Waller und Tukur? Legt man den beiden noch mehr Steine in den Weg, dann sind sie garantiert bald weg aus der Stadt. Kaum gibt es erste Pläne um das Theater im Zimmer und eine eventuelle Übernahme durch die beiden, bildet sich prompt eine Bürgerinitiative dagegen. Es ist doch nicht zu glauben. Auf Theater und Kultur wollen wir natürlich nicht verzichten, aber bitte nicht vor der eigenen Haustür? Oder wie soll man das sonst verstehen? Es wäre schlimm, wenn Hamburg wegen solcher Provinzpossen zwei so großartige Theatermacher verlieren würde. Kurze Finanzdecke Der Vorschlag von Rolf Mares zum Theater im Zimmer ist reichlich simpel und dem Ernst der Angelegenheit nicht angemessen. Die Finanzdecke ist überall zu kurz. Durch zeitweiliges Verschieben zugunsten des einen oder anderen Theaters wird sie nicht größer. Sollte der neue Thalia-Intendant vielleicht begeistert sein über eine Spielstätte in diesem Zustand ohne eine zusätzliche Mark in seinem Etat? Das Theater im Zimmer von Gerda Gmelin hat als besonderer Spielort einen Stellenwert im Kulturleben Hamburgs. Schnelle Lösungen für Kammerspiele und Theater im Zimmer (wie auch die Kulturbehörde sie anstrebt) sind eben keine guten Lösungen. Der Hamburger Senat hat schon einmal das Erbe einer großen Schauspielerin und Intendantin, Ida Ehres nämlich, durch kleinkarierte Pfennigfuchserei fast verspielt. Droht dies Schicksal nun endgültig der Bühne Gerda Gmelins? Reicher Speckgürtel "Sülldorf: Noch grüne Wiese - bald viele Reihenhäuser?" Hamburger Abendblatt, 6. April Es stellt sich doch die Frage: Soll man aufhören, Bauland auszuzeichnen, oder sollte man lieber mehr Bauland freigeben, so daß mehr Familien in Hamburg bauen, d. h. auch hier Steuern zahlen? Ich glaube, daß Hamburg von seiner Grundanlage eine grüne Stadt ist und bleibt. Einzelne Wiesen und leere Flächen kann man auch landschaftsschonend bebauen. Eine Reihenhaussiedlung ist nicht automatisch grau und trist. Wenn man jetzt auf jede Bebauung mit einer Initiative reagiert, dann wird man den Speckgürtel nur noch reicher machen. Das Gegenteil ist für die Stadt wichtig. André Berthy, Hamburg

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