Von KATHARINA BAARK

Das Leben des Carl Johannes Wesselhoeft begann unter schlechten Vorzeichen. Seine Mutter starb bei seiner Geburt am 13. 10. 1816. Zur zweiten Frau seines Vaters, Susette Hudtwalcker, fand er nicht die rechte Beziehung; und so kam er mit acht Jahren in die Köhnckesche Erziehungsanstalt an der Eibchaussee 398.

Nach seiner Lehrzeit trat C. J. Wesselhoeft 1835 mit 19 Jahren in die Firma seines Onkels Nicolaus Hudtwalcker ein, der Assekuranzmakler war. 1844 erhielt Wesselhoeft den Maklerstock.

Nach Paris, der Ausstattung wegen

Mit seinem Onkel verband ihn nicht nur der Maklerberuf, sondern vor allem die Liebe zur Kunst. Als sich Hudtwalcker 1842 von dem berühmten Baumeister Alexis de Chateauneuf in der Hermannstraße 14 ein Haus bauen ließ, fuhren Onkel und Neffe nach Paris, um dort Stoffe, Uhren und Leuchter einzukaufen, wobei C. J. Wesselhoeft den Onkel beriet. Das Mobiliar für das neue Haus stammte aus der Hamburger Werkstatt Piglheim.

Im roten Salon in der Hermannstraße, unter den holländischen Gemälden seines Onkels, verlobte sich Wesselhoeft 1847 mit Therese Chamot aus Frankfurt. Die Hochzeitsreise führte das Paar in das Paris der Februarrevolution von 1848, wo allgemeines Chaos und gleichzeitig eine festliche Stimmung herrschten, und wo immer wieder die Marseillaise gesungen wurde.

1854 mieteten die Wesselhoefts vom Herzog Christian August von Schleswig- Holstein-Augustenburg an der Eibchaussee 398 eben das Landhaus, in dem bis 1835 die Erziehungsanstalt des Herrn Köhncke untergebracht gewesen war. Es muß für C. J. Wesselhoeft eigenartig gewesen sein, die eigenen Kinder dort aufwachsen zu sehen, wo er als Knabe unter einem sehr strengen Regiment zu leiden gehabt hatte.

Auf dem parkartigen Grundstück des Herzogs konnte Wesselhoeft endlich seiner Liebe zur Natur frönen: Nach Ratschlägen aus dem Gardener's Chronicle und anderen englischen Fachzeitschriften schuf er einen englischen Park und pflanzte seltene Koniferen.

Nach dem Tod des Onkels 1863 erbte Wesselhoeft dessen Haus in der Hermannstraße, die bedeutende Gemäldesammlung alter Niederländer und die Versicherungsfirma. So konnte er sich nun ein eigenes Landhaus kaufen: 1864 erwarb er in Teufelsbrück den weitläufigen Mühlenbesitz der Firma van der Smissen, der 1825 in den Besitz des Senators Sillem übergegangen war.

Das ursprünglich schlichte klassizistische Landhaus war um 1826 unter Senator Sillem entstanden. Wesselhoeft veredelte den zweigeschossigen, siebenachsigen Putzbau mit Dreiecksgiebel über dem Mittelrisalit und der von gußeisernen

Stützen getragenen Veranda, indem er das Haus mit Louis-Philippe-Möbeln ausstattete, die gut mit den Stuckornamenten der Decken harmonierten.

Jeweils zu Ostern zogen die Wesselhoefts von der Hermannstraße an die Eibchaussee 352; Ende Oktober, nachdem noch der Geburtstag des Hausherrn mit einem Krammetsvogelessen gefeiert worden war, ging es wieder zurück ins Stadthaus.

Dort widmete sich C. J. Wesselhoeft vor allem der ererbten Gemäldesammlung. Schon Nicolaus Hudtwalcker hatte hauptsächlich niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts gesammelt; Wesselhoeft

verkaufte nun zweitrangige Stücke, um sie durch Meisterwerke zu ersetzen: Neu hinzu kamen Gemälde von Gerard Terborch, Jan van Goyen, Jacob van Ruisdael und ein Rembrandt. Als Wesselhoeft 1888 seine Gemäldesammlung an die Kunsthalle verkaufen mußte, weil er sich verspekuliert hatte, bedeutete das für ihn einen schweren Verlust.

Große Liebe zu Kunst und Garten

Neben der Kunst galt Wesselhoefts ganze Liebe dem Garten. Bei seinem Umzug von der Eibchaussee 398 nach Nr. 352 hatte er auch die seltenen Koniferen mitgenommen. In Teufelsbrück konnte er nun auf dem eigenen, etwa 40 Morgen großen Grundstück, Park und Garten nach seinen Vorstellungen anlegen.

Ausgestattet mit hohem Fachwissen und mit der Hilfe mehrerer Gärtner, legte er um das Haus herum einen französischen Garten mit Teppichbeeten an, auf die er Sommerblumen pflanzte. Aus dem weitläufigen Park machte er eine künstliche Wildnis, die ganz seiner romantischen Ader entsprach. Er pflanzte Zedern und einen Gingkobaum, zwischen den Teichen und der. neu angelegten Wegen wuchsen Kräuter, Farne und Brombeeren. Bei Festen wurde der oberhalb einer Grotte aufgestaute Bach in einen reißenden Wasserfall verwandelt.

Preisgekröntes Obst im Topf gezogen

An der Eibchaussee herrschte, was die Gartenkultur anging, ein edler Wettstreit. Die Godeffroys hatten die schönsten Rhododendren, bei Jenischs in der Bost gab es ein Ananashaus, und im Jenisch-Park wuchsen Orchideen in den Treibhäusern. Weithin berühmt aber war C. J. Wesselhoefts Zucht von Topfobst: Pfirsiche, Feigen und Nectarinen gediehen unter seiner Pflege. Die Wesselhoeftschen Trauben waren begehrt - 1869 wurden die Früchte seiner Arbeit auf der Gartenbauausstellung preisgekrönt.

"Eine zarte Linie nur ist der Schönheit Wunderspur" - C. J. Wesselhoeft suchte die Vollkommenheit ebenso in der Natur wie in der Kunst; ein Gingkobaum im Wesselhoeftpark und ein Rembrandt in der Kunsthalle erinnern daran, daß er für sich diese Vollkommenheit hergestellt hatte.

Letzte Folge: Eibchaussee 547