Die Eiffestraße, Verkehrsschlagader zwischen Hamburgs Osten und der Innenstadt, wird den Belastungen der 90er Jahre nicht gewachsen sein. Das geht aus einem vertraulichen Gutachten der Baubehörde hervor, das sich mit der geplanten Verlängerung der Autobahn 24 über den Horner Kreisel hinaus bis zur Eiffestraße beschäftigt. Ziel der Behörde ist es, wie berichtet, die Sievekingsallee durch dieses neue Stadtautobahn-Stück

Das strenggehütete, zehnseitige Geheimpapier der Baubehörde, datiert vom August 1979, steht in krassem Widerspruch zu den bisherigen Aussagen von Bausenator Volker Lange. Die Hoffnung der Politiker, mit dem neuen Autobahn-Stück bis zur Eiffestraße Wohngebiete zu entlasten, w-ird darin ganz klar vom Tisch gewischt. Statt dessen wird nachgewiesen, daß dann Hamm und Horn vom Verkehr überflutet würden: "Die Bilanz läuft eindeutig darauf hinaus, daß ohne Fahrmöglichkeit zwischen der Autobahn und dem westlichen Abschnitt der Sievekingsallee ein erheblich größerer Kreis von Anwohnern zusätzlich belastet wäre."

Konkrete Zahlen folgen einen Absatz später: "Umwegfahrten und Verkehrsverlagerungen von der Autobahn auf Stadtstraßen bringen einen jährlichen Mehrverbrauch an Treibstoff von rund 600 000 Litern. Insgesamt ergibt sich ein verkehrswirtschaftlicher Nachteil von rund 3,5 Millionen Mark."

Für den Fall, daß die Sievekingsallee gänzlich "dichtgemacht" wird, zeichnet das Gutachten ein düsteres Bild. In der Sievekingsallee selbst würde die Verkehrsbelastung zwar von heute 40 000 auf 30 000 Fahrzeuge pro Tag absinken, ?hinsichtlich der Belästigung der Anlieger

führt diese Verkehrsabnahme aber zu keiner Änderung des subjektiven Lärmempfindens."

Dieser subjektiv nicht spürbaren Entlastung stünde eine Zunahme von 10 000 Autos pro Tag auf der Eiffestraße, 9000 auf der Hammer Straße und 7000 im östlichen Abschnitt der Sievekingsallee gegenüber.

Noch viel schlimmer würde es auf der Hammer und der Horner Landstraße: Wenn die Eiffestraße nicht auf sechs Spuren verbreitert und sämtliche Kreuzungen ausgebaut werden. steigt dort die Belastung auf rund 30 000 Fahrzeuge pro Tage ?

vom stadteinwärts fließenden Verkehr zu entlasten. Statt dessen sollen die nach Fertigstellung der Berlin-Autobahn am Horner Kreisel erwarteten 39 000 zusätzlichen Fahrzeuge pro Tag über die Eiffestraße in die Innenstadt geleitet werden. Aus dem Horner Kreisel heraus soll man dann nur noch auf die Hammer Straße In Richtung Wandsbek und auf die Sievekingsallee in Richtung Horn abbiegen können.

volle 50 Prozent mehr als heute!

Außerdem: Da die Sievekingsallee dann nicht mehr zur Autobahn führt, sind Umwege zu erwarten. Dazu sagt das Geheimgutachten: "Diese belasten zusätzlich die Verbindung Eiffestraße ? Anckelmannplatz ? Bürgerweide ? Wallstraße sowie den Bereich Berliner Tor/Beim Strohhause. Es handelt sich hierbei um ohnehin hochbelastete Stra- ßenzüge und Knotenpunkte, auf denen sich jede Mehrbelastung besonders unangenehm auswirkt, weil die Häufigkeit und Dauer unvermeidbarer Stauungen noch gesteigert würde."

Als Alternative schlägt das Gutachten der Baubehörde eine "halbe Autobahn-Ausfahrt" an der Sievekingsallee vor, über die der Verkehr nur in und aus Richtung Innenstadt fließen kann. Folge: "Künftig rund 45 000 Kfz pro Tag auf der Sievekingsallee und 45 000 auf der Eiffestra- ße entsprechen den heutigen Belastungen dieser Straßenzüge."

Alles das weiß der Bausenator seit August 1979. Dem Hamburger Abendblatt sagte er aber noch am 8. Februar 1980: "Der Verkehr soll nicht über die Sievekingsallee zur City geleitet werden, sondern nur über die Eiffestraße. Dieser Straßenzug ist leistungsfähig genug."