43 Dln-A-4-Selten stark ist das Papier der Baubehörde, das die zukünftige Verkehrs-Infrastruktur Hamburgs beinhaltet. Hier die wichtigsten Auszuge.

Vorrang für den öffentlichen Personennahverkehr

Die Konzentration von Nutzungen in der Innenstadt und damit der Bedarf an Verkehrsfläche lassen es nicht zu, das Straßennetz auf die Belange des Spitzenverkehrs auszurichten. Bedarfsdeckung würde in diesen Fällen gleichzusetzen sein mit nicht zu vertretenden Eingriffen in die erhaltens werte Stadtlandschaft und die gewachsenen Strukturen. Die zwangsläufigen Einschränkungen für den Individualverkehr haben zur Folge, daß Beeinträchtigungen im Berufspendlerverkehr mit dem Pkw zu Spitzenzeiten bewußt hingenommen werden. Der öffentliche Personennahverkehr hat Priorität, um auch künftig verdrängten Verkehr zu bewältigen.

Die Schnellbahnen werden ? wie bisher ? als Rückgrat des Systems öffentlicher Verkehrsmittel angesehen und gefördert. Zuletzt wurden für die inzwischen in Betrieb befindliche City-S-Bahn rund 910 Millionen DM zur Verfügung gestellt Zur Zeit sind die Harburger S-Bahn und die Niendorfer U-Bahn mit einem Mittelbedarf von 1100 Millionen DM bzw. 280 Millionen DM im Bau. Weitere Maßnahmen werden folgen. Dies bedeutet, daß in den nächsten Jahren für den Schnellbahnbau jährlich ein Volumen von 150 bis 200 Millionen DM eingesetzt wird.

Daneben soll der öffentliche Personennahverkehr auf der Straße erleichtert werden. Heute wird ein Anteil von fast 45 Prozent dieses Verkehrs auf der Straße abgewickelt. Verbesserungen bei den Reisezeiten und bei der Erreichbarkeit kommen einem großen Personenkreis zugute. Weitere Bus-Sonderspuren sollen eingerichtet werden, deren positive Wirkung besonders bei der Lini 102 nach Niendorf deutlich wird.

Die bisherige Stellplatzpolitik, die für die Innenstadt und vergleichbare Gebiete mit hohem Verkehrsaufkommen und beengtem Straßennetz eine Beschränkung für Berufspendler und Dauerparker vorsieht, muß konsequent fortgeführt werden. Hier besteht ein wirksames Instrumentarium zur Einwirkung auf die Verkehrsmittelwahl zugunsten des öffentlichen Personennahverkehrs. Seine Bedeutung steigt in dem Maße, in dem Straßenausbauten für den Wirtschaftsverkehr erforderlich werden und damit auch größere Leistungsfähigkeiten in Verkehrsspitzen zur Verfügung stehen.

Gewährleistung des 'Wirtschaftsverkehrs

Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität Hamburgs als Arbeitsplatz müssen neben vielem anderen auch daraufhinwirken, daß der auf die Arbeitsstätten gerichtete Wirtschaftsverkehr abgewickelt werden kann. Es muß mindestens sichergestellt sein, daß in der Zeit des überwiegenden Wirtschaftsverkehrs die Verkehrsabwicklung ausreichend funktioniert. Das Straßennetz ist also nach dem Verkehrsbedarf der Stundengruppe 9.00 bis 15.00 Uhr auszubauen.

Die Dienstleistungsunternehmen in der Innenstadt, insbesondere die des Einzelhandels, sind darauf angewiesen, daß dem Liefer-, Besucher- und Einkaufsverkehr in ausreichendem Maße Stellplätze zur Verfügung stehen. Diesem Bedürfnis wird dadurch entsprochen, daß in den kritischen Bereichen Abstellmöglichkeiten auf den Straßen nur noch in Ladezonen oder an Parkuhren bestehen. Hier kommt es wesentlich darauf an, durch verstärkte Überwachung sicherzustellen, daß Dauerparker solche Stellplätze nicht blockieren. Es wird angestrebt, den Anteil der Kurzparkplätze in den allgemein zugänglichen Parkhäusern zu erhöhen.

Unter diesen Voraussetzungen ist eine Vielzahl von höchstens 30 000 Stellplätzen in der Innenstadt ausreichend. Heute gibt es hier rund 28 000 Stellplätze. Es wird jedoch notwendig, künftig entfallende Stellplätze ? zum Beispiel durch Bebauung von Grundstücken ? nach Möglichkeit zu ersetzen. Dies kann u. a. durch zusätzliche Stellplätze in Tiefgaragen der Neubauten geschehen. Daneben ist anzustreben, in den mit Stellplätzen unterversorgten Bereichen neue Möglichkeiten für Kurzparker im Rahmen der oben genannten Zielzahl zu schaffen.

Radverkehr

Neben öffentlichem Personennahverkehr und Individualverkehr mit dem Pkw hat das Fahrrad für Fahrten im Nahbereich in letzter Zeit wieder zunehmend Bedeutung gewonnen. Wegen der Gefährdung der Radfahrer bei Benutzung von relativ stark belasteten Fahrbahnen sowie wegen Behinderung von Fußgängern . bei gleichzeitiger Benutzung von Gehwegen wird angestrebt, nach Möglichkeit gesonderte Radwege anzulegen. Dieses Ziel hat seinen Niederschlag schon in der Vergangenheit beim Bau von stärker belasteten Straßen gefunden, von denen 575 km mit Radwegen versehen sind.

Zur Zeit wird bei den Bezirken eine Bestandsaufnahme der Radwege vervollständigt, bei der auch die außerhalb der öffentlichen Straßen vorhandenen Wegeverbindungen, die von Radfahrern benutzt werden können, mit erfaßt werden. Dies soll besonders im Einzugsbereich von Schulen, Schnellbahnhaltestellen, Einkaüfsbereichen und Freizeiteinrichtungen geschehen. Dabei ist der Bedarf unter Zugrundelegung des unterschiedlichen Fahrtenaufkommens in Außengebieten generell größer als in der Innenstadt.

Wohnumfeldverbesserungen

Als besonderes Problem ist die Beeinträchtigung der Wohngebiete durch Schleichverkehr anzusehen. Die negativen Auswirkungen durch Lärm, Abgase, Unfallgefährdung und Zerschneidung zusammengehöriger Bereiche erfordern Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung. Hierdurch wird verhindert, daß Verkehr statt auf Hauptverkehrsstraßen als Durchgangsverkehr durch Wohngebiete fahren kann.

Mit einem "Gesamtprogramm zur, Schaffung verkehrsberuhigter Zonen" werden verkehrsberuhigende Maßnahmen systematisch und schrittweise betrieben. Erste Erfolge konnten u. a. Im Phoenix-Viertel, in Ottensen, im Schanzenviertel und in St. Georg erreicht werden.

Verkehrsberuhigende Maßnahmen sollen möglichst mit anderen Maßnahmen zur Verbesserung des Wohnumfeldes koordiniert werden. Dabei spielen in älteren Wohngebteten umweltfreundliche Lösungen für den ruhenden Verkehr eine entscheidende Rolle. Nur wenn ein Teil des ruhenden Verkehrs auf private Stellplätze, in der Regel Tiefgaragen, verlagert werden kann, ergeben sich Gestaltungsmöglichkeiten im öffentlichen Straßenraum. Private Bemühungen zur Schaffung von zusätzlichen Stellplätzen sollen daher weiterhin auch finanziell unterstützt werden.

Umwelt

Die mit neuen Verkehrswegen verbundenen Vorteile für große Stadtbereiche und die dort wohnende Bevölkerung sind immer abzuwägen mit den Auswirkungen, die sich im Bereich der neuen Trasse für die dort Betroffenen ergeben. Weiterhin ist zu beachten, daß in einem dicht

bebauten Gebiet wie Hamburg ein starker Bedarf an Grün- und Erholungsgebieten besteht. Flächenanßprüche neuer Verkehrswege verringern das begrenzte Angebot Gesichtspunkte des Natur-.und Landschaftsschutzes finden deshalb in sogenannten landschaftspflegerischen Begleitplänen Berücksichtigung. Neue Trassen für Verkehrswege sind vorrangig in Gewerbegebieten zu suchen. Ist dieses nicht möglich, sind neue Verkehrswege in Tieflage oder mit Tunnelanlagen zu entwickeln, die ein Minimum an Beeinträchtigungen für die Umwelt verursachen. Darüber hinaus sind je nach den örtlichen Notwendigkeiten Einrichtungen zum aktiven Schallschutz sowie Maßnahmen zur Einbindung in die Stadtlandschaft vorzusehen.