Die Verkehrsserie des Hamburger Abendblattes hat ein starkes Bebe gefunden. Viele Leser haben sieh auch im Ausland umgesehen und geben die dort gewonnenen Eindrucke wieder. Hier eine weitere Auswahl aus den Zuschriften.

Inhumane Phantasien

Zivilisierte Länder wie Schweden halten sich in ihren Städten die Autos buchstäblich vom Leibe, seit diese als Bleischleudern und Giftwerfer überführt sind und obendrein die steinernen Zeugen unserer Vergangenheit zerstören. Noch mehr Autos noch näher an unsere Städte oder in unsere Städte zu leiten, hieße weitere inhumane Phantasien von Experten zu verwirklichen. Ohnehin leben wir nicht in Bergedorf oder wohnen In Harburg, sondern befinden uns In einem numerierten "Wohnumfeld". Die uralte Neustadt des Grafen Adolf von Schauenburg hat durch die Ost- West-Straße aber aufgehört zu existieren ? Hammerbrook und Rothenburgsort hätten wieder aufgebaut werden sollen, dann wohnten Menschen dort, wo sie arbeiten. Doch für die senatsnahen sogenannten gemeinnützigen Wohnungsbau-Unternehmen war es weit lukrativer, auf dfer Wiese mit billig erstandenen und dann gehorteten "Grundstücken zu bauen. Erich H. Krohn,

2 Hamburg 76

Zwei Vorschlage

Das leidige Verkehrsproblem in Hamburg ist natürlich sehr schwer zu lösen. Viele, manchmal ganz ordentliche Vorschläge werden von kleinkarierten Bürgerinitiativen und sturen Hauebesitzern gestoppt. Solange man hierauf Rücksicht nimmt, gibt es nach meiner Ansicht keine vernünftige Losung.

Vorschlag 1: Da Stadtautobahnen aus o. a. Gründen bei unseren Politikern nicht durchführbar sind, sollte man mehr Fußgängertunnel bauen (das ist billiger), dadurch lassen sich die Grünphasen verlängern, und der Verkehrsfluß wird günstiger gestaltet.

Vorschlag 2 (habe ich in Kalifornien und Irland gesehen): Großkaufhäuser mit großen Parkplätzen außerhalb der City erstellen. Die Stadt wird entlastet, und die Parkplatesucherel nach Feierabend bzw. am Wochenende entfällt. Natürlich jammern dann wieder die Einzelhändler, aber wenn man etwas erreichen will, kann man nicht auf alle Rücksicht nehmen (dazu gehören auch politische Vorrangstellungen).

Zusätzliche Überlegungen: Man spricht und jammert über die Benzinpreise und -krlse.Derjgrößte Treibstoffverbrauch entsteht in -Deutschland nach meiner Ansicht nicht beim Fahren, sondern durch das Suchen nach Parkplätzen (Erhöhung der Parkgebühren Ist wohl der primitivste Vorschlag, mit den Schwierigkelten fertig zu werden) am Tage. Dazu Staus beim morgendlichen und abendlichen Verkehr an den bekannten Ein- und Ausfallstraßen, und wenn man die Verkehrsnachrichten hört und von 5-, 20- und 50-km-Staus spricht, dann weiß man, wo der viele Sprit verbraucht wird.

O. Wagner, 2 Hamburg 70

Mehr Badwege

Grundsätzlich begrüßen wir es sehr, daß sich Ihre Serie so ausführlich mit den Verkehrsproblemen In Hamburg befaßte. Mit Ihrer Art der Kritik an der Hamburger Verkehrspolitik und mit Ihren Vorschlägen zur Losung der Hamburger Verkehrsprobleme sind wir jedoch nicht einverstanden.

Im Gegensatz zu Ihren Ausführungen, daß in Hamburg nicht rechtzeitig mit dem Bau eines Stadtautobahnnetzes begonnen und dadurch die bestehende Verkehrsmisere verursacht worden sei, sind wir der Meinung, daß nicht ein mangelnder Straßenbau, sondern die immer noch zu starke Förderung des Straßenverkehrs und der nur halbherzige Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs sowie die zunehmende Behinderung und Gefährdung der Fußgänger und Radfahrer die Ursachen der Verkehrsprobleme sind. In Ihren Artikeln liefern Sie selbst ein wichtiges Argument gegen den weiteren Ausbau des Straßennetzes: Neue Straßen erzeugen nur noch mehr Verkehr, so daß der Straßenbau immer hinter der Entwicklung des Autoverkehrs herhinkt

Die Verkehrsprobleme lassen sich nur durch eine Umorientierung der Verkehrspolitik lösen, auch wenn dies für viele Autofahrer auf den ersten Blick unangenehm zu sein scheint: kein Bau weiterer Stadtautobahnen und anderer Schnellstraßen, statt dessen quantitativer und qualitativer Ausbau der öffentlichen Nahverkehrs- und der Fuß- und Radwege. Wenn Bus- und Bahnfahren, Zu-Fuß-Gehen und Radfahren wirklich attraktiv sind, werden viele Autofahrer gerne auf ihr Auto im Stadtverkehr verzichten, so daß die vorhandenen Straßen ausreichen, um den dann noch notwendigen Autoverkehr, Insbesondere den Wirtschaftsverkehr, zu bewältigen.

Eine solche Verkehrsverlagerung vom Auto hin zu alternativen Verkehrsmitteln ist angesichts der zunehmenden weltweitenöl- und Energieverknappung ohnedies notwendig. Was wir brauchen, sind nicht noch mehr Stra- ßen, sondern Verkehrsmittel und Verkehrswege, die auch dann noch zu benutzen sind, wenn es kein öl mehr gibt: öffentliche Verkehrsmittel, Fuß- und Radwege.

Bilroerinitiotire

-Kleine Stadtautobahn

Querspanoe Nord"