es ? wie schon früher ? massive Bürgerproteste gegen das Projekt und auch Widerstand der SPD und FDP. In der Ausgabe vom 4. Januar stellte das Hamburger Abendblatt diese Stadtautobahn vor und bat die Hamburger um ihre Meinung. Die Baubehörde wirbt für den Bau der Osttangente ? einer Stadtautobahn zwischen Ochsenzoll und der Sengelmannstraße zur Entlastung der Langenhorner Chaussee. Die Trasse, so verspricht Bausenator Dr. Rolf Bialas, führt weitgehend durch unbebautes Gebiet. Dennoch gibt

Die Fülle der Zuschriften ist überwältigend. Als Zwischenbilanz hier eine kleine Auswahl :

Rudi Karge, Hamburg 65: Natürlich brauchen wir Stadtautobahnen, aber nicht auf Kosten der Anlieger. Deshalb sollten lärmschützende Vorkehrungen an erster Stelle stehen. Ein schlechtes Beispiel ist die Alte Landstraße, wo eine vierspurige Straße direkt an einer Reihenhaussiedlung vorbeiläuft. Dort hat man sich nicht um den Lärmschutz gekümmert.

Nachteile überwiegen

Jürgen Hemme, Hamburg 62: Ich fahre täglich mit dem Wagen zur Arbeit und bin gegen den Bau der Osttangente. Bei objektiver Betrachtung überwiegen die Nachteile: zusätzlicher, besonders intensiver Verkehrslärm, Abgasbelästigung und Zerstörung der Gärten. Der einzige Vorteil wäre für die Fahrer, zwischen Ochsenzoll und Alsterkrugchaussee maximal fünf Minuten zu gewinnen. Ein fragwürdiger Vorteil, weil für die meisten Verkehrsteilnehmer die Fahrt hier noch nicht zu Ende ist.

Lothar Rummel, Hamburg 62: Die Osttangente müßte eigentlich schon seit Jahren in Betrieb sein. Ich wohne in unmittelbarer Nähe der geplanten Trasse und würde den Bau dieser Autobahn lieber heute als morgen sehen, sofern sie in einem Einschnitt mit reichlicher Böschungsbepflanzung zwecks Geräuschdämpfung verläuft. Selbstverständlich erfüllt die Osttangente nur dann ihren vollen Zweck, wenn sie am Horner Kreisel beginnt und hinter Garstedt in die Kieler Autobahn mündet.

Werner Heinze, Hasloh: Ich erinnere nur an die hochklingenden Worte der Politiker "Mehr Lebensqualität!" Genau das Gegenteil wird erreicht, wenn man Autobahnen durch die Stadt leitet. Es ziehen immer mehr Hamburger ins Umland, um dem Lärm zu entfliehen. Und es wird immer unerträglicher, Autolärm und Abgase in der Stadt zu ertragen. Die Osttangente würde den halben Verkehr der Westautobahn durch Fuhlsbüttel, Borstel und Barmbek leiten. Selbst wenn an der Sengelmannstraße Schluß mit der Trasse sein sollte, würde sich der gesamte Verkehr durch Barmbek und Winterhude quälen. Was bedeutet dann das große Versprechen "Umweltschutz"?

Dringend nötig

Sigrid Bock, Hamburg 54: Stadtautobahnen sind dringend nötig, wenn Hamburg seine Stellung als Handelsund Industriemetropole nicht verlieren will. Sie sind aber nur sinnvoll, wenn sie zumindest an eine Fernautobahn anschließen. Eine Stadtautobahn, die in ländlicher Idylle und nicht in einem Fächer sehr gut ausgebauter Bundes- und Landstraßen endet, hat ihren Zweck verfehlt.

Karl-W. Nörenberg, Prisdorf: Die These der Bürgerinitiativen, daß leistungsfähige Straßen zusätzlichen Verkehr anziehen, kann ich nur unterstützen. Wir haben, so glaube ich, einen Punkt erreicht, an dem die Nachteile des Autofahrens größer sind als die Vorteile. Man sollte den Individualverkehr nach den Stra- ßen bemessen und nicht umgekehrt ? oder glaubt noch jemand, daß wir jemals genug Straßen haben werden? Heftige Proteste

Ingrid Dunkel-Krüerke, Hamburg 63: Als Anwohnerin der Alsterkrugchaussee/Ecke Sengelmannstraße bin ich also bald eine Osttangenten-Geschädigte. Dagegen protestiere ich auf das heftigste. Warum muß man durch ein gutes Wohngebiet unbedingt eine Stadtautobahn bauen? Wir als Anwohner des Flughafens sind schon genug mit Flugzeulärm und Kerosin-Gestank bestraft. Die Nutznießer dieser Autobahn wären nicht wir, sondern die Norderstedter, die dadurch etwas schneller an ihre Arbeitsplätze in Hamburg gelangen.

Dr. Herbert Kaminski, Hamburg 65: Die geplante Lösung zur Entlastung der Langenhorner Chaussee mit Anbindung an die BAB erscheint mir nützlich, unumgänglich und einer Weltstadt wie Hamburg würdig.

Für und wider die Osttangente. Ständig treffen weitere Briefe zu diesem heißdiskutierten Thema ein. Bisherige Meinungs-Bilanz: jeder zweite Briefschreiber lehnt die Stadtautobahn in der vorgeschlagenen Form ab. Weitere Briefe in der nächsten Woche.